Der FC Bayern München geht vor dem Spiel des Jahres gegen den FC Arsenal auf dem Zahnfleisch. ran gibt einen Überblick, welche Optionen Thomas Tuchel aufgrund der zahlreichen Ausfälle hat.
Vom FC Bayern München berichtet Martin Volkmar
Die Szene, die die Zuversicht des FC Bayern München heftig erschütterte, tat schon beim Zuschauen weh.
„Wenn du siehst, wie da das Gesicht entgleist, dann hat man selber Schmerzen gehabt", sagte Thomas Müller über die Situation zu Beginn der zweiten Halbzeit gegen den 1. FC Köln (2:0), bei der sich Kingsley Coman das rechte Bein verdrehte.
Am Samstagabend folgte dann die niederschmetternde Diagnose: Der Franzose wird wegen einer Muskelbündelverletzung mehrere Wochen ausfallen und vermutlich diese Saison gar nicht mehr für Bayern spielen.
Entsprechend groß war der Frust auch bei Thomas Tuchel, zumal der Außenstürmer erst kurz zuvor von einer Verletzung zurückgekehrt war.
"Das macht mich natürlich sehr traurig, weil ich weiß, wie hart er gearbeitet hat und wie wichtig er für uns ist - und dann fällt erst Serge (Gnabry) aus, dann er, und bei Leroy (Sane) steht's in den Sternen - das ist natürlich bitter", erklärte der Chefcoach: "Heute wird vieles überschattet von dieser Verletzung, so gehen die Optionen dahin."
FC Bayern München: Offensive stellt sich fast von alleine auf
Nachdem Tuchel beim Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Arsenal (2:2) erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit ein Überangebot hatte, stellt sich vor dem Rückspiel die FCB-Offensive fast von alleine auf.
Doch auch in der Hintermannschaft gibt es angeschlagene und gesperrte Spieler, so dass der Rekordmeister ausgerechnet vor der vielleicht wichtigsten Partie des Jahres personell auf dem Zahnfleisch geht.
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FC Bayern München: 24 Muskelverletzungen in dieser Saison
Insgesamt 24 Muskelverletzungen beklagen die Münchner in dieser Saison, 20 Bayern-Profis mussten in insgesamt 154 Bundesliga-Spiele zwangspausieren.
Über die Gründe rätseln die Verantwortlichen laut eigener Aussage seit Monaten, bislang aber ohne Ergebnis.
Auch Dietmar Hamanns Vorwurf, ein Grund könne zu geringe Trainingsintensität und – umfang, können und wollen die Bayern natürlich nicht bestätigen.
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FC Bayern München: Tuchel reagiert sarkastisch auf Hamann-Vorwurf
"Didi weiß es natürlich", kommentierte Tuchel sarkastisch.
"In dieser entscheidenden Phase der Saison will man einen vollen Kader und Kampfgeist haben, aber das ist durch unsere Verletzungsmisere wirklich erschwert worden", haderte der Trainer: "Jetzt müssen wir am Mittwoch alles in die Waagschale werfen und Lösungen finden."
ran gibt einen Überblick, wie diese aussehen könnten.
Tor: Neuer wohl wieder fit
Nur ein Spiel bestritt Manuel Neuer seit dem 5:2 in Darmstadt vor einem Monat, vergangenen Dienstag gegen Arsenal.
Auch gegen Köln musste er wegen Adduktorenproblemen zuschauen und wurde von Sven Ulreich ersetzt.
"Manuel Neuer hätte heute spielen können, aber wir wollten auch kein Risiko eingehen", sagte Tuchel, der für Mittwoch fest mit seinem Kapitän plant.
Defensive: Wer ersetzt Davies?
Dreiviertel der Dreierkette stehen in Joshua Kimmich, Matthijs de Ligt und Eric Dier fest. Wer aber links hinten gegen den pfeilschnellen Arsenal-Stürmer Bukayo Saka verteidigen soll, weiß Tuchel offenbar selber noch nicht.
Fakt ist, dass Alphonso Davies gelbgesperrt pausieren muss, im Hinspiel aber ohnehin nicht überzeugen konnte. Doch auch der als Ersatz seitenverkehrt getestete Noussair Mazraoui zeigte gegen Köln auf der ungewohnten Position eine schwache Vorstellung.
"Er hat zuletzt vor ein paar Wochen eine solide Leistung gezeigt, aber man hat heute gesehen, dass er nicht in Bestform war", gab Tuchel zu: "Im Moment denken wir entweder an Mazraoui oder an Guerreiro als Linksverteidiger gegen Arsenal. Nous ist einen Tick defensivstärker als Rapha. Es sei denn, wir machen etwas Verrücktes."
Damit meinte Tuchel die Idee, in Dayout Upamecano oder Minjae Kim "einen rein Defensiven" auf der linken Abwehrseite auzustellen.
Fast im selben Atemzug beendete er aber seine laut ausgesprochenen Gedankenspiele, vermutlich auch mit Blick auf die Formkrise der beiden Innenverteidiger: "Wir wollen ja gewinnen."
Neben den definitiv fehlenden Coman und Gnabry (Muskelfaserriss) bangen die Bayern auch um den wegen anhaltender Schambeinprobleme gegen Köln geschonten Sane.
"Bei Leroy steht's in den Sternen", zeigte sich Tuchel skeptisch, ob der im Hinspiel so starke Nationalspieler rechtzeitig fit wird.
Ansonsten stellt sich das Offensiv-Trio hinter Harry Kane fast von alleine auf: neben Jamal Musiala vermutlich Thomas Müller und Youngster Mathys Tel als Sane-Ersatz.
Sollten die Münchner wieder so abwartend agieren wie im Hinspiel, könnte Tel aber auch den langsameren Müller ersetzen, wenn Sane einsatzbereit ist, um potenziell mehr Tempo bei Gegenstößen zu haben. "Du brauchst Tempo auf dem Platz“, meinte Tuchel.
Alternativ empfahl sich auch Köln-Matchwinner Guerreiro für einen Platz im Mittelfeld. Am Samstag agierte er sehr offensiv, könnte aber auch als gelernte Außenverteidiger Mazraoui gegen Saka helfen.
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Müller optimistisch: "Nicht das erste Mal, dass wir wichtige Spieler verlieren"
Wer am Ende auch auf dem Platz stehen wird, Routinier Müller glaubt an die große Chance aufs Weiterkommen.
„Es ist in meiner Zeit nicht das erste Mal, dass wir in Richtung Viertelfinale, Halbfinale der Champions League wichtige Spieler verlieren. Das war mit Rib und Rob ab und zu der Fall", erinnerte der 34-Jährige an die verletzungsanfälligen Franck Ribéry und Arjen Robben.
Die Mannschaft werde jedenfalls bereit sein, so Müller: „Die Fans fiebern diesem Mittwoch enorm entgegen - genauso wie wir. Alle haben erkannt: Hier geht es um etwas ganz, ganz Wichtiges."