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Coverages & Run Fits

Aufgaben der Secondary: Wie Cornerbacks und Safeties gegen Pass und Lauf verteidigen

  • Aktualisiert: 06.02.2023
  • 11:26 Uhr
  • ran.de / Jan Horstkötter / Michael Häring
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Die Aufgaben der Defensive Backs in der NFL sind vielschichtig. Das Passspiel kann sowohl gegen den Mann als auch in der Zone verteidigt werden. Auch in der Run-Defense spielen die DBs eine größere Rolle, als man denken könnte. ran stellt die Aufgaben der Secondary vor.

Es gibt sie. Diese Star-Spieler, auf die nahezu das komplette Spiel zugeschnitten ist. Spielzüge, Routen, Wege, Blocks, die nur dazu dienen sollen, dass ein bestimmter Akteur seine außerordentlichen Qualitäten zur Geltung bringen kann.

Das trifft allerdings nicht nur auf Offensivspieler wie Odell Beckham Jr. zu. Auch zahlreiche Defensiv-Formationen sind auf die besonderen Fähigkeiten einzelner Spieler zugeschnitten.

Ob Seattles Press-Cover-3-System - eine Defense im Cover-1-Verschnitt - die in der Vergangenheit einzig dank Safety Earl Thomas' außergewöhnlicher Spielweise funktionierte, die Tampa-2-Defense, die bei Chicago in den frühen 2000ern deshalb so erfolgreich funktionierte, weil der vom Safety zum Linebacker umgeschulte Brian Urlacher ein absoluter Freak-Athlet auf seiner Position war, oder das "Hitman"-System der Minnesota Vikings, in dem Safety Harrison Smith Dreh- und Angelpunkt in der Laufverteidigung ist.

ran.de erklärt die Jobs der Secondary (Cornerbacks und Safeties) von der Manndeckung oder Zonen-Verteidigung gegen den Pass bis zur Defense gegen das Laufspiel.

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Verteidigung gegen den Pass

In der Passverteidigung haben Defensive Backs zwei Möglichkeiten. Sie können entweder direkt gegen den Mann spielen, was überwiegend den Cornerbacks und zu Teilen den Safeties und Linebackern zufällt, oder sie verteidigen einen bestimmten Bereich - die sogenannte Zonen-Verteidigung.

Bei der Mannverteidigung folgt der Verteidiger seinem Gegenspieler während des gesamten Spielzugs. Nur in seltenen Fällen spielt die Verteidigung eine reine Man-Coverage, ohne dabei noch zusätzliche Zonen zu verteidigen - eine sogenannte Cover-0 (Null Mann tief). 

Meistens handelt es sich um eine Kombination aus Mann- und Zonen-Verteidigung, die bei unterschiedlichen Spielkonstellationen angewandt wird.

Cover-0

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Bei der Cover-0 geht es darum, maximalen Druck auf den gegnerischen Quarterback auszuüben. Kein Mann sichert tief ab. Da die Offensive immer aus fünf Offensive-Linemen plus Quarterback besteht, können maximal fünf Spieler Pässe fangen.

Das erlaubt der Defensive bei der Cover-0 mit mindestens sechs oder meistens sogar mit deutlich mehr Spielern auf Quarterback-Jagd zu gehen. In dieser Formation geht es der Verteidigung vor allem um Blitzes, also die schnelle, meist ungeblockte Attacke eines Defensive Backs oder Linebackers auf den Quarterback.

Der Nachteil: Gute Quarterbacks können die Cover-0 eiskalt ausnutzen. Die Verteidigung spielt, wenn überhaupt, Mann gegen Mann und legt alles auf einen schnellen QB-Sack oder einen schnellen Run-Stop aus. Nur ein Defensive Back muss überrumpelt werden und großer Raumgewinn ist so gut wie vorprogrammiert. Aus diesem Grund wurde die Cover-0 im vergangenen Jahr nur durchschnittlich in 2,3 Prozent der Defensive-Snaps von den NFL-Franchises gespielt - also nur in außergewöhnlichen Situationen.

Cover-1

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Viel los an der Line of Scrimmage: Die Cover-1. Der Free Safety ist der einzige Spieler in dieser Formation, der tief geht und eine Zone abdeckt. Die restlichen - für die Passverteidigung zuständigen - Spieler agieren direkt gegen den Mann.

Auch diese Formation eignet sich noch zum Blitzen, ist in der Verteidigung gegen längere Pässe aber nicht ganz so anfällig, wie die Cover-0. Jeder Mann-Verteidiger ist zwar auf sich gestellt, hat im Notfall aber noch die Hilfe des Safetys. Das System funktioniert vor allem dann exzellent, wenn einer der Cornerbacks oder der Free Safety absolutes Pro-Bowl-Niveau haben.

Bei einem Top-Cornerback verteidigt der Free Safety nicht in der Mitte des Feldes, sondern verschiebt zur gegenüberliegenden Seite. Er hilft dem zweiten Corner und vertraut dem Top-Mann auf der Gegenseite im Eins-gegen-Eins.

Bei den Seattle Seahawks funktionierte die Cover-1 bisher so gut, weil Earl Thomas ein Athlet ist, der einen unglaublichen Football-Instinkt aufweist und es schafft, fast die komplette Spielfeldhälfte alleine abzudecken. Allerdings kommt ein Safety wie Thomas nicht in jedem Team vor, weshalb die Cover-1 noch immer anfällig gegen den langen Pass sein kann.

Auch schnelle Pässe an der Line of Scrimmage sind absolut tödlich in der Cover-1, da die Defensive Backs bei kurzen, gezielten Pässen nicht schnell genug reagieren können.

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Cover-2

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Nicht nur mit einem Safety in der Zonen-Verteidigung, sondern mit zwei Spielern tief agieren Teams in der Cover-2. Dabei übernehmen beide Spieler einen Teil des Feldes, in dem sie für die jeweilige Zone verantwortlich sind. Der Vorteil? Bei langen Pässen - sollten die Cornerbacks geschlagen werden - sind die Safeties da. Oder sollten es zumindest sein. Und obendrauf: Die Chance auf eine Interception ist in der Cover-2 häufig gegeben.

Ein Beispiel: Der Cornerback drängt den Wide Receiver bei einer tiefen Route nach einigen Metern in die Arme des Safeties, lässt ihn laufen. Wenn der Quarterback den freien Spieler anwerfen will, ist der Safety da, "jumpt" dazwischen, unterläuft den Pass und sammelt im Optimalfall eine Interception.

Allerdings hat das System entscheidende Schwachpunkte. Anders als bei Cover-0 und Cover-1 fehlt der Strong Safety beim Verteidigen gegen den Lauf. Es ist also bei offensichtlichen Laufspielsituation wenig sinnvoll, mit einer Cover-2 zu spielen.

Zudem weisen alle Zonen-Verteidigungen ähnliche Schwachpunkte auf. Da ist zum einen die "Überladung" einer Zone, was den Verteidiger zu einer Entscheidung zwingt. Er muss wissen, ob er sich für die tiefe oder die kurze Route in seiner Zone entscheidet. Und auch, ob er sich zwischen einem East- oder West-Read, wo er zwischen dem äußeren und inneren Receiver wählen muss, entscheidet. Hier spricht man aus Quarterback-Sicht von einem High-Low-Read.

Zum anderen sind die Schnittstellen zwischen den Zonen entscheidende Schwachstellen; schafft es im oben genannten Beispiel der Safety bei der Übergabe nicht, den Ball zu jumpen, so ist entweder der Receiver für kurze Zeit ungedeckt, oder die Schnittstelle tief in der Mitte des Feldes zwischen den beiden Safeties.

Aus diesem Grund spielten in den 90ern und 2000ern einige Teams eine sogenannte Tampa-2-Defense. Die Tampa Bay Buccaneers unter dem neuen Raiders-Coach Jon Gruden gewannen damit 2002 den Super Bowl. Auch die Bears agierten mit Linebacker-Legende Brian Urlacher äußerst erfolgreich in diesem System.

Urlacher ließ sich als Middle-Linebacker nach hinten fallen und verteidigte eine dritte Zone zwischen den beiden Safeties. Das System funktionierte allerdings nur, weil Urlacher trotz seiner enormen Physis eine unglaubliche Schnelligkeit mitbrachte. Heutzutage spielen NFL-Franchises nur noch selten ein Tampa-2 als Standard-System, wobei die Carolina Panthers mit Middle-Linebacker Luke Kuechly bei einige Defensive-Snaps auf die Tampa-2 zurückgreifen.

Cover-3

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In der Cover-3 droppen beide Cornerbacks tief in die Zonen-Verteidigung und decken mit dem Free Safety den hinteren Teil des Feldes ab. Der Strong Safety rotiert nach vorne und sichert mit den Linebackern die sogenannten Underneath Zonen nahe der Line of Scrimmage ab.

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Esume: Spieltagstipp plus Cover 3

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Neben einer guten Verteidigung gegen lange Pässe ermöglicht die Cover-3 gleichzeitig eine gute Defense gegen das Laufspiel durch die Mitte, da hinter der D-Line mit dem Strong Safety und den Linebackern genügend Personal (acht Leute in der Box) für einen effektiven Run-Stop zur Verfügung stehen. Im Vergleich zur Man-Coverage sind dabei alle Augen auch wirklich auf die Box gerichtet und nicht auf den direkten Gegenspieler.

Die Schwächen der Cover-3 liegen in den mittleren Zonen zwischen den drei tiefen Defensive Backs und den acht Mann davor. Weil die Cornerbacks nicht direkt gegen den Mann spielen, sondern nach dem Snap sofort Tiefe aufnehmen, sind zudem die kurzen Außenseiten enorm anfällig.

Cover-4

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Die Quarters-Defense, oder, um es einfacher zu machen: Die Cover-4. Hier sichern die beiden Safeties und die beiden Outside-Cornerbacks jeweils zu einem Viertel die Tiefe des Feldes ab. Die Linebacker verteidigen die kurzen Zonen.

Die Cover-4 dient vor allem dazu, die ganz tiefen Bälle zu verteidigen. Mit nur drei Verteidigern hinter dem Pass Rush, ist die C-4 natürlich gegen kurze Pässe und das Laufspiel in der Box anfällig.

Allerdings wird die Cover-4 auch nicht angewandt, um kurze Pässe zu verteidigen. Einziges Ziel besteht darin, große Raumgewinne der gegnerischen Offensive zu verhindern, zum Beispiel, wenn sich das Spiel dem Ende nähert. "Bend but don't break", beugen, aber nicht brechen. Kurze Pässe sind in Ordnung, mehr allerdings nicht.

Quarter-Quarter-Half

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Quarter-Quarter-Half, oder fälschlicherweise auch Cover-6 genannt, ist eine Kombination aus Cover-2 und Cover-4. Dabei kommt es vor allem darauf an, auf welcher Seite des Feldes mehr Receiver stehen.

Die breite Seite der Defense, auf der meistens mehr Receiver stehen, spielt dann eine Cover-4, die schmale Seite (bzw. die Seite mit weniger Receivern) eine Cover-2.

Obwohl auf der einen Seite nur zwei Leute tief stehen und auf der anderen sogar nur einer, ist von Cover-4 bzw. Cover-2 die Rede, da das System aufs ganze Spielfeld gesehen (und nicht nur auf eine Hälfte) entsprechend eine Cover-4 bzw. Cover-2 wäre.

Das Quarter-Quarter-Half-System ist variabel. Der Strong Safety muss nicht unbedingt in die tiefe Zone droppen. Im Falle eines Laufspielzugs ist er nahe an der Line of Scrimmage und kann den Run stoppen.

Gerade durch die Imbalance dieser Zonen-Verteidigung sollen eventuelle Missmatches ausgemerzt werden. Allerdings bietet auch die Quarter-Quarter-Half auf der C-4- bzw. C-2-Seite des Feldes dieselben Nachteile, wie eben die Standardvarianten der Cover-4 und Cover-2.

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Verteidigung gegen den Lauf: Run Fits

Die komplizierten Systeme der Passverteidigung können in verschiedenen Varianten gespielt werden. In der NFL sind diese oftmals verschleiert, sodass die eine Hälfte des Feldes ein anderes System als die gegenüberliegende spielt.

Grundsätzlich sorgt eine Zone-Coverage für mehr Interceptions als eine Man-Coverage. Doch nicht nur die Verteidigung gegen das Passspiel ist eine wichtige Aufgabe der Secondary. Gerade das Verhalten gegen das Laufspiel wird oft unterschätzt.

Spill, Force & Alley

Um die sogenannten "Run Fits" - die Verhaltensweisen und Anpassungen gegen den Lauf - zu verstehen, sind die Begriff Spill-, Force- und Alley-Player wichtig.

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Die Aufgabe der Spill-Player (meist Linebacker und Defensive-Lineman) besteht nicht darin, einen Block zu umlaufen, sondern ihn so anzulaufen, dass der gegnerische Running Back nach außen getrieben wird.

Der Force-Player (meist ein Defensive Back) versucht im Gegensatz den Block von außen so anzulaufen, dass der Running Back nach innen cutten muss. Ein direktes Tackle ist nicht das primäre Ziel. In der Gasse, wo Spill- und Force-Player aufeinandertreffen, schlägt dann spätestens der Alley-Player zu.

Er setzt das Tackle. Dem Running Back wird damit nur eine Option geliefert, die zu möglichst wenig Raumgewinn führen soll.

Die Minnesota Vikings waren 2017 unter anderem deshalb so erfolgreich, weil sie wie kaum eine andere Defense mit ihren Safeties erfolgreich gegen den Lauf verteidigen (zweitbeste Run-Defense der NFL).

Da Safety Harrison "Hitman" Smith außergewöhnliche Fähigkeiten mitbringt, wurde er von Head Coach Mike Zimmer sehr häufig nahe der Line of Scrimmage eingesetzt, um gegebenenfalls effektiv das Laufspiel zu zerstören.

Dabei agierte Smith nicht als typischer Free Safety sondern als Force Player, der zwar häufig selbst am Tackle beteiligt war, aber dessen Hauptaufgabe darin lag, den gegnerischen Running Back direkt in die Hände der anderen Pro-Bowl-Verteidiger wie Anthony Barr, Linval Joseph oder Everson Griffen zu treiben - seine Präsenz allein ließ die Mitspieler noch besser aussehen.

Zusammenfassung

Die Aufgaben der Secondary sind weitreichend. Nicht nur das Verteidigen direkt am Mann ist für den Erfolg einer Defense wichtig. Oftmals reicht es allein schon, richtig positioniert zu sein, ob in der Zonen- oder Laufverteidigung, um entsprechende Routen und Wege der Offense bereits im Keim zu ersticken.

Es ist die Aufgabe der Defensive-Koordinatoren und Cheftrainer, das System optimal an ihre Starspieler anzupassen, um das ganze Team besser aussehen zu lassen. Und Spieler der Secondary haben dabei häufig eine größere Rolle, als man auf den ersten Blick vermuten darf.

Jan Horstkötter und Michael Häring

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