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Sabine Lisicki: "Das war für mich die Hölle!"

  • Aktualisiert: 02.04.2014
  • 23:02 Uhr
  • ran.de / tennis.de / Dominik Hechler
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Sabine Lisicki hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten selten in der Öffentlichkeit geäußert. Es ist ein wenig ruhiger geworden um die Wimbledon-Finalistin des Jahrs 2013. Doch im Rahmen des WTA-Turniers in Charleston (ab Donnerstag live und exklusiv bei ran.de und tennis.de) spricht Lisicki im exklusiven Gespräch mit ran.de und tennis.de nun über ihren Doppel-Erfolg in Miami, die schwere sportliche Phase nach Wimbledon, den Fed Cup und ihre aktuelle Form.

ran.de & tennis.de: Frau Lisicki, Sie haben sich beim WTA-Turnier in Miami gemeinsam mit Ihrer neuen Trainerin Martina Hingis den Titel in der Doppelkonkurrenz gesichert. Wie gut hat Ihnen dieser Erfolg nach den eher durchwachsenen vergangenen Wochen und Monaten getan?

Sabine Lisicki: Sehr gut natürlich! Immerhin war es mein erster Turniersieg in diesem Jahr. Ich hatte unter dem Strich wirklich zwei super Wochen in Miami, obwohl ich ja leider zwischendurch krank geworden bin, drei Tage im Bett gelegen habe und deswegen auch mein Einzel absagen musste. Mein Glück war, dass in dieser Zeit kein Doppel angesetzt war und Martina und ich erst nach meiner Genesung wieder spielen mussten. Diese Partien im Doppel haben mir unheimlich viel Selbstvertrauen gegeben – und vor allem endlich mal wieder richtig gute Matchpraxis. Das kann tägliches Training nämlich nicht ersetzen. Somit werden mir diese Erfahrungen - unter anderem mit den sieben abgewehrten Matchbällen im Viertelfinale - sicherlich jetzt auch im Einzel helfen. Denn ich liebe gerade diese engen, spielentscheidenden Situationen.

ran.de & tennis.de: Sie sind von der deutschen Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner trotzdem nicht für das Halbfinale in Australien nominiert worden. Wie haben Sie diese Entscheidung aufgenommen?

Lisicki: Ich habe zur Verfügung gestanden. Aber ich hatte zuletzt natürlich auch eine schwere Schulterverletzung, die nach wie vor nicht zu einhundert Prozent ausgeheilt ist. Das weiß Barbara Rittner alles. Und deswegen hat sie sich dafür entschieden, vier Spielerinnen nach Australien mitzunehmen, die wirklich fit sind und in den vergangenen Wochen auch auf der Tour bessere Ergebnisse erzielt haben als ich. Es geht letztendlich ums Team und um den Sieg. Natürlich hätte auch ich gerne gespielt, weil ich es einfach liebe für Deutschland und drei, vier Mal im Jahr für ein Team zu spielen. Das ist immer eine sehr nette Abwechslung. Aber durch die Verletzung ist es in diesem Jahr einfach blöd für mich gelaufen. Das ist einfach Pech. Trotzdem werde ich den Mädels selbstverständlich aus der Distanz die Daumen drücken und hoffe, dass sie ins Fed-Cup-Finale einziehen.

ran.de & tennis.de: Nach Ihrem großen Erfolg in Wimbledon im vergangenen Jahr lief bei Ihnen sportlich leider nicht mehr viel zusammen. Sie hatten in dieser Zeit unter anderem auch mit sehr vielen Verletzungen und gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Wie haben Sie diese Phase erlebt?

Lisicki: Das war schon eine sehr schwere Zeit. Wobei ich das Tennis-Jahr 2013 mit dem Halbfinaleinzug in Luxemburg ja noch einigermaßen gut abgeschlossen habe. Doch dann kam in Australien bzw. Asien das große Pech mit meiner Schulterverletzung, die bis heute noch nicht richtig abgeklungen ist. Und es ist ja erfahrungsgemäß immer wahnsinnig schwer, von einer Verletzung zurückzukehren. Ich habe Pflichtturniere, die ich spielen muss. Auch dann, wenn ich eben noch nicht wieder zu einhundert Prozent fit bin. Sonst drohen uns Spielerinnen hohe Strafzahlungen und starke Verluste was die Weltranglistenpunkte angeht. Dann steht man oftmals auf dem Platz und verliert Matches, bei denen man genau weiß, dass man sie eigentlich gewinnt. Das ist psychisch nicht immer ganz einfach. Ich weiß, dass ich auf der Tour im Prinzip wirklich jeden schlagen kann. Nach meiner Schulterverletzung durfte ich meinen Schläger auch erstmal drei Wochen lang nicht anfassen. Das war für mich die Hölle. Denn ich liebe es, Tennis zu spielen und mich zu bewegen.

ran.de & tennis.de: Gab es in diesen schweren Monaten auch mal einen Zeitpunkt, an dem Ihnen Selbstzweifel kamen?

Lisicki: Überhaupt nicht. Denn ich bin eine Kämpferin. Ich bin in der Vergangenheit schon einmal aufgrund einer Verletzung bis auf Weltranglistenposition 200 zurückgefallen und habe mich schon damals wieder zurückgekämpft. In Wimbledon habe ich im vergangenen Jahr ja dann auch gezeigt, was ich wirklich zu leisten im Stande bin – ich kann jede schlagen! Und deswegen ist es jetzt auch mein großes Ziel, so schnell wie möglich wieder zu 110 Prozent fit zu werden – und daran arbeiten wir jeden Tag mit höchster Intensität.

ran.de & tennis.de: Wie kam es eigentlich zur Zusammenarbeit mit der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Martina Hingis? Und was hat sie bei Ihnen seit den Australian Open schon alles bewirken können?

Lisicki: Ich kenne Martina schon ewig, habe mit zehn, elf Jahren bereits bei ihrer Mutter in der Schweiz trainiert. Wir haben Ende des vergangenen Jahres bereits über ein mögliches Engagement gesprochen. Jetzt ist sie Teil meines Teams und übernimmt auf dem Trainingsplatz mehr und mehr Verantwortung. Sie kennt mich und mein Verhalten auf dem Platz, weiß aus eigener Erfahrung, mit Stresssituationen umzugehen und kann mir vor allem im taktischen Bereich enorm helfen. Deswegen sprechen wir auf dem Platz auch sehr viel.

ran.de & tennis.de: Wie fit fühlen Sie sich aktuell? Bei wie viel Prozent "Bum-Bum-Bine" sind Sie schon wieder?

Lisicki: (lacht) Es ist ganz schwer, eine Prozentzahl zu nennen. Die Hauptsache ist für mich jetzt erstmal, dass ich meine Schulter wieder richtig fit bekomme. Denn ich bin aktuell meiner stärksten Waffe beraubt – dem Aufschlag. Serena Williams und ich haben in der vergangenen Saison die meisten Asse und die schnellsten Aufschläge geschlagen. Das kann ich im Moment leider nicht. Deswegen will und muss ich meine Schulter endlich mal richtig auskurieren. Aber durch den Doppel-Sieg in Miami ist wenigstens mein Selbstvertrauen auf dem Platz wieder deutlich gestiegen. Das tut sehr gut.


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