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Rene Rast im DTM-Meisterporträt: Der Motorsport-Malocher

  • Aktualisiert: 08.11.2020
  • 15:59 Uhr
  • ran.de / Motorsport-Total.com
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© Audi AG
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Mit seinem dritten Titelgewinn in der DTM macht sich Rene Rast unsterblich: Doch die Erfolge musste sich der gebürtige Mindener in seiner Karriere hart erarbeiten.

München - Hockenheim, 19. April 2004 - die Motorsport-Karriere von Rene Rast ist beendet. Zu wenig Budget, das falsche Team - an einer der ersten Stufen der klassischen Formel-Sport-Leiter so früh gescheitert, während zeitgleich ein gewisser Sebastian Vettel die Konkurrenz schwindelig siegt. Vettels Werdegang wird Motorsport-Geschichte schreiben. Rasts ebenfalls. Denn Rast ist der Champion der zweiten Chancen, macht Tourenwagen- statt Formel-Karriere.

Wie eine Schablone ließen sich Rückschläge und das Immer-Wieder-Zurückschlagen über die Karriere des Mindeners legen. Im Großen, Ganzen. Und im vermeintlich Kleinen. Das Jahr 2020 ist wieder so eine typische Rast-Story. Mit DTM-Titel Nummer drei, gewonnen ebenfalls in Hockenheim, zog Rast mit Tourenwagen-Legende Klaus Ludwig gleich. Nur Bernd Schneider hat mehr Titel gewonnen, deren fünf.

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Auf einer Stufe mit Legende Klaus Ludwig

Motorsport-Geschichte zu schreiben ist nicht Rasts vordergründigster Antrieb, schon eher interessieren ihn Statistiken. Mit seinem Sieg am Sonntag, dem 25. in seiner DTM-Karriere, ließ er Mattias Ekström hinter sich. In der ewigen Bestenliste ist Rast hinter Schneider (43) und Ludwig (37) alleiniger Dritter ist.

Der gebürtige Mindener ist damit erfolgreichster Audi-Pilot, aber mit dem bemerkenswerten Unterschied, dass Schneider für seine Siege 236 DTM-Starts absolvierte, Ludwig 219 und Ekström 197. Gerade einmal 76 DTM-Starts zählt Rast, denn 2020 ist erst seine vierte komplette Saison.

Rene Rast, der Malocher: Akribische Vorbereitung

"Rene ist kein einfacher Mensch, eigentlich schwierig", sagt Dennis Rostek. Er muss es wissen, er ist seit 2005 sein Manager. Rast, der am 26. Oktober seinen 34. Geburtstag feierte, wird in jedem Fahrerlager in höchstem Maße geschätzt, aber auf manche Leute wirkt er eher etwas kühl, abweisend. Ganz anders dagegen sein Titelwidersacher Müller, der mit seinem sympathischen Lächeln und seinem Schweizer Akzent schnell die Herzen erobert.

Der Manager würde sagen, dass "Rene immer fokussiert ist." Rostek ergänzt: "Rene ist ein Malocher!" Und das meint er im besten Sinne des Wortes. Akribie ist ein Merkmal, das Rast besonders auszeichnet. "Er arbeitet intensiver als jeder Ingenieur", so Rostek. An der Rennstrecke und noch mehr zuhause investiert der Rennfahrer Stunden um Stunden in die Analyse und die Vorbereitung.

Ganz gleich, wie lange es dauert, er sucht alle möglichen Videos von einem Rennen, einer Rennstrecke. "So viel wie ich finden kann." Dann schneidet er sich die relevanten Szenen zusammen, die er sich dann immer und immer wie anschaut. "Wo sind die besten Stellen zum Überholen, die besten Linien zum Verteidigen, die besten Startplätze, wo drohen Strafen." All das saugt Rast in sich auf.

"Klar, das ist sehr zeitaufwändig, das kostet extrem viel Zeit", räumt er ein. Der Erfolg gibt ihm allerdings Recht. "Eigentlich ist dieses Prozedere schon in jeder Rennserie meine Art der Vorbereitung." Rast vergräbt sich genauso in die Daten, auch in seine alten Daten. "Man muss auch aus eigenen Fehlern lernen. Wenn ich zum Rennen komme, habe ich einen konkreten Fahrplan."

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Manager Rostek: "Rene ist kein Naturtalent"

In dieser Intensität ist das eher ungewöhnlich. "Er nutzt diese Basics zu 110 Prozent", unterstreicht sein Manager. Was Rostek, der Rast längst zum Partner seiner Firma gemacht hat, dann sagt, klingt weniger charmant: "Rene ist nicht unbedingt ein Naturtalent."

Betrachtet man Rasts DTM-Bilanz, so möchte man ihm widersprechen. Was Rostek aber meint ist, dass sein Schützling sich diese Erfolge extrem hart erarbeitet. Ein Malocher eben. "Das unterscheidet ihn von den meisten anderen Rennfahrern."

Rast ist sofort zur Stelle, wenn Testfahrten anstehen. "Jede Runde zählt. Fahren ist das beste Training", ist er überzeugt. Während Rast sich mit seiner Video-Leidenschaft akribisch wie kaum ein anderer vorbereitet, kann er es sich leisten, in Sachen Fitness und Ernährung weniger zu tun als andere.

"Ich ernähre mich ziemlich normal, ausgewogen, eher vegetarisch, also weniger Fleisch. Ich fahre gerne mit dem Rennrad oder dem E-Mountainbike, das macht mir Spaß. Zu Hause habe ich ein Rudergerät. Ich muss nicht viel machen, um fit zu sein." Einen Fitnesstrainer oder gar einen Mentaltrainer sucht man an seiner Seite vergeblich.

Bei drei Sichtungen durchgefallen - und dann alle Lügen gestraft

Vom Kartsport ging es damals in die Formel BMW, doch für den nächsten Schritt in die Formel 3 fehlten Geld und - nach durchwachsener 2004er-Saison nach Zwangspause und Teamwechsel - auch die Reputation. Es folgte 2005, jener besagte Neustart, ein Schritt zurück in den Volkswagen-Polo-Markenpokal. "Tourenwagen-Schule" statt Formel-Aufstieg. Rast räumte den Titel ab, Rostek wurde auf ihn aufmerksam, schmiedete mit Volkswagen-Sportchef Kris Nissen das VW-Junior-Konzept.

Ab 2006 durchlief Rast, nun mit Rostek als Manager, als Volkswagen-Junior die Konzern-Marken, von Volkswagen über Seat zu Porsche und eben zu Audi. Allein im Porsche-Markenpokal erkämpfte er fünf Titel, drei davon im Supercup auf Formel-1-Bühne.

Im Audi R8 LMS gewann er seit 2011 die 24-Stunden-Rennen in Daytona, auf dem Nürburgring, in Spa-Francorchamps, teils mehrfach, dazu auch das GT-Masters. 2015 stieg er ins Audi-Werksteam auf und fuhr sogar im Audi LMP1 die 24 Stunden von Le Mans.

Nur sein Traum von der DTM, sein ewiger Traum, wollte partout nicht in Erfüllung gehen. 2012 wurde er von Audi erstmals zur Sichtung eingeladen - und für zu langsam befunden. Zwei weitere DTM-Sichtungen folgten, ohne Erfolg. "Das war keine schöne Zeit", erinnert er sich eher ungern. Dann kam der 16. Juli 2016: ein Anruf, eine Blitzreise nach Zandvoort und seine DTM-Premiere als Ersatz für den verletzten Adrien Tambay.

Ein Abenteuer, das den Traum durchaus hätte für immer zerstören können. Rast jedoch nutzte die Gelegenheit, durfte dann sogar in Hockenheim Mattias Ekström ersetzen. Der Rest ist Geschichte: 2017 entriss er Ekström auf den letzten Metern der Saison den Titel, 2018 wurde er Vizemeister, und 2019 und 2020 setzte er sich gegen Müller durch. Jener Müller, der ihm dieses Jahr alles abverlangt hat.

"Nico ist eine sehr starke Saison gefahren", so Rast mit einem anerkennenden Nicken, "vor allem im Reifenmanagement ist er stärker. Auch seine Starts waren besser, aber darin habe ich mich deutlich verbessert." Rast, der im Zweikampf Vorteile für sich sieht, schätzt seinen ärgsten Konkurrenten, scheint aber etwas zu bedauern, dass Müller "eigentlich keine Schwächen" hat.

Seit 2016 also lebt Rast seinen Traum. 2016, das Jahr, in dem Söhnchen Liam geboren wurde, ein Jahr, das vieles veränderte. "Familie war mir immer wichtig." Mit seinem Vater, der in der Box immer die Rundenzeiten notiert und analysiert, war er in jungen Jahren schon bei der DTM in Diepholz und bei der Formel 1 am Nürburgring.

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Wehmut vor dem Showdown: "Das sind die geilsten Rennwagen"

"Ich habe es immer genossen, nach Hause zu kommen. Wegen Liam ist es mir noch wichtiger geworden", sagt er und freut sich auf die nächsten Runden mit dem ferngesteuerten Buggy gemeinsam mit Liam im heimischen Garten in Bregenz am Bodensee.

In die Freude über den dritten Titelgewinn mischt sich aber auch ein wenig Wehmut. "Das sind die geilsten Rennwagen, die es derzeit gibt. Das sind reinrassige Rennwagen, mit viel Leistung und mit Down Force, einfach brutal schnell", schwärmt Rast von den aktuellen Class-1-Tourenwagen der DTM, deren Zeit mit dem Saisonfinale abgelaufen ist. "Diese DTM-Autos sind so schnell - in Spa waren wir nur wenige Sekunden langsamer als die LMP1-Monster oder die Formel 2!"

Doch viel Zeit, den Class-1-Boliden nachzutrauern bleibt Rast nicht, denn die nächste Herausforderung wartet schon auf ihn: Ab 2021 startet Rast für Audi in der Formel-E-Weltmeisterschaft - seine zweite Chance im Formel-Rennsport.

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