Motorsport DTM
"Viel zu gefährlich": Wird erste Kurve in Oschersleben nach Unfällen geändert?
Wird in der DTM in Zukunft in Oschersleben wieder die 90-Grad-Ecke statt der schnellen Links-Rechts-Kombination als erste Kurve gefahren? Am DTM-Wochenende vor fast drei Wochen gab es in der ersten Kurve, die mit hoher Geschwindigkeit angebremst wird, drei heftige Unfälle: zwei davon im ADAC GT Masters, einen in der DTM.
HRT-Teamchef Ulrich Fritz fordert nun im Gespräch mit Motorsport-Total.com eine Änderung: "Ich würde dort den Turn 1 nicht mehr fahren, weil das viel zu gefährlich ist. Wir haben dort dieses Jahr drei schwere Unfälle gesehen. Man muss sich überlegen, ob das so richtig ist."
Fritz bezieht sich dabei auf die ADAC-GT-Masters-Unfälle von Joos-Porsche-Pilot Johannes Kapfinger am Freitag und Ex-DTM-Pilot Sandro Holzem am Samstag sowie Nicki Thiims DTM-Crash im Samstags-Qualifying.
"So ein Unfall wie bei Thiim kann auch schiefgehen"
Nach den ADAC-GT-Masters-Crashes mussten die Leitplanken repariert werden, wodurch das erste Freie Training der DTM am Freitag um eineinhalb Stunden und das Samstags-Qualifying um eine Stunde verschoben werden musste.
Der Land-Audi von Holzem wurde zudem so schwer beschädigt, dass das Team den Boliden zurückziehen musste. Man hört von einem Schaden von knapp 100.000 Euro. "Und so ein Unfall wie bei Nicki Thiim kann auch schiefgehen, wenn er in einem spitzen Winkel auf der Fahrerseite in die Begrenzung fliegt", warnt Fritz.
Der HRT-Teamchef ist ohnehin ein gebranntes Kind, schließlich crashte sein Pilot Luca Stolz im Vorjahr beim Donnerstag-Test der DTM schwer. Der Mercedes-Werksfahrer traf eingangs der zweiten Kurve den Sausage-Kerb, der dieses Jahr entfernt wurde, wodurch Unterboden und Chassis schwer beschädigt wurden.
Oschersleben erwägt Rückkehr zu altem DTM-Nadelöhr
Tatsächlich hat man das Thema in der Motorsport Arena Oschersleben auf dem Schirm, wollte aber zunächst das am vergangenen Wochenende stattfindende ADAC Racing Weekend abwarten, bei dem es allerdings keinerlei nennenswerte Zwischenfälle in der Passage gab.
Dennoch sagt Geschäftsführer Ralph Bohnhorst auf Nachfrage von Motorsport-Total.com: "Wir überlegen, in Zukunft wieder die alte DTM-Ecke - etwas verändert - zu fahren." Denn von 2007 bis 2015 wurde mit den Silhouetten-Prototypen die erste Kurve in der Magdeburger Börde als 90-Grad-Nadelöhr gefahren. Das war zunächst auch im ADAC GT Masters der Fall, seit 2018 setzt man auf die schnelle Variante.
Man schaue sich nun vor allem an, wie man in Zukunft die Einfahrt in die Linkskurve gestaltet. Diesbezüglich gäbe es aber keine Eile, schließlich bleibe genug Zeit bis zum nächstjährigen DTM-Wochenende. Dass es 2024 in den ersten zwei Kurven in Oschersleben einige Ausritte gab, führt man auch auf den Rückenwind zurück, wodurch die Piloten beim Anbremsen weniger Anpressdruck haben.
Tomczyk kann mit beiden Kurvenvarianten leben
Wäre es der richtige Weg, auf das alte DTM-Nadelöhr zu wechseln? "Da gab es immer Startunfälle, weil es einen Ziehharmonika-Effekt gibt", sieht Fritz die Gefahr von Auffahrunfällen. Abt-Sportdirektor Martin Tomczyk, der die Passage auch als aktiver Rennfahrer kennt, kann mit beiden Varianten leben: "Ich habe auch die bisherige Variante nicht als gefährlich empfunden, nur weil es jetzt Unfälle gab."
Die engere Variante habe man 2007 gewählt, "um mehr Überholmanöver zu bekommen, weil es eine härtere Bremszone ist", erinnert er sich im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Das Potenzial, dort jemanden zu überholen, wäre wahrscheinlich etwas höher. Ich stelle aber in Frage, ob es einen Riesenmehrwert an Überholmanövern geben würde, denn in Oschersleben gibt es einfach nicht viele Überholmöglichkeiten."