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Korb exklusiv: "Haben verinnerlicht, was Favre vorschwebt"

  • Aktualisiert: 11.11.2014
  • 12:14 Uhr
  • Interview: ran.de / Andreas Kötter
Article Image Media
© Getty
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Die noch junge Profi-Karriere von Julian Korb hat 2014 rasant Fahrt aufgenommen. Für Borussia Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre ist Korb auf der rechten Außenverteidiger-Position erste Wahl. Im Exklusiv-Interview mit ran.de spricht Korb über Borussias Erfolgsserie und seine kluge Karriereplanung.

ran.de: Herr Korb, Borussia hat am Wochenende gegen Hoffenheim den mehr als vier Jahrzehnte alten Rekord von 17 ungeschlagenen Spielen in Serie eingestellt; bedeutet ein solcher Rekord einem jungen Spieler wie Ihnen etwas, der mit dieser Historie wahrscheinlich nur bedingt etwa verbindet?

Julian Korb: Dass es einen grundsätzlich freut, wenn es für die eigene Mannschaft so gut läuft, versteht sich von selbst. Aber man macht sich durchaus auch Gedanken darüber, dass man etwas Historisches geschafft hat. Das ist ja nicht selbstverständlich bei einem Klub, der ohnehin mit so großer Tradition gesegnet ist.

ran.de: Wie begegnet man nun möglichen allzu großen Erwartungen?

Korb: Ich glaube, dass unsere Fans die Situation sehr realistisch einschätzen. Sie wissen, dass wir keine allzu langfristig angelegten Ziele ausgeben, weil Verletzungen, Erkrankungen oder eine Schwächephase, wie sie jede Mannschaft im Laufe einer Saison irgendwann hat, einem nur allzu schnell einen Strich durch die Rechnung machen können. Es mag wie ein Klischee klingen, doch wir schauen lieber erst einmal nur von Spiel zu Spiel. So wollten wir zuletzt unbedingt Hoffenheim schlagen, um das Team auf Distanz zu halten. Und nun denken wir ausschließlich an Limassol. Bis jetzt hat diese Vorgehensweise sehr gut funktioniert.

ran.de: Was sind die Zutaten des aktuellen Erfolgsrezepts?

Korb: Ich glaube, dass uns sehr zugute kommt, dass wir vor dieser Saison bis auf Marc (Marc-André ter Stegen; d. Red.) keinen entscheidenden Spieler verloren bzw. mit den Neuen mehr als adäquaten Ersatz gefunden haben. Schon in der vergangenen Saison haben wir zum Teil sehr gut gespielt, und jetzt hat die Mannschaft offensichtlich verinnerlicht, was der Trainer verlangt. Und ich glaube, dass wir dem Spielstil, der Lucien Favre vorschwebt, mittlerweile sehr nahe kommen.   

ran.de: Im Moment müssen die Top-Klubs alle drei, vier Tage antreten. Sie erleben das in dieser Form zum ersten Mal in Ihrer Karriere, wie kommen Sie damit zu Recht?

Korb: Ich muss zugegen, dass das durchaus sehr anstrengend ist, nicht zuletzt, weil ich in den vermeintlichen Länderspielpausen mit der U21-Nationalmannschaft unterwegs bin. Andererseits haben wir die gesamte vergangene Saison hart dafür gearbeitet, um jetzt international spielen zu können. Deswegen bin ich weit davon entfernt, mich über die Anzahl der Spiele zu beklagen. Und dank unseres auch in der Breite sehr guten Kaders wie auch dank unserer guten medizinischen Abteilung und der entsprechenden Möglichkeiten zur Regeneration sollten wir die zusätzliche Belastung gut wegstecken.

ran.de: Machen Sie etwas anders im Vergleich zur vergangenen Saison?

Korb: Ich nutze öfter mal das Eisbecken und achte noch mehr auf meine Ernährung. Ich denke aber, dass diese Sorgfalt im Umgang mit dem eigenen Körper ohnehin zu den Pflichten eines Profis gehört.

ran.de: Sie sind mittlerweile seit mehr als acht Jahren bei Borussia, in denen der Klub auch dunkle Zeiten durchleben musste. Wie nimmt ein Jugendspieler, der noch nicht wissen kann, ob er es jemals zum Profi schafft, eine solche Phase wahr?

Korb: Ich kann mich tatsächlich noch sehr gut an den Abstieg (2007; d. Red.), die Zeit in der Zweiten Liga (Saison 2007/08; d. Red.) und die fast schon einem Wunder gleich kommende Rettung in der Saison 2010/11 erinnern. Damals war ich, wie Sie richtig sagen, noch Jungendspieler, und ich habe die enttäuschten und traurigen Gesichter der Fans noch gut vor Augen. Es war also ganz bestimmt nicht so, als hätte mich das unberührt gelassen. Umso schöner ist es, dass ich jetzt diese tolle Zeit miterleben darf.

ran.de: Ab wann war Ihnen klar, dass es klappen könnte mit dem Traum vom Profi-Fußball?

Korb: Es gab keinen fixen Punkt, sondern es war vielmehr ein fließender Prozess, der mir gezeigt hat, dass es tatsächlich klappen könnte. Selbst als ich den Profi-Vertrag unterschrieben hatte bzw. schon bei den Profis mittrainieren durfte, habe ich noch nicht hundertprozentig daran geglaubt, dass ich mich wirklich als Profi sehen darf. In den ersten beiden Jahren etwa hatte ich – soweit ich mich entsinne – nur zwei Einsätze. Da fällt es noch schwer sich einfach schon als vollwertiger Profi zu verstehen.

ran.de: Seit der vergangenen Saison, in der Sie viele Einsätze hatten, dürfte das anders sein...

Korb: Das stimmt. Ab dem zehnten Spieltag stand ich in der Liga fast immer in der Startelf. Das hat mir viel Sicherheit vermittelt, und seitdem fühle ich mich als echter Profi-Fußballer.

ran.de: Für den Fall, dass es nichts geworden wäre mit der Profi-Karriere, sollen Sie aber auch einen Plan B gehabt haben...

Korb: Ich habe mein Fach-Abitur gemacht und dafür bei der Borussia ein Praktikum absolviert. Das hat mir sehr gut gefallen, weil ich von der Pressestelle über das Marketing bis hin zur Buchhaltung alle Abteilungen und Bereiche durchlaufen durfte. So habe ich überhaupt erst ein Verständnis davon bekommen, wie ein Profi-Verein funktioniert und wie viele Leute das erfordert. Schön war es zudem, dass ich die Menschen hinter den einzelnen Titeln und Positionen kennenlernen konnte, über die ich sonst kaum etwas erfahren hätte – obwohl man für dieselbe Sache und eigentlich nur ein paar Meter voneinander entfernt arbeitet.

ran.de: Wäre ein solcher Verwaltungsjob eine Alternative gewesen?

Korb: Durchaus. Am besten hat mir die Arbeit auf der Pressestelle gefallen, nicht zuletzt, weil ich so immer Kontakt zu meinen Mannschaftskollegen hatte (lacht). Und Fußball nicht nur zu spielen, sondern einmal darüber zu schreiben, war auch eine sehr gute Erfahrung.

ran.de: 2014, mit dem sechsten Platz in der vergangenen und dem hervorragenden Start in dieser Saison, ist für Sie die bisher beste Zeit in Ihrer noch jungen Karriere; und jetzt gibt es Gerüchte, dass die Nationalmannschaft, die einen guten rechten Außenverteidiger durchaus nötig hat, ein Thema werden könnte...

Korb: Ich habe auch davon gehört, weiß aber nicht, ob da wirklich etwas dran ist. Wenn ja, dann ehrt mich das natürlich sehr. An solchen Spekulationen beteiligen werde ich mich aber selbstverständlich nicht, das wäre auch dumm von mir. Ich versuche lieber bei der Borussia und in der U21-Nationalmannschaft weiter gute Leistungen zu zeigen. Mehr kann und sollte ein Spieler, für den die Nationalmannschaft ein Traum ist, auch gar nicht tun. Denn ich glaube, dass es irgendwann belohnt wird, wenn man kontinuierlich an sich arbeitet.


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