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So tickt der neue Vettel-Kollege

Charles Leclerc: Das Ferrari-Versprechen für die Zukunft

  • Aktualisiert: 12.09.2018
  • 22:51 Uhr
  • ran.de/ Andreas Reiners
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© imago/Motorsport Images
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Der 20-Jährige fährt 2019 an der Seite von Sebastian Vettel bei Ferrari. Wer ist der Monegasse, der Kimi Räikkönen verdrängt? ran.de stellt ihn vor.

München – Im größten Moment seiner Karriere dachte Charles Leclerc an die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben. Sie haben ihn geprägt, unterstützt, geliebt, beschützt, mit ihm gelacht, geweint, an ihn geglaubt.

Und ihn verlassen. Denn sein Vater Herve sowie Kumpel Jules Bianchi sind tot.

Es sind die beiden größten Schicksalsschläge im jungen Leben des 20-jährigen Leclerc. Keine Frage: An dem Tag, als er ganz offiziell sein Ferrari-Cockpit bekam, galten die emotionalen Grüße via Twitter auch den beiden. Der Dank auch. Seine Gedanken sowieso.

Sein Vater war nicht nur Vater, sondern auch Förderer, Manager. Selbst ehemaliger Rennfahrer in den 80er Jahren, unterstützte er seinen Sohn in jungen Jahren bei den ersten Schritten im Motorsport, suchte Sponsoren. Das war die eigentliche Herkulesaufgabe, schließlich hatte er seinem Filius das Talent bereits in die Wiege gelegt. Exorbitant teuer war der Motorsport aber schon damals, Mitte der 2000er.

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So teuer, dass 2010 praktisch Schluss war, Leclerc stand am Scheideweg. Rennfahrer oder doch etwas Normales wie "Autoingenieur oder Architekt", wie er selbst einmal verriet. Da kam Jules Bianchi ins Spiel. Die Väter der beiden aufstrebenden Talente waren befreundet. Philippe Bianchi besaß eine Kartbahn, und die Bianchis sorgten für Sponsorengelder und dafür, dass Nicolas Todt, Sohn von FIA-Präsident Jean Todt, Leclerc als Manager unter seine Fittiche nahm.

Auf der Überholspur

Der Monegasse konnte sich darauf konzentrieren, was er am besten konnte: Gas geben. Im wahrsten Sinne des Wortes nahm die Karriere Fahrt auf. 2013 wurde er hinter Max Verstappen Zweiter in der Kart-WM, danach wechselte er in den Formelsport. 2014 wurde er Zweiter in der Formel Renault, danach Vierter in der Formel 3. Danach der große Durchbruch: 2016 der Titel in der GP3, Ferrari-Junior, 2017 der Sieg in der Formel 2 und 2018 der Aufstieg in die Königsklasse beim Ferrari-Kundenteam Sauber. Auf der Überholspur. Immer Vollgas. Immer fokussiert.

Wenige Tage vor dem Formel-2-Finale 2017 verstarb sein Vater. Charles ging trotzdem an den Start. Und gewann, inklusive der schnellsten Rennrunde. Ein besonderer Gruß, auf seine Weise. "Er hätte sich gewünscht, dass ich starte", sagte Leclerc damals. "Durch alles, was passiert ist, habe ich gelernt: Rennfahren ist nicht alles im Leben. Das hat mir in einer Beziehung sogar geholfen: Es hat mit viel Druck genommen - und ich bin reifer geworden."

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Auch der Tod von Kumpel Bianchi, der 2014 beim Formel-1-Rennen in Japan schwer verunglückte und 2015 an den Folgen starb, hat ihn in gewisser Weise weitergebracht. Ein harter Schicksalsschlag, keine Frage. Doch er blickt seitdem mit anderen Augen auf den Motorsport. Weiß, dass es wichtigere Dinge gibt. Was den Druck vom Kessel nimmt, die Sinne schärft, viele Dinge ein bisschen einfacher, weniger verbissen macht.

Was nicht bedeutet, dass er nicht weniger ehrgeizig ist. Im Gegenteil. Sein Sauber-Teamchef Fred Vasseur verriet eine Anekdote aus der GP3-Zeit. Leclerc war stinksauer. Nach einem Sieg: "Die meisten anderen Fahrer wären mit sich selber sehr zufrieden gewesen. Nicht so Charles. Er sagte: 'Heute bin ich nicht gut gefahren.' Das habe ich nur mit einem anderen Piloten erlebt in meiner Karriere, mit Lewis Hamilton."

Scharfes Auge für Details

Er teile mit den großen Fahrern ein scharfes Auge für Details, so Vasseur: "Und selbst wenn er auf der Strecke mächtig Ellbogen ausfahren kann, so ist er doch ruhig und gesammelt abseits der Piste. Er ist sehr konstruktiv, seine Arbeit ist immer lösungsorientiert."

Sebastian Vettel sagte mal über seinen neuen Teamkollegen: "Der ganze Rummel um Charles ist komplett berechtigt. Jedem muss klar sein, welch fabelhafte Zukunft Leclerc hat. Er macht alles richtig. Wenn ich ihm einen Rat geben soll – sich vom ganzen Tamtam nicht kirremachen lassen, sondern einfach jenen Weg weitergehen, auf dem er bislang so erfolgreich marschiert."

Dieser Weg geht ab 2019 bei Ferrari weiter, die erstmals seit einer Ewigkeit auf frisches Blut setzen. Der letzte "junge" Fahrer, der bei der Scuderia im Auto saß, war Felipe Massa 2006. Da war der Brasilianer auch schon 25.

Es ist eine letzte Reminiszenz an den früheren Präsidenten Sergio Marchionne, der Leclerc unbedingt befördern, nach langer Zeit mal wieder auf ein Talent setzen wollte.

Bevor er es selbst in die Tat umsetzen konnte, verstarb er. Auch an ihn wird Leclerc im größten Moment seiner Karriere gedacht haben.


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