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Großkreutz: "Überlastung? - Kann ich nur den Kopf schütteln!“

  • Aktualisiert: 02.01.2014
  • 13:17 Uhr
  • Interview: ran.de / Andreas Kötter
Article Image Media
© Getty
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Die Heimniederlage zum Abschluss der Vorrunde trübt eine ordentliche erste Halbserie von Borussia Dortmund. Im Exklusiv-Interview mit ran.de spricht Kevin Großkreutz über Krisengerede und die vielen Verletzungen beim BVB, die totale Dominanz des FC Bayern und seinen Siegtreffer in Marseille, der für den BVB den Einzug ins Achtelfinale der Champions League bedeutet hat.

ran.de: Herr Großkreutz, in Marseille haben Sie dem BVB mit Ihrem Treffer kurz vor Schluss das Achtelfinale in der Champions League gesichert, wo man nun auf Zenit St. Petersburg trifft. Der Ex-Münchner und jetzige Zenit-Spieler Anatoli Timoschtschuk sagt: "In der vergangenen Saison war Borussia stärker. Ich denke, wir haben ein gutes Los gezogen" - was erwidern Sie dem Ukrainer?

Kevin Großkreutz: Wenn er das so sieht...ich finde jedenfalls nicht, dass wir schwächer geworden sind im Vergleich zur Vorsaison. Wir sind stark, wie immer, und wir freuen uns sehr auf das Spiel gegen Zenit.

ran.de: Ist Zenit umgekehrt also auch ein gutes Los für BVB?

Großkreutz: Natürlich. Es waren ja auch noch ganz andere Gegner im Topf. Mag zwar sein, dass es in St. Petersburg schwer wird, nicht zuletzt wegen der zu erwartenden Kälte. Trotzdem wollen wir dort ein gutes Ergebnis erzielen. Und zuhause machen wir dann alles klar.

ran.de: Tatsächlich hat der BVB trotz widriger Bedingungen – zahlreiche Topkräfte fielen und fallen länger aus – objektiv betrachtet eine ordentliche Halbserie gespielt und ist zudem in einer schwierigen Gruppe als Tabellenerster ins Achtelfinale der Champions League eingezogen. Dennoch war zwischenzeitlich in einigen Medien von "Krise" die Rede - ist die 1:2-Niederlage gegen Hertha der Beweis dafür?

Großkreutz: Nimmt man nur die reinen Fakten – Viertelfinale im DFB-Pokal, Achtelfinale in der Champions League nach einer sehr schwierigen Gruppe und in der Bundesliga auf einem Platz, der erneut für die Champions League berechtigen würde – dann mag ich einerseits keine echte Krise erkennen. Andererseits mögen zwischen den 32 Punkten, die wir geholt haben, und den 35, die ein Sieg gegen Hertha bedeutet hätte, de facto nur drei Zähler liegen. 35 Punkte hätten aber die zweitbeste Vorrunde der vergangenen zehn Jahre und damit eine sehr ordentliche Ausbeute bedeutet. So aber bleibt vor allem die Niederlage im Gedächtnis hängen.

ran.de: Grundsätzlich liegt es wohl eher an der totalen Dominanz der Bayern, dass manch einer die Leistung des BVB nicht objektiv zu beurteilen vermag; haben die Münchner auf Jahre hinaus ein Titel-Abo?

Großkreutz: Wenn die Bayern weiterhin den Fußball zeigen, den sie zurzeit spielen, wird es ganz schwer sie zu stoppen. Trotzdem halte ich es für möglich, dass wir zumindest nochmal angreifen und uns Platz zwei schnappen.

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ran.de: Bei aller Überlegenheit der Bayern hatte man sich beim BVB vorgenommen, am Saisonende nicht noch einmal 25 Punkte hinter den Münchnern zu liegen; nun sind es zur Halbzeit aber bereits wieder zwölf...

Großkreutz: Wir haben einfach ein paar Punkte zu viel liegen lassen in der Vorrunde. Das wollen wir in der Rückrunde unbedingt ändern, indem wir unsere vielen Chancen endlich wieder besser nutzen. Wir werden alles daran setzen, dass es nicht noch einmal zu einem so großen Punkteabstand kommt.

ran.de: In der Tat hat man wiederholt die vielen Chancen, die sich die Mannschaft immer wieder erarbeitet, fast fahrlässig liegen lassen; wie erklären Sie sich das?

Großkreutz: Das ist nur schwer zu erklären...

ran.de: Schalke 04 will in Zukunft mit einem Psychologen zusammenarbeiten...

Großkreutz: Wir haben ja schon lange einen, der einfach da ist, wenn ein Spieler mit ihm sprechen möchte. Aber unsere Chancenverwertung hat aus meiner Sicht nichts mit mentaler Schwäche zu tun. Vielleicht hat bisweilen etwas Galligkeit gefehlt. Wir müssen wieder zielstrebiger agieren und schneller den Abschluss suchen. Allerdings sollten wir uns auch nicht selbst verrückt machen. Manchmal ist es einfach Pech, wenn der Ball nicht ins Tor, sondern an den Pfosten oder knapp daneben geht. Da gilt es dann konzentriert und ruhig weiterzuarbeiten. Irgendwann gehen die Dinger auch wieder rein.

ran.de: Neben der Chancenverwertung hat die Verletztenmisere den BVB Punkte gekostet; ist der eine oder andere nach den Anstrengungen der vergangene Jahre am Rande der körperlichen Belastbarkeit angelangt?

Großkreutz: Das glaube ich nicht. Bei diesen Verletzungen sehe ich eine unglückliche Häufung, wie sie leider schon einmal verkommen kann. Das ist einfach nur Pech. Bei manchen war es eine genetische Veranlagung, bei manchen ein Foul, bei anderen eine unglückliche Landung oder Drehung. Es ist total oberflächlich, wenn medial so getan wird, als seien die Verletzungen eine Folge der Belastung. Da kann ich nur den Kopf schütteln.

ran.de: Wenigstens Sie selbst scheinen von den Belastungen völlig unbeeindruckt, wie Ihre Energieleistung in Marseille gezeigt hat; woher nehmen Sie diese Energie, wenn andere körperlich längst auf dem Zahnfleisch zu gehen scheinen?

Großkreutz: Ich bin noch jung, ich bin fit...

ran.de: Das würde der Großteil Ihrer Teamkollegen wohl auch von sich behaupten...

Großkreutz: Das stimmt schon. Ich glaube, dass es mir gerade in dieser Hinrunde geholfen hat, dass ich zuletzt viel im Kraftraum gearbeitet habe. Ich hatte nicht ein einziges Mal muskuläre Probleme. Toi, toi, toi! Und vielleicht spielt meine Grundhaltung auch eine Rolle. Wenn man wie ich immer bis zur letzten Minute daran glaubt, dass man das Spiel doch noch gewinnen kann, dann setzt das auch körperliche Kraft frei. Das ist ein wechselseitiger Prozess, das eine geht nicht ohne das andere. "Nie aufgeben!", das ist mein Motto.

ran.de: Oft sprechen Spieler davon, Verantwortung übernehmen zu wollen, sind aber, wenn es darauf ankommt, eher an der eigenen Reputation als am Mannschaftswohl interessiert. Sie dagegen spielen dort, wo der Trainer Sie hinstellt, ob auf links oder auf rechts, ob hinten oder vorne, oder sogar im Tor...

Großkreutz: Ich denke über so etwas eigentlich gar nicht nach. Es geht in erster Linie doch nicht darum, ob ich gut aussehe oder glänze. Für mich ist nur wichtig, der Mannschaft zu helfen. Wenn der Trainer meint, dass ich dem Team an einem Spieltag am besten hinten rechts helfen kann, dann versuche ich das. Wenn er mich in der Woche darauf aber eher links sieht, ist das für mich ebenfalls kein Problem. Ich versuche immer alles für die Mannschaft zu geben. Wenn mir das gelingt, brauche ich mir um meinen eigenen Ruf ohnehin keine Sorgen zu machen.

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ran.de: Ein Journalist nannte Sie deshalb kürzlich einen "modernen Leader", macht Sie so etwas stolz?

Großkreutz: Klar freue ich mich über ein solches Lob. Wer würde das nicht tun?!

ran.de: Könnte man Ihre Identifikation mit dem BVB messen, würde Ihr Wert wahrscheinlich die Skala sprengen; da scheint es unvorstellbar, dass Sie irgendwann mal zu einem anderen Klub wechseln könnten...

Großkreutz: Das kommt immer auf die Perspektive an. Als Fußballer will man natürlich spielen und nicht monatelang auf der Bank setzen. Das würde mich sehr unzufrieden machen. Deshalb sollte man diesbezüglich nicht "Nie!" sagen. Trotzdem steht außer Frage, dass der BVB "mein" Verein ist. Ich liebe Borussia Dortmund und werde Borussia Dortmund immer lieben. Und selbstverständlich kann ich mir sehr gut vorstellen, meine Karriere hier zu beenden.

ran.de: Sie lieben den Verein, und die Fans lieben Sie: Unglaubliche 5000 Nachrichten sollen nach dem Siegtreffer von Marseille auf Ihrem Handy eingegangen sein...

Großkreutz: Es waren tatsächlich extrem viele…auch bei Facebook.

ran.de: Haben Sie all diese Nachrichten gelesen?

Großkreutz: Habe ich, wenn auch im Schnelldurchlauf. Ich habe noch in der Kabine damit angefangen und hatte irgendwann in der Nacht alles abgearbeitet. Was schon deshalb nicht so einfach war, weil noch lange nach Spielschluss immer wieder neue Nachrichten geschickt wurden.

ran.de: Was haben die Leute zum Beispiel geschrieben?

Großkreutz: Ein paar haben zum Beispiel versprochen, dass sie mir ein Denkmal bauen wollen (lacht). Ist doch klar, dass einen das stolz macht. Ist aber echt nicht nötig! Ganz ehrlich: Ich freue mich doch genauso riesig für die Fans, dass sie nun doch noch weiter mit uns durch Europa reisen können.

ran.de: War dieser Treffer Ihr schönster Moment im abgelaufenen Jahr?

Großkreutz: Wir haben im Champions-League-Finale gestanden, das war ohne Frage auch ein richtig geiles Gefühl. Aber in der 87. Minute den Siegtreffer in einem so wichtigen Spiel zu erzielen, das ist schon Gänsehaut pur. Etwas Besseres kann es gar nicht geben.

ran.de: Mittlerweile fällt Ihr Name auch wieder im Zusammenhang mit der Nationalmannschaft; glauben Sie an Ihre WM-Chance?

Großkreutz: Ich glaube an diese Chance. Klar ist, dass ich erst einmal weiterhin meine Leistung bei Borussia bringen muss. Aber zumindest daran soll es nicht scheitern.


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