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Ex-Nationalspieler im Interview

Stefan Kretzschmar exklusiv: "Wir steigern uns immer, wenn es in die entscheidenden Spiele geht!"

  • Aktualisiert: 18.01.2018
  • 19:41 Uhr
  • ran.de / Dominik Kaiser
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© getty
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Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar spricht im exklusiven ran.de-Interview über die Leistung der deutschen Mannschaft in Kroatien, seine Liebe zum US-Sport und warum ihn ausgerechnet Icke begeistert.

München - Die Handball Europameisterschaft in Kroatien (Alle Spiele der EM auf Sportdeutschland.tv) zieht Millionen Fans an die Bildschirme. Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar verrät im ran.de-Interview, warum Deutschland nicht der Top-Favorit ist, was American Football und Handball gemeinsam haben und Netman "Icke" Dommisch ein Revolutionär ist.

ran.de: Handball-EM, NFL-Playoffs und die üblichen Sportübertragungen - wie viel Zeit verbringst du gerade vor dem Fernseher?

Stefan Kretzschmar: (lacht) Ganz ehrlich, meine Frau ist bereits ein bisschen genervt, weil ich den ganzen Tag damit zubringe, Handball, Football oder Basketball zu gucken. Mein Sehverhalten ist da noch von meinem letzten USA-Urlaub beeinflusst. In der ersten Nacht in Deutschland konnte ich nicht schlafen, also ich habe die Zeit mit NBA schauen verbracht. Das Vikings-Spiel gegen die Saints habe ich sogar im Flugzeug gesehen. Aber klar, der Handball steht gerade sehr im Fokus.

ran.de: Auch über das Fernsehen hinaus …

Stefan Kretzschmar: Für uns Handballer ist das natürlich gerade die Hochzeit, deswegen steht auch Social Media für mich im Vordergrund. Ich habe mich auch das erste Mal mit Facebook Live ausprobiert. Der Sport bekommt für eine kurze Zeit eine größere Aufmerksamkeit als sonst, das sollte man ausnutzen.

ran.de: Ein Sieg und zwei Unentschieden. Wie lautet dein Zwischenfazit zur deutschen Mannschaft?

Stefan Kretzschmar: Ich bin nicht unzufrieden. Natürlich bereiten uns ein paar Dinge Sorgen. Zum Beispiel, dass noch nicht alle Spieler im Turnier drin sind und ihre optimale Leistung gebracht haben. Allerdings hatten wir auch drei Auswärtsspiele gegen Mannschaften vom Balkan, wie gegen Mazedonien, wo ein richtiger Hexenkessel auf unsere Truppe wartete. Die Mannschaft ist ja noch recht jung und unerfahren. Wie sie mit dem Druck umgangen sind und ihn bewältigt haben, das hat mir gut gefallen. Wir gehen mit zwei Punkten in die Hauptrunde, wie alle anderen Mannschaften außer Mazedonien. Da ist jetzt alles möglich! 

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Handball-Nationalteam: Titel, Katastrophe und zurück

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ran.de: Stichwort "Druck". Ist nach dem EM-Titel 2016 die Erwartungshaltung an die junge Mannschaft zu groß?

Stefan Kretzschmar: Das trifft den Nagel auf den Kopf! Ich glaube, dass Deutschland 2016 der größte Überraschungs-Europameister aller Zeiten war. Und wie sie diesen Titel geholt haben, war eine der sympathischsten Mannschafts-Storys überhaupt. Wir können also nicht sagen, dass Deutschland jetzt der absolute Top-Favorit auf den Titel ist! Und schon gar nicht, wenn Nationen wie Frankreich, Dänemark, Spanien und Kroatien dabei sind und mit absoluten Weltklassespielern gespickt sind. Wir sind sicherlich eine Mannschaft, die um den Titel mitspielen kann. Das DHB-Team aber als absoluten Top-Favoriten zu sehen, ist eine Ausgangslage, die in Deutschland falsch interpretiert wird.

ran.de: Also würde etwas mehr Ruhe nicht schaden?

Stefan Kretzschmar: Klar ist es schön, dass die Leute der Mannschaft den Sieg zutrauen. Das war ja in Deutschland nicht immer so. Aber im Handball ist alles möglich. Sieg und Niederlage stehen so nah beieinander, ähnlich wie im Basketball oder Fußball. Das sitzen die, die heulen, direkt neben denen, die feiern. Und 2016 haben wir gefeiert.

ran.de: Trotzdem sprichst du von "Mitfavorit". Was muss Trainer Christian Prokop tun, um die Mannschaft auf die entscheidenden Spiele einzustellen?

Stefan Kretzschmar: Er hat ja schon eine Änderung vorgenommen und Bastian Roscheck gegen Finn Lemke getauscht, den Abwehrchef der "Bad Boys" von 2016. Er hat gesehen, dass etwas Emotion fehlte. Gerade im zweiten Spiel gegen Slowenien war uns der Gegner in diesem Punkt voraus. Aber gegen Mazedonien hat die Mannschaft wieder eine "Bad Boy"-Mentalität gezeigt. Er muss nicht viel ändern. Was mir auffällt ist, dass manche Spieler noch nicht das Selbstvertrauen haben, das man von ihnen aus der Bundesliga kennt. Ich hoffe, dass die Jungs jetzt nochmal zusammenwachsen, um gegen Tschechien eine absolute Top-Leistung abzurufen.

ran.de: Die kommenden drei Spiele werden besser, weil …

Stefan Kretzschmar: … die richtigen "Auswärtsspiele" jetzt vorbei sind. Gegen Tschechien, Dänemark und Spanien dürften die Sympathien und Antipathien auf den Rängen wieder geteilt sein. Zudem liegen uns diese Mannschaften mit dem europäischen Handball etwas besser. Wenn die Jungs kapiert haben, dass jedes Spiel ein Endspiel ist und auch so in die Partien gehen, ist vieles möglich. Eigentlich steigern wir uns immer, wenn es in die entscheidenden Spiele geht. Ich glaube, dass Deutschland noch genug Steigerungspotenzial hat, um die kommenden drei Spiele erfolgreich zu gestalten. 

ran.de: Du bist außerdem großer NFL-Fan. Wie kam es dazu?

Stefan Kretzschmar: Erstmal bin Sportfan und vor allem Fan amerikanischer Sportarten. Das passierte, als Michael Jordan in die NBA kam. Es ging ja vielen Menschen auf dem Planeten so, dass dieser eine Mensch, durch seine Aura und Art, die Leute elektrisiert hat. Das war unfassbar! Dadurch bin ich auf andere Sportarten aufmerksam geworden. Los ging es mit den Dallas Cowboys und dem legendären Trio aus Troy Aikman, Emmitt Smith und Deion Sanders, auch die 49ers mit Joe Montana fand ich super. Für den Super Bowl stehe ich seit 10 Jahren auf, richtig intensiv wurde es aber in den letzten fünf Jahren. Natürlich hat mich die permanente "Nerverei" von Frank Buschmann dazu gebracht, auch #ranNFL zu gucken. Später habe ich auch Icke kennengelernt und fand es stark, wie er Social Media interpretiert. Das war revolutionär in Deutschland. So wird man an den Sport gebunden. In meinem Fall heißt das, dass ich mir inzwischen jedes Jahr Spiele vor Ort ansehe.

ran.de: Welches war dein letztes NFL-Spiel vor Ort?

Stefan Kretzschmar: Das war Bills at Dolphins in Miami, als Buffalo den ersten Playoff-Einzug seit 17 Jahren schaffte. Die haben in Miami gefeiert wie die Verrückten. Ich wusste gar nicht, dass die "Bills Mafia" so eine staatenübergreifende Fankultur ist. In Orlando war ich sogar in einer Bar, die komplett Bills-gebrandet war. In den ganzen USA begegnen dir immer wieder Bills-Fans.

ran.de: Handball und American Football sind sich in den Grundzügen ähnlicher, als es die Meisten vermuten. Wie siehst Du das?

Stefan Kretzschmar: Es sind beides taktisch sehr anspruchsvolle Sportarten. Klar, im Football brauchen Spieler ein halbes Jahr, um das Playbook ihres Teams zu büffeln. Das ist ein anderer Umfang als im Handball. Aber es gibt aber in beiden Sportarten wahnsinnig viele Spielzüge, was der grundliegende Unterschied zum Fußball ist. Da gibt es verschiedene Grundtaktiken und das war es. Aber pro Angriff richtige Kombinationen und Spielzüge anzusagen und so die Taktik des Gegners auszuhebeln, da sind sich Handball und Football schon ähnlich. 

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Stefan Kretzschmar: Ich finde, dass die Härte vergleichbar ist. Football ist in meinen Augen noch ein stückweit härter, allerdings sind die Jungs auch geschützt. Die Härte ist beeindruckend und beängstigend zugleich, wenn man bedenkt, welche Kopfverletzungen da möglich sind. Diese Gefahr besteht im Handball nicht. Aber vielleicht mag ich American Football deswegen so, weil es eine gewisse Grundhärte hat und die Jungs an jedem verdammten Sonntag auf dem Feld ans Maximum gehen.

ran.de: Welche Position hätte Stefan Kretzschmar gespielt, wenn er Footballer geworden wäre?
Stefan Kretzschmar: In der D- oder O-Line fände ich es jetzt nicht so cool (lacht)! Wide Receiver, Cornerback hätte ich mir vorstellen können. Wobei der Quarterback natürlich auch seinen Reiz hat. Die Mischung aus Handball und Football, in den meisten Fällen wärst du der Held. Das sind schon die drei verlockenden Positionen.

ran.de: Wie siehst du die kommenden Playoff-Partien?

Stefan Kretzschmar: Gerade die Jacksonville Jaguars werden ans Äußerste gehen müssen, um Tom Brady und die New England Patriots zu schlagen. Da wird eine gewisse Härte sicherlich ein Mittel sein. Aber generell sind die Playoffs in dieser Saison verrückt. Es sind einige Mannschaften dabei, die ich absolut nicht auf der Rechnung hatte. Ich habe auf die Philadelphia Eagles nicht mehr viel gegeben, nachdem sich Carson Wentz verletzt hatte. Ich habe die Analyse von Coach Esume verfolgt. Er hat alle Mannschaften ausgeschlossen, die keinen Quarterback mit Playoff-Erfahrung haben. Die sind jetzt aber alle weiter (lacht)!

ran.de: Der Super-Bowl-Sieger heißt am Ende also?

Stefan Kretzschmar: Es ist wahrscheinlich sehr einfach, zu sagen, dass die Patriots den Titel holen. Ich würde es cool finden, wenn die Minnesota Vikings den Super Bowl in ihrem Stadion spielen könnten. Aber wenn ich auf die vier verbliebenen Teams blicke, werden es wohl wirklich die Patriots machen.

Das Interview führte Dominik Kaiser


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