Bundesliga
FC Bayern lässt Bayer Leverkusen keine Chance: Die Erkenntnisse zum Spiel - eine neue Waffe für Vincent Kompany
- Veröffentlicht: 02.11.2025
- 12:45 Uhr
- Chris Lugert
Das Topspiel der Bundesliga zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen wird zu einer klaren Angelegenheit. ran hat die Erkenntnisse zum Spiel gesammelt.
Von Chris Lugert
Auf dem Papier war es das Duell zwischen Meister und Vizemeister, auf dem Platz hingegen war es ein Klassenunterschied. Der FC Bayern ließ im Topspiel der Bundesliga auch Bayer Leverkusen keine Chance und baute seine historische Serie auf 15 Siege in den ersten 15 Pflichtspielen der Saison aus.
Die Münchner tankten damit nicht nur weiteres Selbstvertrauen vor dem Champions-League-Kracher am Dienstagabend (ab 21:00 Uhr im Liveticker) auswärts bei Paris Saint-Germain. Auch mit einer runderneuerten Startelf ohne zahlreiche Superstars sandte das Team von Trainer Vincent Kompany eine klare Botschaft an den Rest der Liga.
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In Leverkusen hingegen dürfte spätestens jetzt deutlich geworden sein, wie groß innerhalb weniger Monate der Abstand zwischen beiden Vereinen geworden ist. Nach dem radikalen Umbruch im Sommer und dem Verlust zahlreicher Leistungsträger hat sich Leverkusen aus dem Reigen der Topklubs verabschiedet.
Bundesliga und 2. Liga auf Joyn
ran hat die wichtigsten Erkenntnisse zum Spiel zusammengetragen.
1. Selbst Bayerns B-Elf ist zu gut für die Bundesliga
Die Verwunderung - manche würden es wohl auch Schock nennen - war groß, als der FC Bayern im Vorfeld des Spiels gegen Leverkusen seine offizielle Aufstellung verkündete. Harry Kane, Michael Olise, Luis Diaz, Dayot Upamecano - alle saßen auf der Bank. Stattdessen begannen etwa Youngster Lennart Karl und Nicolas Jackson.
Eine Aufstellung, die auf den ersten Blick für ein Pokalspiel gegen einen unterklassigen Verein oder ein Champions-League-Spiel gegen Pafos geeignet schien, aber nicht für das Gipfeltreffen der Bundesliga zwischen Meister und Vizemeister. Hat Bayern-Trainer Vincent Kompany jetzt die Arroganz gepackt?
Nach wenigen Minuten in der Allianz Arena war klar: Mehr als genau diese Spieler brauchte es schlicht nicht, um gegen Bayer Herr der Lage zu sein. Leverkusen war komplett chancenlos und igelte sich am eigenen Strafraum ein, selbst das Fehlen der Topstars änderte nichts an der rheinischen Unterwürfigkeit.
Aber was sagt das über die Lage der Dinge in der Bundesliga aus? Dass der FC Bayern in Bestbesetzung der Liga längst entwachsen ist, ist keine Neuigkeit. Aber dass selbst eine B-Elf gegen ein (vermeintliches) Topteam absolut keinen Zweifel an der eigenen Dominanz aufkommen lässt, ist eine bittere, aber unbestreitbare Wahrheit.
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Die Bundesliga ist keine Zweiklassengesellschaft zwischen den Bayern und dem Rest mehr. Der FC Bayern in der aktuellen Form, mit diesem Kader und diesem Trainer, schwebt in eigenen Sphären. Leverkusen zeigte wieder jene Ehrfurcht, die viele Gegner in der Vergangenheit an den Tag legten, wenn es nach München ging.
Statt zumindest den Kampf anzunehmen und zumindest etwas zu versuchen, war Bayer von vornherein einzig auf Schadensbegrenzung aus. Dafür mag es spezielle Gründe bei der Werkself geben, doch die Botschaft des Abends ist eindeutig: Siege gegen den FC Bayern sind für Bundesligisten so schwierig wie lange nicht mehr - und zwar unabhängig vom Personal.
2. Tom Bischof ist eine echte Alternative als Linksverteidiger
Die Art und Weise, wie Tom Bischof das Führungstor der Bayern gegen Leverkusen vorbereitete, war ein Gedicht - man könnte auch sagen: päpstlich. Mit einem genialen Steilpass schickte der 20-Jährige Serge Gnabry auf die Reise, der Jarrell Quansah abschüttelte und eiskalt durch die Hosenträger von Mark Flekken vollendete.
Für Bischof war es der Höhepunkt einer auch sonst extrem abgeklärten Leistung (ran-Note 2) - und das auf ungewohnter Position. Denn Kompany stellte den Neuzugang aus Hoffenheim erneut als Linksverteidiger auf, wie schon ein paar Mal in den vergangenen Wochen. Und mehr und mehr entwickelt sich Bischof dort zu einem echten Faktor.
"Er will mir dort die Spielzeit geben, weil im Mittelfeld die Konkurrenz so groß ist. Ich nehme es gut an und freue mich darüber", sagte der U21-Nationalspieler über seine neue Aufgabe. Dabei kommt ihm auch die besondere Rolle entgegen, die die Spielweise des FC Bayern an die Position des Linksverteidigers stellt.
"Die Position wird hier anders interpretiert - offensiver, ich kann auch mal aufs Tor schießen, ich bin bei den Angriffen dabei. Deswegen macht es extrem viel Spaß, dort zu spielen", sagte Bischof. Für Kompany könnte sich diese Situation zum absoluten Glücksfall entwickeln.
Denn nicht nur bekommt ein hochtalentierter Spieler jetzt jene Spielzeit, die ihm davor verwehrt blieb, wodurch er sich weiterentwickeln kann. Bischof schickt sich außerdem an, auf dieser speziellen Position weit mehr als nur eine Aushilfe oder ein Notnagel sein zu können. Stattdessen befeuert der Linksfuß den Konkurrenzkampf zusätzlich.
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Alphonso Davies sollte in einigen Wochen zurückkehren, doch nach vielen Monaten Verletzungspause wird der Kanadier Zeit brauchen, um wieder in seine alte Form zu kommen. Weder Raphael Guerreiro mit seinen defensiven Mängeln noch die beiden Rechtsfüßer Josip Stanisic und Konrad Laimer sind Idealbesetzungen für links hinten.
Zumal der zuletzt herausragende Laimer rechts hinten gebraucht wird und Bischof ihm genau diese Möglichkeit bietet, dort bleiben zu können. Kompany hat sich - ob gewollt oder nicht - eine zusätzliche Waffe von möglicherweise höchster Qualität verschafft.
3. Bayern hat unter Kompany die Effizienz gelernt
Als der Hamburger SV Mitte September in München gastierte, dürfte den Fans der Norddeutschen nach einer halben Stunde angst und bange geworden sein. Nach genau 29 Minuten lagen die Bayern damals mit 4:0 in Führung - das typische Debakel, wie es der HSV so oft in der Allianz Arena erlebte, schien sich anzubahnen.
Doch die Bayern verzichteten auf ein Wettschießen für die Galerie, sondern sparten Kräfte. Nur ein weiteres Tor legte der Rekordmeister nach. Ähnlich war es beim 4:0 gegen Club Brügge in der Champions League und eben auch jetzt beim 3:0 gegen Leverkusen - nach Spektakel in Halbzeit eins folgte der Verwaltungsmodus nach der Pause.
Für Freunde der Statistik, die gerne in den Archiven nach Rekordsiegen graben, mag das eher unbefriedigend sein. Und auch die Zuschauer im Stadion würden für ihr Geld natürlich lieber 90 Minuten Unterhaltung geboten bekommen. Aber wer Weitsicht walten lässt, muss den Bayern auch hier höchsten Respekt zollen.
Denn abgesehen von einer Demütigung des Gegners und persönlichen Statistiken einzelner Spieler sorgt ein sehr hoher Sieg für keine Veränderungen im Vergleich zu einem normal hohen Sieg. Ob 7:0 oder 4:0 - es ist quasi egal. Die Tordifferenz ist so und so kaum einzuholen. Und wer alle Spiele gewinnt, benötigt sie ohnehin nicht.
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Was aber sehr wohl einen Unterschied macht, ist die Fitness. Und hier vor allem der Kräftehaushalt. Wer frühzeitig schont, spart ebenjene Kräfte - was sich vor allem im späteren Saisonverlauf auszahlen kann. Effizienz ist Trumpf, denn Titel werden im Frühjahr vergeben. Und da wollen die Bayern in Bestform sein.
In der vergangenen Saison waren sie es in der entscheidenden Phase nicht, zumindest in der Champions League. Mehrere Stammspieler waren im Viertelfinale gegen Inter Mailand verletzt, der Rest war platt. Das soll sich nicht wiederholen. Deshalb rotiert Kompany - und deshalb weiß die Mannschaft auch, wann es angebracht ist, sich zurückzunehmen. Auch, wenn das Spektakel darunter leidet.
4. Leverkusen hat den Anschluss an die Topteams bereits wieder verloren
Unter Xabi Alonso gehörte Bayer Leverkusen zu den heißesten Teams Europas. Das lag nicht nur an dem historischen Doublesieg ohne eine einzige Niederlage in der Saison 2023/24. Auch international erspielte sich die Werkself Respekt.
In der Vorsaison schloss Bayer die Ligaphase der Champions League auf einem starken fünften Platz ab, dabei gelang unter anderem ein Heimsieg gegen den späteren Finalisten Inter Mailand. Auch bei Atletico Madrid hielt Leverkusen gut mit, trotz einer 1:2-Niederlage. Einziger herber Ausreißer war das 0:4 in Liverpool - was gegen die damaligen Reds aber keine Schande war.
Soll heißen: Im Konzert der ganz Großen war Leverkusen ein Player, nicht nur ein Opfer. Mit umworbenen Topspielern wie Florian Wirtz, Jeremie Frimpong und Alejandro Grimaldo sowie Führungsspielern wie Jonathan Tah und Granit Xhaka. Dieser Kader war qualitativ, hierarchisch und charakterlich eine Wucht.
Binnen weniger Monate jedoch hat Bayer seine Mitgliedschaft im elitären Kreis der europäischen Topteams wieder aufgegeben - und das zum Teil auch selbstverschuldet. Denn ob der Umbruch im Sommer wirklich so groß hätte ausfallen müssen, ist fraglich. Keineswegs fraglich sind hingegen die Folgen.
Gegen Paris Saint-Germain ging Bayer mit 2:7 unter, in München verlor man mit 0:3 und hatte dies auch noch dem Münchner Verwaltungsmodus zu verdanken (siehe oben). In der Champions League reichte es zudem nicht einmal beim FC Kopenhagen (2:2) oder gegen die PSV Eindhoven (1:1) zu Siegen.
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Ohne Alonso und mit einem deutlich schwächeren Kader ist Bayer kein Spitzenteam mehr - nicht national und schon gar nicht international. Der Anschluss, der zwischenzeitlich hergestellt wurde, wurde komplett verloren.
5. Ibrahim Maza verdient mehr Einsatzzeiten
Einer der wenigen Lichtblicke der Leverkusener in München war Ibrahim Maza. Der 19-Jährige kam nach der desaströsen ersten Halbzeit für den schwachen Aleix Garcia ins Spiel und war sofort ein belebendes Element. Gleich seine erste Aktion war ein beherztes Dribbling, bei dem er sich gegen mehrere Gegenspieler durchsetzte.
Nach seinem starken Jokereinsatz im DFB-Pokal beim SC Paderborn inklusive Tor sammelte der gebürtige Berliner und langjährige Herthaner erneut starke Argumente für mehr Spielminuten. Auch die nackten Zahlen und Statistiken des Zwölf-Millionen-Euro-Neuzugangs können sich sehen lassen.
In München kam er in einer Halbzeit auf knapp sechs Kilometer Laufleistung, setzte sechs Sprints an und brachte drei erfolgreiche Dribblings zustande. Zudem gewann der Offensivspieler 58 Prozent seiner Zweikämpfe. Seine Passquote von 94 Prozent war ebenfalls herausragend.
Bislang kam Maza kaum über die Rolle des Jokers hinaus, zwei seiner drei Startelfeinsätze bekam er noch unter Ex-Trainer Erik ten Hag. Dessen Nachfolger Kasper Hjulmand aber sieht ihn derzeit aber eher noch als Einwechselspieler mit begrenzten Einsatzminuten.
Maza wurde perspektivisch als Nachfolger von Florian Wirtz verpflichtet, die Profile ähneln sich. Damit er diese Rolle aber tatsächlich auch irgendwann einnehmen kann, muss der algerische Nationalspieler jetzt das Vertrauen bekommen - so, wie es damals auch dem jungen Wirtz entgegengebracht wurde.