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FC Bayern von sich selbst geschockt: Jetzt kommen die Selbstzweifel

  • Aktualisiert: 17.04.2023
  • 10:54 Uhr
  • ran.de
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© Imago

Das 1:1 gegen Hoffenheim markierte die schlechteste Leistung einer Bayern-Mannschaft unter Thomas Tuchel. Der Druck auf das Team war schon vor der Partie enorm, doch mittlerweile ist spürbar, wie verunsichert die Stars sind. Neben dem Platz sind Auflösungserscheinungen zu beobachten.  

Aus der Allianz Arena in München berichtet Stefan Kumberger 

Wie schwach die Leistung des eigenen Teams war, ließ sich gut daran messen, wann der Jubel und die Euphorie am Samstagnachmittag in der Allianz Arena am größten war: Nämlich als das zwischenzeitliche 2:2 der Stuttgarter gegen Dortmund auf der Anzeigetafel verkündet wurde. 

Erst zu diesem Zeitpunkt ging das Münchner Publikum so richtig mit der eigenen Mannschaft mit und erst dann wurde es auch auf dem Platz besser. Es war die beste Phase im Spiel des FC Bayern.  

"Wir können uns vielleicht die letzten zehn oder fünfzehn Minuten rausnehmen und sagen: Okay, da war bisschen Energie da. Da wollten wir den Bock umstoßen", sagte Thomas Müller nach dem Spiel.

"Bisschen Energie", "Bock umstoßen" – Der Bayer klang in diesem Moment ein wenig wie der Kapitän eines Abstiegskandidaten. Solche Dinge sagt man eigentlich nur im Tabellenkeller. 

Nun wäre es übertrieben zu behaupten, die Bayern hätten wie ein Abstiegskandidat gespielt, deutlich besser als der Gegner (der tatsächlich ein Abstiegskandidat ist) waren sie aber auch nicht. 

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FC Bayern München: Einstellung gegen Hoffenheim wirft Fragen auf

"Es war zu langsam, es war zu emotionslos", sagte Thomas Tuchel und schlug Alarm: "Es fehlt uns der Sinn, dass es brennt! Es ist allerhöchste Zeit, dass wir ein anderes Gesicht zeigen!" Zudem bemängelte der Bayern-Trainer den fehlenden Spirit seiner Mannschaft. Ein hartes Urteil über einen mit Weltstars gespickten Kader.  

Doch Tuchel hat Recht. Man muss lange zurückdenken, um eine derart konfuse und glücklose Bayern-Mannschaft zu finden. Ähnlich prekär war die Situation in den letzten zehn Jahren höchstens im November 2018. Damals kam man gegen Fortuna Düsseldorf zuhause nicht über ein 3:3 hinaus und fand sich plötzlich auf Platz 5 der Tabelle wieder.

"Wir haben Glück, dass es noch beim 1:1 geblieben ist", stellte Matthijs de Ligt fest, der auch das anstrengende Spiel gegen Man City unter Woche nicht als Ausrede gelten lassen wollte. Auf die Frage, was man trotzdem aus so einem Spiel Positives mitnehmen könne, antwortete der Niederländer: "Dass es nicht schlechter werden kann als heute. Wir müssen alles besser machen!" 

Die Bayern sind schon beim Galgenhumor angekommen – und Selbstzweifel plagen sie auch.  

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Müller knallhart: "Waren von unserer Leistung geschockt!"

Der FC Bayern München kommt am 28. Spieltag nicht über ein Remis gegen die TSG 1899 Hoffenheim hinaus. Thomas Müller zeigt sich nach dem 1:1 überrascht von der Leistung seiner Mannschaft.

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FC Bayern München: Spieler von eigener Leistung geschockt

Müller, der die letzten beiden Trainingseinheiten als sehr gut empfunden hatte, gab offen zu: "Wir waren von unserer eigenen Leistung negativ überrascht. Vielleicht sogar geschockt." Auch der Trainer müsse sich wohl erst noch schütteln. Fast klang es so, als habe Müller Mitleid mit Tuchel, dass der eine solch verunsicherte Mannschaft übernehmen musste. 

Der Bayern-Coach selbst blieb nach seinem Interview-Marathon und der Pressekonferenz mit seinem Trainerteam ungewöhnlich lange in der Kabine. Offenbar hatte es sofortigen Gesprächsbedarf gegeben und man darf vermuten, dass es in Anwesenheit der Spieler auch laut geworden sein dürfte. 

Denn diejenigen Spieler, die sich überhaupt äußerten, taten das fast wortgleich und kleinlaut. Joshua Kimmich (ran-Note 5) wirkte völlig ratlos ob der bayerischen Leistung: "Es ist sehr schwer zu erklären, vor allem wenn man sieht, um was es geht. Nach einer 0:3-Niederlage unter Woche sollte man eigentlich meinen, dass man eine Reaktion zeigen möchte. Wir haben heute ohne Energie gespielt." 

Leon Goretzka (ebenfalls ran-Note 5) verkündete im Vorbeigehen nur, dass er "heute lieber nichts" sage und Sportvorstand Hasan Salihamidzic suchte nach seinem Besuch in der Kabine lieber gleich den Weg durch die Hintertür. Keine Interviews vom Sportvorstand. 

Bayern-Noten: Mittelfeld-Duo desaströs – nur ein Star glänzt

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Nach der 0:3-Niederlage gegen Manchester City ging es für den FC Bayern München in der Bundesliga gegen Hoffenheim weiter. Am Ende steht ein 1:1-Unentschieden. ran zeigt die Noten der Bayern-Stars.

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  • 15.04.2023
  • 17:47 Uhr

So sehen Auflösungserscheinungen aus… 

Vermutlich war er – um beim Ausdruck von Thomas Müller zu bleiben – ebenfalls "geschockt" von diesem Team, das gerade dabei ist, innerhalb kürzester Zeit die ganze Saison in den Sand zu setzen. Fast noch schlimmer: Die Bayern sind von Selbstzweifeln geplagt und finden keinen Lösungsansatz. Eine gefährliche Situation für einen Klub, der eigentlich in jeder Situation zu wissen glaubt, was zu tun ist. 

Dass der BVB gegen den VfB Stuttgart quasi in allerletzter Sekunde noch den Ausgleichstreffer zum 3:3 kassierte, konnte die Mienen der Spieler und Verantwortlichen in den Katakomben auch nicht erhellen. Denn auf die Schützenhilfe eines Abstiegskandidaten will man in München lieber nicht angewiesen sein.