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DTM am Norisring: Klima-Aktivisten kämpfen weiter für Ende des Events

  • Aktualisiert: 06.07.2022
  • 08:11 Uhr
  • Motorsport-Total
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© smg/Ebner
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Am Wochenende organisierte Extinction Rebellion eine Protestaktion am Norisring. Die Klimaaktivisten fordern weiterhin ein Ende des DTM-Rennens in Nürnberg.

München - Die Klima-Aktivisten von Extinction Rebellion sorgten im Juni mit einem offenen Brief für Aufsehen, in dem sie von der Stadt Nürnberg und deren Oberbürgermeister Marcus König die Absage des DTM-Wochenendes auf dem Norisring forderten.

Diese Forderung verlief freilich im Sande, bei der 79. Ausgabe des Norisring-Speedweekends im Jahr 2022 gewannen Thomas Preining und Felipe Fraga die beiden DTM-Läufe. Doch die Aktivisten bleiben weiter am Ball. Sie hatten für das Rennwochenende eine Protestaktion unweit des Veranstaltungsgeländes vorbereitet - und beim gesamten Event und selbst in der Startaufstellung war ein deutlich größeres Polizeiaufgebot als in der Vergangenheit sichtbar.

'Motorsport-Total.com' machte sich am Sonntag gegen Mittag einen eigenen Eindruck von der Protestaktion und traf dabei nicht viel mehr als 20 Aktivisten, wobei es sich aber um eine Momentaufnahme handelte. Laut dem Veranstalter nahmen an der Kundgebung, die von 9:30 Uhr bis 13:00 Uhr stattfand, ungefähr 70 Aktivisten teil.

Beim Besuch begegneten wir Karim Abu-Omar, einem Mitorganisator der Aktion. Er untersucht als Sportwissenschaftler an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wo er auch als Privatdozent tätig ist, die Auswirkungen des Profisports auf das Klima.

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Nürnberger Straßenverkehr verbraucht mehr als die DTM

Und weiß daher auch: "Der ganze Profisport hat einen hohen CO2-Fußabdruck. Und der Motorsport hat natürlich das Problem, dass noch während des Ereignisses [weiter verbraucht und emittiert wird]." Im Falle des DTM-Wochenendes auf dem Norisring ist die Rede von etwa 25.000 Litern Benzin, "plus der Reifenabrieb, der Lärm und so weiter."

Dabei ist einem Bericht des 'Bayerischen Rundfunks' zufolge im normalen Straßenbetrieb der Stadt Nürnberg der Schadstoff-Ausstoß größer. Die Rechnung des BR hat ergeben, dass in der Halbmillionenstadt rund 90.000 Liter Sprit verbraucht werden - pro Tag!

Auf ähnliche Befunde bezieht sich auch DTM-Chef Gerhard Berger, wenn er sagt: "Ein Hochschul-Professor hat sich dem Thema angenommen, völlig neutral und eher von der grünen Seite. Und der hat gesagt: 'Wenn die Strecke am Norisring am Wochenende offen wäre für den normalen Verkehr, dann wäre die Umweltbelastung ungleich höher als das, was jetzt passiert.'"

Trotzdem tut sich auch auf der DTM-Plattform einiges: Man plant in den kommenden Jahren die Einführung der DTM Electric sowie eines klimafreundlichen Kraftstoffs, zudem soll der eigene CO2-Fußabdruck offiziell ermittelt werden. "Die ganz großen Themen muss man über die Technik lösen", hielt Berger am Norisring fest.

Die künftige Elektrorennserie der Plattform sieht Abu-Omar jedoch skeptisch: "Das ist dann noch ein Rennen mehr." Er empfindet Initiativen von Rennserien und Automobil-Herstellern, wie etwa die Wasserstoff-Projekte des ACO und von Toyota, als "unehrlich". Als Beispiel für seine Haltung nennt er die Formel E, wo die Energie nicht aus grünen Quellen stamme.

Das große Problem Greenwashing

Dabei kommt er auch auf das sogenannte Greenwashing zu sprechen, also das Phänomen, dass sich jemand ohne erkennbare Grundlage als verantwortungsbewusst und klimafreundlich anpreist. Und Abu-Omar sieht den Weg kritisch, über den Erwerb von CO2-Zertifikaten trotz Schadstoff-Emissionen offiziell CO2-Neutralität zu erreichen.

"Wir wissen aus wissenschaftlicher Sicht: So klappt das einfach nicht. Wir brauchen zumindest eine ernsthafte Anstrengung", so der Wissenschaftler. Auch der Motorsport-Club Nürnberg (MCN) strebt für den Norisring im Jahr 2025 CO2-Neutralität an. Doch die Lage des Norisrings mitten in der Stadt Nürnberg ist ein weiteres Problem für Abu-Omar.

Auch deswegen ist bereits ein Antrag gegen eine weitere Austragung des Norisring-Speedweekends auf den Weg gebracht. Er soll im Herbst behandelt werden. "Für uns hört das nicht am Montag [nach dem Rennwochenende] auf, sondern wir werden schauen, dass wir Einfluss nehmen auf die kommunale Politik", kündigt Abu-Omar bereits an.

"Es muss ja für so eine Veranstaltung Genehmigungsverfahren geben, und die Gelegenheit, Einspruch zu erheben." Ihm geht es darum, die Menschen in Nürnberg miteinzubeziehen. Die Einwohner der Stadt sollen mitentscheiden, "ob dieses Rennen noch zeitgemäß ist."

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Norisring-Zukunft müssen "alle gemeinsam entscheiden"

Hier hat aber auch DTM-Chef Berger ein Argument auf seiner Seite, denn in diesem Jahr sollen am Norisring rund 70.000 Zuschauer vor Ort gewesen sein. "Wir haben volles Haus. Das heißt doch: Die Leute wollen sowas", erklärt der Österreicher.

Aufgrund dieser zwei Seiten ist ein gesellschaftlicher Dialog wichtig. "Wir müssen als Gesellschaft diese Entscheidungen treffen", sagt Abu-Omar. "Wir haben nur noch ein sehr kleines CO2-Budget in den nächsten Jahrzehnten, aber wofür geben wir das aus?"

"Wir können auch sagen: Wir wollen weiter ein gewisses Maß an Unterhaltung, und dazu gehört auch, dass Motorsport vielleicht okay ist. Aber das müssen wir eben alle gemeinsam entscheiden", im Dialog. Und Abu-Omar bedauert es, dass die ITR diesen Dialog vermeidet.

Meidet ITR Debatte? "Austausch muss konstruktiv sein"

Anfragen von Extinction Rebellion beim Motorsport-Club Nürnberg und bei der DTM-Dachorganisation ITR seien seinen Angaben zufolge ohne Rückmeldung geblieben. "Jeder Diskussion mit uns wollen sie aus dem Weg gehen. Das finde ich nicht ehrlich."

Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' fand die Kontaktaufnahme von Extinction Rebellion mit der ITR, dem MCN und dem Nürnberger Oberbürgermeister aber ausschließlich über den offenen Brief statt, der rund einen Monat vor der Veranstaltung per E-Mail und auch per Post verschickt wurde. Darin hieß es: "Für ein Gespräch stehen wir zur Verfügung."

Die ITR stellt nun auf Nachfrage klar: "Wir gehen gerne mit jedem in den Austausch und haben am Norisring betont und gezeigt, dass wir offen sind für neue, nachhaltige Wege und diese auch selbst forcieren. Es muss aber gewährleistet sein, dass dieser Austausch immer konstruktiv ist."


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