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Patrick Herrmann: "So ärgerlich, dass es kaum in Worte zu fassen ist"

  • Aktualisiert: 29.04.2015
  • 12:50 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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© Getty
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Patrick Herrmann spricht exklusiv mit ran.de über die Pokal-Pleite in Bielefeld, die Gründe, seinen Vertrag um vier Jahre zu verlängern, und das bevorstehende Spiel gegen den BVB.

Mönchengladbach - Borussia Mönchengladbach spielt eine hervorragende Saison, daran ändert auch das bittere Pokal-Aus bei Arminia Bielefeld nichts. Im Exklusiv-Interview mit bundesliga.de spricht Borussia bester Torschütze, Patrick Herrmann, über die Pokal-Pleite, über die Gründe, seinen Vertrag um vier Jahre zu verlängern, und über das bevorstehende Spiel gegen den BVB.

ran.de: Herr Herrmann, eigentlich wollte ich Sie fragen, ob das aktuell die beste Borussia ist, seit Sie im Klub sind...

Patrick Herrmann: ...aber dann kam Bielefeld.

ran.de: Dann kam Bielefeld.

Herrmann: Das ist so ärgerlich, dass es kaum in Worte zu fassen ist. Zwar war es für uns extrem schwierig angesichts dieser Platzverhältnisse unseren Kombinations-Fußball durchzusetzen. Das hat Bielefeld in die Karten gespielt, kann aber allenfalls ein Stück weit erklären, was am Mittwochabend passiert ist. Eine Entschuldigung darf es auf gar keinen Fall sein.

ran.de: Ihr Team-Kollege Max Kruse hat heftige Selbstkritik geübt und gesagt, es könne nicht sein, dass Borussia als Bundesligist in 120 Minuten bei einem Drittligisten nur ein Treffer gelingt.

Herrmann: Da hat er Recht.

ran.de: Ist es das, was Borussia noch fehlt zu einer absoluten Spitzenmannschaft - auch einen solchen Gegner nicht zu unterschätzen und ihn hundertprozentig Ernst zu nehmen?

Herrmann: Ich glaube nicht, dass wir Bielefeld unterschätzt haben. Wir haben während der 120 Minuten enorm viel geackert, sicher nicht weniger als in der Runde zuvor, in Offenbach (Kickers Offenbach, Viertligist; d. Red.), wo es auch sehr schwierig war. Aber am Mittwoch ist es uns nie gelungen uns spielerisch wirklich durchzusetzen. Wir sind nie in die Räume bekommen und konnten uns deshalb kaum Chancen herausarbeiten. Und momentan ist es immer noch sehr schwer zu verkraften, dass der Traum von Berlin geplatzt ist.

ran.de: Dieser Rückschlag ändert nichts daran, dass Sie persönlich wohl Ihre bisher beste Saison in sechs Jahren bei Borussia spielen. Als "wertvoll wie nie" hat eine Fußball-Zeitschrift Sie bezeichnet...

Herrmann: Auch in der Saison, als wir Vierter wurden, ist es bis zu meiner Verletzung zwar gut für mich gelaufen. Diese Saison aber bedeutet einen weiteren Schritt vorwärts, gerade auch was die Tore betrifft. Bisher zehn Treffer in der Bundesliga sind mit Abstand mein bestes Ergebnis. Ja, momentan bin ich wirklich gut drauf. Natürlich hilft es dabei, dass wir alle - abgesehen von Bielefeld - eine tolle Saison spielen. Davon profitiere ich ebenso, wie es der Mannschaft zugutekommt, dass ich funktioniere. Diese Wechselwirkung hat man vor allem beim 4:1 in Hoffenheim sehr schön sehen können. Da wusste jeder ganz genau wann der andere was machen würde. Timing und Laufwege stimmten da perfekt.

ran.de: Sie haben Ihren Vertrag kürzlich bis 2019 verlängert, ganz leicht haben Sie es sich aber nicht gemacht?

Herrmann: Das stimmt. Ich habe mir durchaus sehr genau überlegt, was ich mache. Ich habe für vier Jahre unterschrieben, das ist eine lange Zeit, an deren Ende ich insgesamt zehn Jahre bei Borussia sein werde. Da muss man sich vorher sehr genau überlegen, ob man nicht vielleicht lieber einmal etwas anderes erleben oder doch den eingeschlagenen Weg mit Borussia weitergehen möchte. Ich habe mich letztlich für Borussia entschieden, weil wir seit der Relegation einen hervorragenden Weg beschreiten, von dem ich glaube, dass er noch längst nicht zu Ende ist.

ran.de: Haben Ihnen die Entscheidungen von Xhaka, Hazard und Stindl für Borussia etwaige letzte Zweifel genommen?

Herrmann: Ich habe schon mit einem Auge darauf geschaut, wie man sich bei Borussia die nächsten Jahre vorstellt und was möglich sein könnte. Da ist es logischerweise von Vorteil, wenn sehr gute Spieler wie Xhaka und Hazard verlängern und Stindl zu uns wechselt.

ran.de: Sind Sie überzeugt, den ersehnten Sprung in die Nationalmannschaft auch als Borusse schaffen zu können?

Herrmann: Warum nicht?

ran.de: Ihr Teamkollege Tony Jantschke scheint trotz seiner Topleistungen im Verein keine Berücksichtigung zu finden...

Herrmann: Ich denke, dass jeder Fall gesondert zu betrachten ist. Es geht darum, was der Bundestrainer sucht, welchen Spielertyp er haben möchte und welche Optionen er sonst vielleicht noch hat. Grundsätzlich kann ich immer wieder nur betonen, dass es für mich eine Riesenehre wäre, überhaupt wieder einmal zur Nationalmannschaft eingeladen zu werden. Das Wichtigste aber bleibt dennoch, für Borussia weiterhin Vollgas zu geben. Alles weitere wäre "nur" das Tüpfelchen auf dem I.

ran.de: Spiele wie zuletzt in München oder in Hoffenheim gehören zum Besten, was Borussia taktisch in den vergangenen Jahren gezeigt hat; wann haben Sie zum ersten Mal gespürt, dass diese Mannschaft erwachsen geworden ist und zu Größerem fähig sein könnte?

Herrmann: Der Sieg in München hat einen unglaublichen Kick und noch einmal einen Schub an Selbstvertrauen gegeben. Die wenigsten hatten wohl damit gerechnet, dass wir dort Gewinnen können. In solchen Spielen merkt man, dass man zumindest über 90 Minuten mithalten kann mit den ganz Großen. Und schon im Hinspiel, in Mönchengladbach, konnte man sehen, dass wir etwas entgegenzusetzen haben.

ran.de: Trainer Lucien Favre hat vier Jahre lang akribisch auf diese Erfolge hin gearbeitet; begreift man als Spieler einen solchen Masterplan des Trainers - oder ist man bisweilen auch genervt, wenn immer wieder an den kleinsten Details gefeilt wird?

Herrmann: Mittlerweile begreift man es (lacht). Aber ich gebe zu - wenn man in der Vergangenheit hundertmal ein und dieselbe Übung machen musste, hat man sich schon das eine oder andere Mal gefragt "Warum jetzt noch mal?". Heute aber versteht man, dass dies der Trainingseffekt ist, den der Trainer erzielen will - dass wir noch die kleinste Kleinigkeit verinnerlichen, so dass die Bewegungsabläufe in Fleisch und Blut übergehen. Und man begreift, dass Favre vom ersten Tag an einen Plan hatte, den er bis heute weiter verfolgt.

ran.de: Am Wochenende kommt mit dem BVB die einzige Mannschaft in den Borussia Park, gegen die Gladbach im Hinspiel buchstäblich chancenlos war...

Herrmann: Das muss man so sagen. Dortmund war mit Abstand unser schlechtestes Spiel in dieser Saison. Zwar wurden wir am Ende nur durch ein Eigentor besiegt, nichtsdestotrotz war diese Niederlage absolut verdient.

ran.de: Befürchten Sie, dass das Aus im DFB-Pokal einen Knacks geben könnte?

Herrmann: Die Enttäuschung ist groß, aber wir werden beweisen, dass wir damit umgehen können – so, wie wir es auch nach dem Ausscheiden aus der Europa League getan haben. Ab jetzt bündeln wir alle unsere Kräfte für Dortmund und den Saisonendspurt.

 ran.de: Borussia liegt nach wie vor auf Champions League-Kurs. Allerdings könnte Platz vier, der Qualifikationsplatz, zu wenig sein, weil dann Gegner wie Manchester City oder der FC Valencia drohen; spricht man darüber in der Kabine?

Herrmann: Das wären doch ganz tolle Spiele (lacht). Nein, ernsthaft, ich weiß ja, worauf Sie hinaus wollen. Natürlich waren das bärenstarke Gegner, an denen man durchaus scheitern könnte. Trotzdem reden wir überhaupt nicht über Tabellenplätze. Und selbstverständlich wäre es fantastisch, wenn wir Platz drei bis zum Saisonende halten konnten. Aber es sind noch sieben Spiele, aus denen wir das Optimum holen wollen - damit wir alle am Ende auf eine fantastische Saison gucken können.


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