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Brasilien-Superstar nur schwer zu ertragen

ranSicht zu Neymars Schauspiel-Einlagen bei der WM: Junge, hör' bitte endlich auf damit

  • Aktualisiert: 02.07.2018
  • 23:16 Uhr
  • ran.de/ Andreas Reiners
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© imago/Fotoarena
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Neymar bringt die Fußball-Welt mit seinen vielen Schwalben und Schauspielereien bei der WM in Russland immer weiter gegen sich auf. Deshalb die bescheidene unseres ran-Redakteurs Andreas Reiners an den Superstar: Hör' endlich auf damit!

München - Es ist nur schwer zu ertragen. Sehr schwer. Man fühlt eine Mischung aus Abscheu, Fremdschämen, Wut, Fassungslosigkeit. Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Stattdessen ist es vor allem peinlich und unverschämt.

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Doch vielleicht ist Lachen tatsächlich die beste Lösung, wenn man sieht, wie ein so begnadeter Fußballer wie Neymar auf der größtmöglichen Bühne das komplette Publikum gegen sich aufbringt. Denn es ist nur schwer nachvollziehbar, warum sich der Brasilianer nach einer leichten Berührung auf dem Boden wälzt, dass man sich ernsthaft um seine Karriere sorgt. Man mag ihm verzweifelt zurufen: "Warum? Hör damit auf. Sofort!"

Drama-Queen und Exzentriker

Neymar hat die Schauspielerei weder erfunden, noch hat er sie in den Profifußball eingeführt. Wohl aber treibt er die Theatralik, den Hang zum Drama, seine Exzentrik ans Limit, und eigentlich meistens darüber hinaus. Wo andere hin und wieder für Kopfschütteln sorgen, nervt er kolossal. Der 26-Jährige hat das eigentlich Unmögliche geschafft: Selbst in der Heimat sind Fans und Medien vom Superstar angewidert.

"Sein Problem ist kein physisches. Es ist der Kopf", schreibt die Sportzeitung "Lance": "Es ist nicht so, dass Neymar der einzige Spieler ist, der versucht, den Schiedsrichter zu täuschen. Aber alles hat eine Grenze. Neymar hat seine bereits überschritten!" Das trifft es ganz gut.

Es ergießt sich ein riesiger Kübel Spott über ihn, und reflexartig sucht man nach Gründen für das affektierte Verhalten, hinter dem sogar Cristiano Ronaldo nicht mehr wie ein selbstverliebter Gockel, sondern wie ein normaler, sympathischer Junge von der Straße wirkt. Nach Erklärungen für ein Verhalten, das er in diesem Ausmaß so gar nicht nötig hätte.

Keine Frage: Es ist nicht von der Hand zu weisen, sondern statistisch belegt, dass Neymar am meisten gefoult wird, und darunter sind nicht nur Streicheleinheiten. Will er mit dem übertriebenen Abrollen und dem schmerzverzerrten Geschrei ein Signal an die Schiedsrichter senden, ihn besser zu schützen, hat er dabei schon lange maßlos übertrieben. Und dabei sogar eher das Gegenteil erreicht.

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"Neymar, o fominha"

Und es ist auch keine Frage, dass Fußball-Feingeister manchmal etwas schräg sind. Vielleicht noch etwas mehr, wenn ein Klub 222 Millionen Euro zahlt und den Eiffelturm bei der Ankunft anleuchtet. "Neymar, o fominha" – Neymar, der Ballsüchtige, heißt es in der Heimat immer wieder. Er ist also einer, der alles kann, aber auch alles alleine machen will. Ein Egoist, wie er im Buche steht. Einer, der immer im Mittelpunkt stehen will. Stehen muss. Ob nun durch Tore oder Schwalben, macht dabei keinen Unterschied. Hauptsache anders, Hauptsache besonders, Hauptsache im Fokus. Egomane statt Teamplayer. Einer, bei dem man sich fragt, warum er überhaupt einen Mannschaftssport ausübt.

Nach dem Spiel gegen Costa Rica und einigen weiteren Ausfällen schrieb er auf Instagram: "Nicht alle wissen, was ich durchgemacht habe, um es bis hierher zu schaffen. Gut reden kann jeder, selbst ein Papagei kann reden. Aber es machen... Das schaffen nur wenige!". Und ergänzte: "In meinem Leben waren die Dinge noch nie leicht. Warum soll es jetzt anders sein." Die Karte seines harten, aber erfolgreichen Aufstiegs lässt sich leicht spielen, taugt aber auch nur bedingt als Erklärung.

Der negative Höhepunkt folgte nun gegen Mexiko: Sein langsamer "Tod", nachdem der Mexikaner Miguel Layun ihm auf den Fuß getreten war. Neymar schrie, wälzte sich am Boden, ließ sich behandeln – und brachte damit auch noch ganz Mexiko gegen sich auf. "Leider haben wir viel Zeit verschwendet wegen eines Spielers. Es ist eine Schande für den Fußball. Das ist ein schlechtes Beispiel für die ganze Welt und all die Kinder vor dem Fernseher. Es sollte nicht so viel Schauspielerei geben", sagte Nationaltrainer Juan Carlos Osorio.

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Man muss auch mal einstecken können

Und Neymar? Der war sich keiner Schuld bewusst. "Man muss auch mal einstecken können, das haben wir gezeigt", sagte der 26-Jährige. Mehr noch: Ein Tritt wie der von Layun sei furchtbar, meinte er: "Ich musste wieder viel einstecken. Das kann er nicht machen, wenn ich schon dort draußen liege. Sie haben viel geredet vor dem Spiel - jetzt fahren sie nach Hause."

Er verteidigt sich: "Sie treten mich, ich spiele Fußball. Sie provozieren mich, aber das kann ich auch, auf meine Art und Weise, mit dem Ball."

Das mit dem Ball, das kann er tatsächlich. Das geht bei seinem Getue nur leider immer öfter unter. Dabei hatte er beim 2:0 gegen Mexiko ein Tor geschossen und eines vorbereitet. Die Schlagzeilen beherrschen aber seine Schauspieleinlagen. Denn die sind nur schwer zu ertragen. Also bitte Neymar: Hör auf damit. Sofort.

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