3. Liga
Hasan Ismaik und 1860 München: Der Fiebertraum geht weiter
- Veröffentlicht: 19.07.2025
- 20:08 Uhr
- Carolin Blüchel
Eigentlich wollte Hasan Ismaik seine Mehrheits-Anteile verkaufen. Doch jetzt überrascht der ungeliebte Investor des TSV 1860 München mit einer spektakulären Rolle rückwärts.
Von Carolin Blüchel
Groß war die Erleichterung bei den Fans des TSV 1860 München, als der ungeliebte Investor Hasan Ismaik im April ankündigte, seine Anteile verkaufen zu wollen. "Ich denke, 1860 braucht jemand Neues. Sie brauchen Hasan nicht", erkärte der Jordanier in der "ARD"-Doku "Rise & Fall of 1860" nicht ohne Bitterkeit.
Es fehle an Wertschätzung, klagte er - immer schon. Für die krisenerprobten Löwen-Fans aber schien das Ende eines 14-jährigen Fiebertraums endlich greifbar.
Doch jetzt das: Der Rückzug vom Rückzug. Am 18. Juli gab Ismaik bekannt: Der geplante Verkauf - gestoppt. Sein Abschiedspost bei LinkedIn - gelöscht. Hasan - bleibt.
Dabei hatten der Verein und der Investor den Abschied bereits vor zwei Wochen publik gemacht. Nun die Rolle rückwärts, die 1860 selbst bislang unkommentiert ließ.
"Ich werde dem Verein weiterhin treu bleiben und mich bald mit dem Präsidenten und seinen Stellvertretern treffen, um die Pläne für die nächste Saison, das Stadion und die Turnhalle zu besprechen", sagte Ismaik der "SZ".
Das Wichtigste in Kürze
Dabei sollte eigentlich der Schweizer Investor Matthias Thoma die Anteile kaufen und einen Schlusspunkt hinter die unglückliche Ismaik-Ära setzen.
Am 5. Juli war noch der vermeintliche Abschluss gefeiert worden. Die KGaA sollte schuldenfrei sein, und Ismaik wollte künftig "als ganz normaler Fan" seine Löwen unterstützen. Jetzt geht der Fiebertraum weiter - als seien 14 Jahre toxische Beziehung nicht genug.
Ismaik und 1860: Missverständnis von Beginn an
Rückblick: 2011 war Ismaik als Hoffnungsträger eingestiegen. Für rund 18 Millionen Euro sicherte er sich 60 Prozent der Anteile an der damals in finanzieller Schieflage steckenden KGaA. Die Vision war groß. Die Löwen sollten zurück in die Bundesliga, ja sogar ins internationale Geschäft.
Doch die Liaison zwischen den Münchnern und dem Jordanier erwies sich schnell als Missverständnis. Ismaik verstand weder die Eigenheiten des Vereins noch die im deutschen Fußball fest verankerte 50+1-Regel, die dem e.V. die Führung sichert.
Es folgten jahrelange Machtkämpfe, Konflikte, ein tief gespaltenes Umfeld, Chaos - vier verschlissene Präsidenten inklusive.
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Der Tiefpunkt kam 2017, als Ismaik eine Zahlung verweigerte, die für die Lizenzierung in der 3. Liga notwendig gewesen wäre. Der Verein verpasste die Frist, verlor die Lizenz und stürzte in die Regionalliga ab. Jeder schob dem anderen die Schuld zu.
Berechtigte Zweifel an Schweizer Investor?
Die Fans fordern schon lange den endgültigen Ausstieg des Investors. Doch Ismaik scheint das nicht zu kümmern. Oder bewahrt er den TSV 1860 am Ende sogar vor Schlimmerem?
Laut Recherchen der "AZ" soll es tatsächlich berechtigte Zweifel an Kaufinteressent Thoma geben. Wie es weitergeht, ist bislang völlig offen.
Eigentlich müsste es dringend Gespräche zur Stadionplanung, zur wirtschaftlichen Konsolidierung und zur sportlichen Ausrichtung geben, damit sich die Löwen für die Zukunft wappnen können.
Fest steht bisher nur: Es wird viel Arbeit für den neuen Präsidenten Gernot Mang, der sein Amt erst im Juli übernommen hat - ob mit oder ohne Ismaik.