DFB-Pokal
Ramy Bensebaini: Die Geschichte von Gladbachs Bayern-Schreck
- Aktualisiert: 28.10.2021
- 19:01 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Ramy Bensebaini trifft gegen keinen anderen Verein so häufig wie gegen den FC Bayern München. Die Karriere des Außenverteidigers von Borussia Mönchengladbach wurde allerdings von einigen Schwierigkeiten begleitet.
München/Gladbach - Sein Doppelpack zerstörte die Pokal-Träume des FC Bayern München. Ausgerechnet ein Verteidiger erzielte innerhalb von sechs Minuten zwei Tore.
Ramy Bensebaini traf bei dem historischen Pokal-Triumph von Borussia Mönchengladbach zunächst in der 15. Spielminute zum 2:0, als er in Manier eines Stürmers per Direktabnahme einschoss.
"Wie wir das zweite Tor herausgespielt haben, das war einfach genial, auch dass er dann dort steht und mit seinem Rechten abgeschlossen hat", lobte Trainer Adi Hütter nach der 5:0-Gala.
Noch cooler verhielt sich der 26-Jährige beim 3:0: Lässig, fast schon ein wenig frech, beförderte er den Elfmeter knapp an Manuel Neuer vorbei ins Tor.
Das Selbstvertrauen kommt nicht von ungefähr: Bayern ist Bensebainis absoluter Lieblings-Gegner.
Fünf Mal spielte er gegen den Rekordmeister, erzielte dabei vier Tore. Gegen keine andere Mannschaft traf der Algerier so häufig.
Bereits 2019 traf Bensebaini gegen Bayern doppelt
Bereits am 14. Spieltag der Saison 2019/2020 netzte er beim 2:1 gegen die Bayern doppelt ein - einmal per Kopfball, einmal per Elfmeter.
Auch seine Gesamtbilanz gegen die Münchner ist positiv: fünf Spiele, drei Siege, zwei Niederlagen.
Doch so erfolgreich seine Auftritte gegen den deutschen Meister waren, so schwierig war teilweise die Zeit dazwischen.
"Das ist ein Spieler, der lange verletzt war und nicht in den Rhythmus gekommen ist", erklärte Hütter.
Ein kleiner Rückblick: Der 40-malige Nationalspieler wechselte im Sommer 2019 für eine Ablöse von rund acht Millionen Euro vom französischen Erstligisten FC Stade Rennes nach Gladbach.
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Verletzungen und ein schwerwiegender Corona-Verlauf
Mit fünf Toren und vier Vorlagen unterstrich er gleich in seiner ersten Bundesliga-Saison seine Effektivität, wurde zwischenzeitlich allerdings von einem Muskelfaserriss außer Gefecht gesetzt.
Damit nicht genug: Im November 2020 infizierte er sich mit dem Coronavirus - und zwar mit einem durchaus schlimmen Verlauf.
Fieber, Kopfschmerzen, Husten, kein Geschmackssinn, kein Geruchssinn. Er litt unter fast allen Symptomen, die bekannt sind. "Nach der akuten Erkrankung hatte ich noch eine Zeit lang Schmerzen beim Atmen und habe nicht richtig Luft bekommen", erzählte er im "Express". Sechs Bundesligaspiele verpasste Bensebaini.
Auch in dieser Saison machte die Gesundheit ihm einen Strich durch die Rechnung. Den Saisonstart verpasste der Linksfuß aufgrund einer Oberschenkelverletzung. Es folgte eine Leistenverletzung, die ihn fünf Wochen zum Zuschauen zwang, ehe er am vergangenen Wochenende gegen Hertha BSC direkt wieder in die Startelf zurückkehrte.
Adi Hütter lobt: "Ein absoluter Qualitätsspieler"
"Er ist ein absoluter Qualitätsspieler", lobte Hütter nach dem Pokal-Triumph gegen den FC Bayern: "Das hat er heute gezeigt."
Bensebaini musste sich in seiner Karriere schon häufiger durchbeißen.
Mit zwölf Jahren verließ er seinen Heimatklub und wechselte in die Akademie des Paradou AC - einem algerischen Profiverein. Die Ausbildungsschmiede ist bekannt dafür, dass die Talente einen Großteil ihrer fußballerischen Ausbildung barfuß absolvieren.
Dort debütierte Bensebaini auch als Profi, bevor er mit 19 Jahren den großen Schritt nach Europa wagte - erst zum belgischen Erstligisten Lierse SK, dann in Frankreich zu Montpellier HSC.
Keine Sprachkenntnisse, keine Kontakte - der schwierige Beginn in Europa
Sportlich nahm er schnell eine wichtige Rolle ein. Menschlich allerdings fiel ihm der Gewöhnungsprozess schwer. "Mein erstes Jahr in Belgien war sehr, sehr, sehr schwer", bekannte Bensebaini in einem Videointerview.
"Ich kam dort an und konnte die Sprache nicht sprechen", erinnert er sich: "Ich kannte niemanden. Und wenn ich sage niemanden, dann meine ich niemanden. Ich wusste nicht einmal, wo ich etwas essen kann. Als ich zum Training kam, habe ich mit niemandem gesprochen. Ich habe trainiert und bin dann zurück ins Hotel gegangen."
Er wollte zurück nach Algerien, hatte mit seiner Mutter und dem Vereinspräsidenten bereits darüber gesprochen: "Aber danach habe ich zum Glück durchgehalten."
Auch der Wechsel nach Gladbach war mit einer gewissen Anpassung verbunden. Hier lernte er die typisch deutsche Disziplin und Pünktlichkeit kennen.
In Frankreich sei es noch in Ordnung gewesen, wenn er einmal fünf Minuten zu spät kam: "Aber hier heißt es: Fünf Minuten sind fünf Minuten."
Gleichwohl tat ihm der Wechsel nach Deutschland in fußballerischer Hinsicht gut. Das Verteidigen sei zwar noch immer seine wichtigste Aufgabe. Aber als Bundesligaspieler sei er "mehr auf Tore aus. Ich bin offensiver."
Dies haben die Bayern nun erneut eindrucksvoll zu spüren bekommen.
Oliver Jensen
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