• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
Motorsport

Formel 1: Der Psychokrieg zwischen Mercedes und Red Bull - wie "beim Martial Arts"

  • Aktualisiert: 21.11.2021
  • 13:57 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
Article Image Media
© imago images/PanoramiC
Anzeige

Proteste, verbale Attacken, Personalabwerbung – Im Duell zwischen den beiden Formen-1-Teams Mercedes und Red Bull scheint jedes Mittel recht zu sein. Laut Mercedes-Sportchef Toto Wolff wird mittlerweile gekämpft wie "beim Martial Arts"

München – Der Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen spitzt sich zu.

Der Große Preis von Katar am Sonntag (ab 15 Uhr im Liveticker auf ran.de), bei dem Hamilton von der Pole Position startet, ist das drittletzte Rennen der Formel-1-Saison 2021. Harte Zweikämpfe, bei denen Rad an Rad gekämpft und das Regelwerk ausgereizt wird, sind zu erwarten.

Noch hitziger als das Duell der beiden Top-Fahrer ist die Rivalität zwischen den Rennställen. Mercedes und Red Bull liefern sich den vielleicht größten Psychokrieg zweier Teams in der Formel-1-Historie.

Kaum ein Rennen vergeht, ohne dass die Teams sich mit Protesten oder brisanten Aussagen das Leben gegenseitig schwer machen.

Anzeige

Marko über Protest von Mercedes: "einfach nur lästig"

Der Streitpunkt nach dem vorherigen Rennen: Mercedes hatte am grünen Tisch eine Strafe gegen Verstappen prüfen lassen. Dieser hatte Hamilton beim Grand Prix in Brasilien von der Strecke gedrängt. Der Protest war erfolglos: Der Weltverband FIA lehnte eine Nachprüfung ab. 

Verstappen Strafe
News

Vergehen bei Doppelgelb? Verstappen muss zu den Stewards

Max Verstappen droht beim Formel-1-Rennen in Katar eine Strafversetzung. Der Red-Bull-Pilot muss am Sonntagmittag bei den Stewards vorsprechen.

  • 20.11.2021
  • 20:00 Uhr

Dennoch war der Ärger bei Red Bull groß.

"Das ist einfach nur lästig", sagte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko gegenüber "sky". "Unsere Renningenieure waren alle damit beschäftigt, eventuelles Verteidigungsmaterial herauszusuchen. Anstatt dass sie am Auto arbeiten, mussten sie sich mit dem Blödsinn beschäftigen."

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Red Bull erwägt Protest gegen Mercedes-Heckflügel

Der Konter von Red Bull ließ nicht lange auf sich warten. Der neueste Streitpunkt: der Heckflügel von Mercedes. Red Bull vermutet, dass Mercedes einen illegalen Flexiwing einsetzt, der dem Auto auf den Geraden einen Geschwindigkeitsvorteil verschafft.

"Wir wollen sicherstellen, dass alle Autos regelkonform sind. Und wenn sie das nicht sind, dann protestiert man eben", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Marko schloss sich den Worten an: "Wir hoffen, dass die FIA hier genauer hinschaut. Das scheint auch der Fall zu sein." Selber einen Protest einzulegen, wäre lediglich "das letzte Mittel."

Gut möglich allerdings, dass zu diesem Mittel noch gegriffen wird.

Horner über Wolff: "Muss nicht seinen Hintern küssen"

Der Psychokrieg scheint von Rennen zu Rennen zuzunehmen. Laut Wolff glich der Kampf zwischen Mercedes und Red Bull zuerst dem "Amateurboxen mit Kopfschutz. Dann war es irgendwann Profiboxen, und mittlerweile sind wir beim Martial Arts."

Die Höflichkeitsfloskeln, mit denen man sich noch vor einigen Monaten begegnete, wurden längst abgelegt. 

Anzeige
Hamilton im Qualifying vorne: Die Formel1-Reaktionen im Netz

Hamilton im Qualifying vorne: Die Formel1-Reaktionen im Netz

Weltmeister Lewis Hamilton sichert sich die Pole Position in Doha. Max Verstappen im Red Bull landet dahinter. Das sind die Twitter-Reaktionen zum Qualifying am Samstag.

  • Video
  • 01:39 Min
  • Ab 0

"Es gibt keine Beziehung", sagt Horner über das Verhältnis zu Mercedes. "Es ist ein Wettkampf. Ich muss nicht zum Dinner mit Toto gehen, ich muss nicht seinen Hintern küssen."

Anzeige

Red Bull warb Mitarbeiter von Mercedes ab

Bereits im Frühling verschlechterte sich das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen den beiden Rennställen. Der Grund: Red Bull warb mehrere Mitarbeiter von Mercedes ab.

"Es waren nur Leute aus der Motorenabteilung", rechtfertigte sich Marko im Mai in der "Sport Bild". "Wir haben inseriert und haben Headhunter losgeschickt. So ist der Vorgang, wenn man etwas Neues aufbaut. Wir haben viele Top-Leute von Mercedes bekommen."

Ist Red Bull etwa der attraktivere Arbeitgeber? Laut Wolff könne davon überhaupt keine Rede sein: "Red Bull hat 100 Leute von uns angesprochen, bekommen haben sie vielleicht 15."

Mit Fotos auf dem Handy - "Enemy Building" bei Mercedes

Wolff gilt als ein Mensch, der Rivalitäten pflegt. Als im Jahre 2013 seine Amtszeit begann, hat er entschieden, dass jeder Mitarbeiter von Mercedes ein Foto eines direkten Rivalen auf seinem Smartphone oder Laptop haben muss. Ähnlich wie ein Boxer, der sich auf seinen Gegner einstimmt.

Dies galt nicht nur für Fahrer, sondern auch für die sonstigen Mitarbeiter im Team. Wolff sprach von "Enemy Building", also der Erschaffung eines Feindbildes: "Es geht darum, wenn die Motivation einmal nachlässt, sofort einen Grund zu sehen, der einen auch wieder antreibt."

Dies kam bei Marko nicht gut an: "Der Herr Wolff ist ins Geschehen gekommen und hat gesagt, Red Bull sind unsere größten Feinde, und die müssen wir mit allen Mitteln bekämpfen. Und wenn wir deren Leute abwerben, sieht er das als Majestätsbeleidigung. Für uns ist das Sport. So viel Charakter und Haltung sollte man schon haben."

Wollte Mercedes Max Verstappen verpflichten?

Nicht nur um die besten Mitarbeiter von dem konkurrierenden Rennstall wird gekämpft, sondern möglicherweise auch um die besten Fahrer. 

Anzeige

Sky-Experte Ralf Schumacher glaubt, dass Mercedes Red Bull sogar Verstappen wegschnappen wollte: "Ich glaube, bei Mercedes gab es die Hoffnung, sich mit Max im Cockpit für die Zukunft ganz neu auszurichten", vermutete er gegenüber der "Sport Bild". Als sich dieser Plan zerschlug, wäre die Vertragsverlängerung mit Hamilton bis zur Saison 2023 "die einzige Alternative" gewesen.

Ob sich das Psychoduell der beiden Teams noch weiter zuspitzt?

Wolff war nach dem Qualifying am Samstag bemüht, die Kontroverse herunterzuspielen: "Die ganze Sache ist sehr emotional. Es liegt so viel Fokus auf der Rivalität zwischen den Fahrern und den Teamchefs. Das ist unnötig."

Gleichwohl haben alle Beteiligte ihren Teil dazu beigetragen. Und keiner scheint bereit zu sein, das Kriegsbeil zu begraben.

Oliver Jensen

Du willst die wichtigsten Motorsport-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.


© 2024 Seven.One Entertainment Group