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Durchmarsch ins Oberhaus?

Holstein-Hype: Wohin führt der Höhenflug der Störche?

  • Aktualisiert: 24.10.2017
  • 14:39 Uhr
  • ran.de
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© imago/Agentur 54 Grad

Zweitliga-Aufsteiger Holstein Kiel spielt heute (ab 20.15 Uhr im LIVETICKER auf ran.de) in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim FSV Mainz 05. Doch wo kommen die Überflieger überhaupt her?

München – Als die Stadt Kiel zuletzt Bundesliga-Fußball sah, war der heutige Kader von Holstein Kiel noch nicht einmal geboren. 1981 war das, 2. Bundesliga Nord. Im Fernsehen startete die ARD die Kultserie "Dallas", Prinz Charles und Lady Di verlobten sich und Bundeskanzler war Helmut Schmidt. Nur um mal zu verdeutlichen, wie lange das her ist.

In dieser Saison erlebt Kiel nach 36 Jahren erneut Zweitliga-Fußball. Und was für einen. Tabellenzweiter mit 25 Punkten, dazu mit 28 Toren die beste Offensive: Holstein ist in Kiel wieder chic, man wird im Schatten der übermächtigen Handballer vom THW wahrgenommen.

Dass die aktuell schwächeln, ist dabei zumindest nicht hinderlich. "Die Nachfrage, was den Fußball betrifft, ist hervorragend, das Stadion ist immer voll", sagt der Geschäftsführer Sport, Ralf Becker.

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Doch wo kommt der Höhenflug der Kieler Störche plötzlich her? Schließlich ist der Hype teilweise so groß, dass schon die Kardinalsfrage gestellt wird: Fußball- oder Handballstadt? Oder vielleicht sogar bald beides?

Baumeister des Erfolgs ist wie so oft der Trainer. Markus Anfang kennt man als Ex-Profi des 1. FC Kaiserslautern und des MSV Duisburg. Als Trainer steht Anfang noch am Anfang. U17-Trainer Bayer Leverkusen steht da in seiner noch übersichtlichen Vita. Doch ein Titel mit dem Nachwuchs und ein Punkteschnitt von 2,38 machten Anfang attraktiv für Anfragen. In Kiel übernahm er am sechsten Spieltag der vergangenen Saison den Posten, seitdem geht es bergauf.

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Jedes Spiel gewinnen, keine Niederlagen verhindern

Kiel zeigt attraktiven, gut organisierten Fußball mit einer starken Offensive, aber zugleich auch einer stabilen Defensive. Der 43-Jährige setzt dabei auf Ballbesitz, um das Spiel zu dominieren. Und um zu gewinnen. "Seit Beginn der Saison wollen wir jedes Spiel gewinnen und nicht nur eine Niederlage verhindern", sagte Anfang dem Magazin "11 Freunde".

Das ist vielleicht ein großer Unterschied zu anderen Aufsteigern, die ja auch diese Aufstiegs-Euphorie mit in die neue Saison nehmen aber deshalb noch lange nicht oben mitspielen. "Meine Mannschaft macht gute Spiele und belohnt sich dafür. Wir konzentrieren uns immer darauf, uns auf jeden Gegner perfekt vorzubereiten und unsere Spielidee umzusetzen. Und wenn dann noch das Ergebnis stimmt, ist es umso schöner", sagt Anfang, der sich selbst als "Vater-Kumpel-autoritärer-Trainer" bezeichnet.

Mit seiner Art kommt er ganz offensichtlich an. Vielleicht ist es von Vorteil, kein direktes Vorbild zu haben und sich nur die positiven Dinge seiner bisherigen Trainer herauszupicken und die schlechten Angewohnheiten außen vor zu lassen. "In meiner Karriere habe ich einiges erlebt. Oft gab es Situationen, in denen ich mir gewünscht hätte, der Trainer hätte anders reagiert. Genau da will ich versuchen, meine Spieler zu verstehen", sagt er.

Als Spielerversteher hatte er vor allem bei Dominick Drexler (sechs Tore) und Marvin Ducksch (acht) Erfolg. Stoßstürmer Ducksch kam im vergangenen Winter vom FC St. Pauli nach Kiel und wurde prompt zum Aufstiegshelden. Der 23-Jährige geht noch als Talent durch, Drexler ist mit 27 eher der Typ Spätzünder. Er ist Mann für das Kreative, beide stechen aus der eingespielten Truppe ein wenig heraus.

Ganz wichtig für das Gesamtgefüge: Anfang nimmt sich bei allem aber nicht so wichtig. Es sei die grundlegende Aufgabe des Trainers, jeden Spieler zu verbessern, damit sich die gesamte Qualität der Mannschaft verbessere, meint er. "Ob ich und mein Trainerteam diejenigen sind, die sie zu dem gemacht haben was sie jetzt sind, das will ich gar nicht beurteilen. Wir haben mit den Jungs gearbeitet und die haben ihre eigene Entwicklung genommen."

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Wie Darmstadt? Oder eher wie Würzburg?

Doch klar: Wenn so ein Märchen vom direkten Durchmarsch Fahrt aufnimmt, werden sie herausgekramt, die positiven und negativen Beispiele. Darmstadt 98 gelang 2014/15 bei 15 Punkten nach neun Spielen der Durchmarsch. Die Würzburger Kickers träumten in der vergangenen Saison nach 17 Punkten aus neun Spielen ebenfalls davon. Sie spielen inzwischen wieder in der 3. Liga.

Anfang kennt diese Geschichten natürlich auch, die Spieler ebenfalls. Entweder man wird vom eigenen Erfolg beflügelt, getragen. Oder man verirrt sich in der ganzen Euphorie, verliert den Faden. Dass sie zusammen Fußball spielen können, haben sie ja bewiesen. Dass in Kiel kein unmenschlicher, medialer Druck herrscht hilft auch, es ist eine gesunde Euphorie. Und: Der Ansatz stimmt, der Klub will demütig bleiben.

"Die Tabelle hat für uns eigentlich keine Aussagekraft, sondern immer nur das nächste Spiel. Wir versuchen uns, auch wenn das jetzt wie eine Floskel klingt, Woche für Woche auf jeden Gegner vorzubereiten, und dann jedes Spiel zu gewinnen, mit den Inhalten die wir trainieren", sagt Anfang.

Ein bisschen Vorschnuppern dürfen sie heute: In der zweiten Runde des DFB-Pokals tritt Holstein (ab 20.15 Uhr im LIVETICKER auf ran.de) beim FSV Mainz 05 an. Ein guter Gradmesser, um zu sehen, wo man in etwa steht.

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