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Buffalo Bills: Josh Allen - zwischen Genie und Wahnsinn

  • Aktualisiert: 18.11.2022
  • 16:59 Uhr
  • ran.de/Tim Rausch
Article Image Media
© Getty Images
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Quarterback Josh Allen und die Offensive der Buffalo Bills geraten nach einem furiosen Saisonstart ins Stolpern. Allen hechelt aktuell seiner Form hinterher und rutscht auf der Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn immer wieder ab. 

von Tim Rausch

München - Es gibt Spieler, die auf dem Rasen so unmenschlich gute Fähigkeiten zeigen, dass sie mit maschinellen Begriffen umschrieben werden. Mit etwas scheinbar Übermenschlichem. Schneller, stärker, besser. Dann wirft Josh Allen mit seinem Raketen-Arm Pässe über 70 Yards oder rennt, wie ein Bulldozer, durch gegnerische Verteidigungsreihen. 

Und so lief die Offensive um Allen über die ersten sieben Partien wie eine gut geölte Maschine. 

Doch in den letzten Wochen schleicht sich mehr und mehr das Menschliche in das Spiel des Quarterbacks der Buffalo Bills ein. Systemfehler, wenn man so will. Und die Bills geraten nach dem 6:1-Saisonstart mit zwei Niederlagen aus den letzten drei Partien aus den Fugen. 

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Josh Allen: Sechs Interceptions und drei Fumbles 

Sechs Interceptions und drei Fumbles verbuchte Allen über diese Zeitspanne. Besonders kostspielig waren die insgesamt drei Interceptions kurz vor der gegnerischen Endzone, der RedZone. In seiner gesamten Karriere unterliefen ihm bis zum achten Spieltag dieses Jahres nur zwei Interceptions in dem Bereich des Spielfeldes. 

"Das geht auf meine Kappe und es wird blöd sein, sich die Fehler nochmal anzuschauen. Ich muss in diesen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen, die richtigen Würfe machen", sagte Allen nach der jüngsten Niederlage gegen die Vikings auf der Pressekonferenz. 

Gegen die Vikings fing Cornerback Patrick Peterson zwei Interceptions. In beiden Situationen forcierte Allen den Football in bereits geschlossene Fenster. Fairerweise muss gesagt werden, dass die erste Interception bei Fourth Down war, Allen in dem Moment mehr oder weniger werfen "musste". 

Josh Allen: Zu risikoreich?

Die zweite Interception der Partie, in der Overtime, fällt allerdings in die "Vermeidbar"-Kategorie. Die Vikings versuchten in der Partie häufig, das vertikale Passspiel der Bills mit einer tief stehenden Secondary zu unterbinden. Dafür setzten sie bei knapp einem Viertel ihrer Snaps auf Cover 4, eine vergleichsweise passive Zonenverteidigung, die Spielraum im Kurzpassspiel bietet, aber im Normalfall gut gegen tiefe Pässe funktioniert. 

So auch bei der Interception, die den Vikings den Sieg beschert hat. Und Allens Pass in Richtung Wide Receiver Gabe Davis kommt zu spät, zu flach und in einen abgedeckten Raum. 

Abstimmungsfehler zwischen Allen und seinen Passempfängern (beispielsweise bei der Interception von Rookie Sauce Gardner gegen die Jets), forcierte Würfe in geschlossene Fenster und Allens Ungeduld, wenn Defensiven ihn mit passiveren und tiefstehenden Formationen zu viel Kurzpassspiel zwingen, plagen die Bills.  

"Josh ist ein sehr selbstbewusster Spieler. Manchmal kann man Dinge aber nicht erzwingen, sondern muss das nehmen, was einem die Defensive anbietet", sagte Head Coach Sean McDermott auf der Pressekonferenz nach der Partie. Dass Allen hin und wieder ungeduldig wird, ist verständlich. Wer einen Raketen-Arm hat, will sicherlich nicht dauerhaft nur Kurzstrecke fliegen. 

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Buffalo Bills: Probleme in der zweiten Halbzeit

Den Head Coach besorgt allerdings noch ein weiteres Thema: Die Bills haben über die letzten drei Partien lediglich zwölf Punkte in der zweiten Halbzeit erzielt - niedrigster Wert der Liga. 

"Das ist etwas, was wir diese Woche unter die Lupe nehmen werden", sagte McDermott. Die Bills zählten (richtigerweise) in den letzten Jahren zu den passfreudigsten Teams der Liga. McDermott warnt allerdings, dass sein Team nicht zu eindimensional werden dürfe. Trotz Halbzeitführungen in allen drei Partien lief das Team aus Buffalo den Ball "nur" 33 Mal in der zweiten Hälfte. 

Zwölf der Carries übernahm Josh Allen. Running Back Devin Singletary sammelt im Schnitt 4,3 Yards pro Lauf. "The Motor", wie er genannt wird, läuft aber nicht unbedingt auf Hochtouren. Defensiven setzen gegen die Bills nur bei 13 Prozent der Läufe von Singletary auf eine "Box" mit acht oder mehr Verteidigern (zum Vergleich: Bei Derrick Henry sind es 38 Prozent). 

Josh Allen (Buffalo Bills)
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Zudem strahlt Allen selbst eine Menge Gefahr im Laufspiel aus, was Singletary viele Räume bietet, die er aber nicht ideal nutzt. Laut der Statistik "Rushing yards over expected", die beim Zeitpunkt der Ballübergabe misst, wie viele Rushing Yards der Ballträger erzielen müsste, lässt Singletary durchschnittlich 0,3 Yards liegen. Kein hoher Wert, läppert sich aber über die Zeit. 

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Buffalo Bills: Josh Allen häufig unter Druck 

Die Lösung kann also nicht zwingend sein, den Ball stumpf häufiger zu laufen. Dafür hat Singletary individuell bisher zu wenig gezeigt. Ein paar mehr Läufe für spritzigere Spieler wie James Cook, Nyheim Hines oder Khalil Shakir würden sicherlich nicht schaden. Das Passspiel für das Laufspiel zu vernachlässigen kommt allerdings nicht in Frage. Dafür ist es, trotz der Aussetzer, zu stark. 

Und dennoch müssen die Bills und Allen an ein paar Stellschrauben der Offensiv-Maschinerie drehen. Der Quarterback stand in den letzten drei Partien durchschnittlich bei 41 Prozent seiner Dropbacks unter Druck. Schnellere und kürzere Pässe, gepaart mit einer Leistungssteigerung der Offensive Line, können diesen Wert senken.

"Wir werden uns den Allerwertesten für Josh aufreißen", sagte Center Mitch Morse nach der jüngsten Niederlage. 

Buffalo Bills: Weitere Lösungsansätze

Empfänger der kurzen Pässe könnten beispielsweise die Running Backs Cook oder Hines sein. Beide verfügen über gute Catching-Fähigkeiten und Geschwindigkeit, um nach dem Passfang Raumgewinn zu erzielen, wurden bislang aber nur spärlich in Szene gesetzt. Ken Dorsey, der Offensive Coordinator, kann Allen mit diesen einfachen Completions oder vorab festgelegten Pässen zurück in den Rhythmus bringen. 

Und Allen muss die "einfachen" Pässe dann auch nehmen. Die vertikalen, aggressiven Spielzüge sollen auf keinen Fall wegfallen. Vielmehr muss Allen klar sein, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Aktuell ist er keinesfalls in einem absoluten Formtief. In allen drei Partien kreierte er zu Fuß und durch die Luft Spielzüge, die jeder Quarterback gerne in seinem Jahresrückblick sehen würde. Nur lässt er in den letzten Wochen die Konstanz von Play zu Play vermissen.

Die muss er auf seiner Gratwanderung wiederfinden. Dann läuft die Offensive der Bills wieder rund. Vielleicht findet der Mann mit dem Raketenarm und dem Bulldozer-Laufstil ja vor der Partie gegen die Cleveland Browns den Reset-Knopf.  


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