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Air Nippon: Feinste Skisprung-Qualität von Kasaya bis Kobayashi

  • Aktualisiert: 07.01.2019
  • 11:10 Uhr
  • SID
Article Image Media
© AFPSIDCHRISTOF STACHE
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Seit den 60ern steht Japan für gehobene Skisprung-Kunst. Aktuell dominiert Ryoyu Kobayashi den Skisprung-Zirkus, doch der Blick zurück lohnt sich.

Oberstdorf (SID) - Seit den 60er Jahren steht Japan für gehobene Skisprung-Kunst, die Flieger aus Fernost bieten der Konkurrenz aus Nord- und Mitteleuropa tapfer die Stirn - Tournee-Dominator Ryoyu Kobayashi steht in einer eindrucksvollen Ahnenreihe. Siebenmal japanische Extraklasse im SID-Kurzporträt:

RYOYU KOBAYASHI: Ein "Neo-Japaner" sei er, teilte Ryoyu Kobayashi als Selbstcharakteristik mit, um dann eingestehen zu müssen, dass er keinen blassen Schimmer hat, was das eigentlich ist. Nun ja, der frischgebackene dritte Grand-Slam-Sieger der Tournee-Geschichte steht auf hippe Klamotten, coolen Lebensstil und schnelle Autos, was ihn eben zu einem typischen jungen Japaner macht. Aber der 22-Jährige ist kein großer Redner, sondern lässt lieber Taten sprechen, womit er in der Tradition großer japanischer Skispringer steht. Kobayashi, dessen Bruder Junshiro im Vorjahr seinen ersten (und bislang einzigen) Weltcup gewann, war ohne Sieg in den Winter gestartet und steht nun bei acht Erfolgen aus elf Saisonspringen. Vor allem sein einzigartiges Fluggefühl garantiert ihm fast schon eine Riesen-Karriere.

NORIAKI KASAI: Keiner der heute unter 30-Jährigen hat Skispringen ohne Noriaki Kasai erlebt. Mit 16 Jahren debütierte er 1988 im Weltcup, mit 46 springt er dort immer noch. Dazwischen lagen acht Olympische Spiele mit drei Medaillen, der Titel bei der Skiflug-WM 1992 sowie 17 Weltcup-Siege, der bislang letzte mit 42 Jahren. Noch denkt Kasai nicht ans Aufhören, wenngleich ihn sein Körper und stark nachlassende Leistungen daran erinnern, dass es womöglich doch langsam Zeit dafür würde.

KAZUYOSHI FUNAKI: Ein knappes Jahrzehnt nach der Erfindung des V-Stils durch den Schweden Jan Boklöv war es Funaki, der die revolutionäre neue Technik perfektionierte. Niemand lag zuvor so wagemutig in der Luft wie Funaki, dessen Skispitzen ein ganzes Stück nach seinem Kopf gen Tal flogen. Solche Tollkühnheit wurde belohnt: Mit zweimal Olympia-Gold sowie WM-Titeln im Springen und Fliegen ist Funaki der erfolgreichste Japaner der Geschichte.

TAKANOBU OKABE: Okabe war Weltmeister 1995 und Olympiasieger 1998, vor allem aber der erste Japaner, für den biologische Gesetze nicht zu gelten schienen: Mit 38 gewann Okabe seinen letzten Weltcup, erst 2014, mit 43 Jahren, beendete er seine Karriere. Sein Pech: Es gab da einen, der alles älter, länger und besser machte.

MASAHIKO HARADA: Der Spaßvogel stürzte eine ganze Skisport-Nation in tiefe Trauer, als er 1994 bei Olympia in Lillehammer unter riesigem Druck quasi zerbröselte. Als letzter Springer hätte der Weltmeister von 1993 im Mannschafts-Wettbewerb von der Großschanze mickrige 105,0 m springen müssen, um Japan an Konkurrent Deutschland vorbeiziehen zu lassen und Gold zu sichern. Harada landete bei 97,5 m - fast 40 Meter kürzer als der vor ihm gestartete Jens Weißflog. Die Bilder des am Boden zerstörten Harada gingen um die Welt. Harada wird gerne auf dieses Drama reduziert, seine Karriere nahm danach aber noch einmal Fahrt auf: Neun Weltcupsiege folgten, und 1998 gab es mit Team-Gold daheim in Nagano doch noch ein olympisches Happy End.

YUKIO KASAYA: Japans Held der frühen Tage. Kasaya machte sich unsterblich, als er bei Heim-Olympia 1972 auf der Normalschanze und als erster Nicht-Europäer Skisprung-Gold holte. Bei der Vierschanzentournee war Kasaya kurz zuvor zur tragischen Gestalt geworden: 1971/72 gewann er die ersten drei Springen - und musste vor dem letzten Wettkampf in Bischofshofen auf Geheiß der sportlichen Führung mit dem Rest des japanischen Teams die Heimreise zur Olympia-Vorbereitung antreten. Gold holte er dann auch, einen Weltcup gewann er nie wieder.

SARA TAKANASHI: Ohne den Sprungfloh wäre das Frauen-Skispringen nicht denkbar. Takanashi gewann in ihrer Karriere 55 Weltcup-Springen und damit mehr als die Hälfte aller bislang ausgetragenen Wettbewerbe - dabei ist sie erst 22 Jahre alt. Ihre persönliche Tragik: Sobald es zu großen Meisterschaften geht, befällt sie gewissermaßen das "Harada-Syndrom", Takanashi hat noch nichts Bedeutendes bei einer WM oder Olympia gewonnen. Noch ist freilich reichlich Zeit.


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