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WM 2018: Uruguay vor dem Viertelfinale

Morawes WM-Kolumne: Uruguay – die monogame Sportnation

  • Aktualisiert: 06.07.2018
  • 12:30 Uhr
  • ran.de
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In seiner Kolumne beschreibt Kult-Kommentator Uwe Morawe, wie Uruguay vom Fußball besessen ist. Er erklärt, warum noch nie ein Spieler aus der Nationalmannschaft zurückgetreten ist und warum Uruguay vier Sterne auf dem Trikot hat. 

Alle vier Jahre stellt sich wieder dieselbe Frage: Welches ist das fußballverrückteste Land bei der Weltmeisterschaft?

Als müssten Mathematiker den Satz des Pythagoras wieder neu erfinden, ist auch hier die Antwort immer wieder die Gleiche: Uruguay! (WM-Viertelfinale: Uruguay vs. Frankreich ab 15:45 im ran-Liveticker)

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Uruguay als Sport-Nation: Erst der Fußball, dann lange nichts

Edinson Cavani
News

Uruguays Cavani blüht im Schatten der Stars auf

Edinson Cavani gilt als einer der wichtigsten Spieler der uruguayischen Nationalmannschaft. Dabei steht der Stürmer überhaupt nicht gern im Rampenlicht.

  • 05.07.2018
  • 23:19 Uhr

Schauen wir auf die sportlichen Erfolge Uruguays der letzten 50 Jahre außerhalb des Fußballs:

Das Duo Cairus/Vieyto erreichte vor 12 Monaten die Runde der letzten 64 bei der Beachvolleyball-WM. Juan Alvarez gewann 2017 im Golf die Bolivian Open und schraubte sein Karrierepreisgeld damit auf schwindelerregende 10.000 Dollar. Pablo Cuevas stand 2014 für eine Woche auf Rang 19 der Tennis-Weltrangliste. Nicht zu vergessen: die olympische Silbermedaille in Sidney 2000 für den Bahnradfahrer Wilton Wynants. Das einzige Edelmetall seit 1964.

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In Uruguay gilt: Es zählt eigentlich nur Fußball

Mehr ist da nicht! Nie erreichte ein Leichtathlet oder Schwimmer ein olympisches Finale. Von Fechten, Schießen, Judo, Gewichtheben oder anderem olympischen Sportarten ganz zu schweigen. Das macht der Uru nicht!

Wer in diesem kleinen Land etwas Anderes als Fußball betreibt, wurde als Letzter auf dem Bolzplatz gewählt und hatte Helikopter-Eltern.

Uruguay hat einen konstanten Nachschub an Fußball-Talenten

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Gefühlt 99,9 Prozent der Erziehungsberechtigten ersparen ihrem Nachwuchs die soziale Ausgrenzung und stülpen ihm bereits im Säuglingsalter das Celeste-Trikot über. Fußball, nur Fußball zählt!

Resultat ist ein konstanter Nachschub an Talenten, die angesichts der nur 3,4 Millionen Einwohner bewundernswert ist.

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Uruguay hat eine erfolgreichere Fußball-Geschichte als Spanien

Kleiner als Berlin, aber zwei Mal Weltmeister plus drei Halbfinals.

Zum Vergleich: Spanien landete lediglich zwei Mal unter den letzten Vier.

Uruguays Mentalität: Niemlas darf der Gegner ohne Muskelkater ins Bett

Dass immer wieder Weltklassespieler wie Enzo Francescoli, Diego Forlan oder jetzt Diego Godin, Luis Suarez oder Edinson Cavani herausgebracht werden, ist Resultat eines eingefleischten Gefühls des Zusammenhalts und des Stolzes - ohne jemals überheblich zu wirken.

In Uruguay weiß man: Die Siege des Nationalteams sind immer hart erkämpft. Hoch verloren wird so gut wie nie. Und Ehrensache: niemals darf der Gegner ohne Muskelkater ins Bett.

Uruguay mit vier Sternen auf dem Trikot

Dazu wird Geschichtsbewusstsein großgeschrieben. Die Erfolge der Pionierzeit werden verehrt wie in keiner anderen Fußballnation.

Die Namen der Weltmeister von 1930 und 1950 sind immer noch präsent. Tribünen des Centenario-Nationalstadions wurden "Amsterdam" und "Colombes" benannt. Stätten der Olympiasiege 1924 und 1928. Und weil die FIFA das damals gleichzeitig als WM-Sieg anerkannte, trägt Uruguay bis heute vier Sterne auf dem Trikot.

Noch nie ist ein Nationalspieler Uruguays zurückgetreten

Als die moderne FIFA im Jahr 2010 mit der Aufforderung um die Ecke kam, zwei der vier Sterne wieder zu entfernen, konnte es nur eine Antwort geben: Schleicht Euch, Ihr Bürohengste!

Noch nie in der Geschichte ist ein Spieler aus der Nationalmannschaft zurückgetreten! Das nenne ich Identifikation.

Wenn es aufgrund des Alters oder der Leistung nicht mehr reicht, dann soll es halt so sein. Doch freiwillig auf einen Einsatz im himmelblauen Trikot verzichten - für jeden Uruguayer schlichtweg unvorstellbar.

Uruguay war eben schon immer das fußballverrückteste Land der Welt.

Uwe Morawe

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