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Dominguez: Das Selbstvertrauen ist etwas verloren gegangen

  • Aktualisiert: 27.11.2014
  • 21:36 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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© Imago
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Zumindest für den Augenblick scheint Borussia Mönchengladbach von der Siegerstraße abgekommen zu sein. Vor dem wichtigen Europa-League-Spiel bei Villarreal (am Do., 27. November, ab 20:30 Uhr bei kabeleins und auf ran.de) spricht Borussias spanischer Verteidiger Alvaro Dominguez im exklusiven Gespräch mit ran.de über die Gründe der aktuellen Krise, analysiert die Stärken des kommenden Gegners in Europa und er vergleicht die Bundesliga mit der Primera Division.

ran.de: Señor Dominguez, erst 18 Pflichtspiele ohne Niederlage, jetzt zwei verdiente Pleiten in Folge; wo war zuletzt das große Selbstvertrauen, das Borussia sich über Monate erarbeitet hatte?

Alvaro Dominguez: So ist der Fußball nun einmal. Man kann nicht ein ganzes Jahr lang ohne Niederlage bleiben und auch nicht in jedem Spiel eine Top-Leistung abrufen. Manchmal ist die Moral oben, manchmal ist sie unten. Aber Sie haben schon Recht: Diese beiden Niederlagen waren verdient. Umso wichtiger ist es, dass wir nun die richtigen Schlüsse daraus ziehen. 

ran.de: Woran hat es Ihrer Meinung nach gelegen?

Dominguez: Dortmund und auch Frankfurt haben ein gut funktionierendes Pressing gespielt und exzellent gekontert. Genau genommen haben beide Mannschaften gegen uns so gespielt, wie wir sonst gegen andere spielen. Und leider haben wir an diesen beiden Tagen darauf keine passende Antwort gefunden. 

ran.de: Bisher schien es so, als könnte fast jeder Spieler nahezu adäquat ersetzt werden; Martin Stranzl aber fehlte gegen Frankfurt wohl doch an allen Ecken und Enden ...

Dominguez: Ich denke, dass es nicht richtig wäre, die Niederlage gegen Frankfurt nur an einem einzigen fehlenden Spieler festzumachen. Das darf auch nicht sein. Martin ist ohne Frage für uns ein sehr wichtiger Spieler. Aber ich glaube nicht, dass wir gegen Frankfurt diese drei Tore nicht bekommen hätten, wenn er dabei gewesen wäre. An diesem Tag hat es einfach nicht gepasst. Tony (Jantschke; d. Red.) ist zum Beispiel ebenfalls ein sehr wichtiger Abwehrspieler für uns. Gegen die Bayern zum Beispiel aber hat er gefehlt. Und dennoch haben wir gegen die beste Mannschaft der Liga ein Klasse-Spiel gezeigt und ein hochverdientes Unentschieden geholt. 

ran.de: Müssen die Borussen-Fans nun eine ähnliche Negativserie befürchten wie in der Rückrunde der vergangenen Saison, als Borussia neun Spiele sieglos blieb?

Dominguez: Unser Selbstvertrauen ist aktuell sicherlich nicht mehr ganz so aus geprägt wie noch vor drei Wochen. Aber wir haben auch nicht vergessen, was wir können. Und das, was momentan an Selbstvertrauen vielleicht ein wenig fehlt, holen wir uns mit harter Arbeit auf dem Trainingsplatz zurück. 

ran.de: Am Wochenende muss Borussia zum VfL Wolfsburg, keine leichte Aufgabe ...

Dominguez: Ich glaube sogar, dass das Spiel in Wolfsburg und zuvor natürlich die Partie bei Villarreal für uns die bisher wohl wichtigsten Spiele in dieser Saison sind. Und es steht außer Frage, dass es in Wolfsburg für uns sehr schwer wird. Trotzdem oder gerade deshalb müssen wir positiv denken: Wir fahren nach Wolfsburg, um dort zu gewinnen. 

ran.de: Trifft das auch auf das Spiel bei Villarreal zu?

Dominguez: Villarreal ist eine sehr junge Mannschaft, die aber dennoch sehr viel Qualität aufweist. Gerade was die Offensive betrifft, ist Villarreal meiner Meinung nach eine der stärksten Mannschaften in Spanien. Stärker als zum Beispiel Atletico Madrid oder der FC Sevilla. Aber wir wissen auch, dass gerade eine junge Mannschaft auch noch Fehler machen kann. 

ran.de: Wer ragt aus dieser Elf heraus, und auf wen müssen Sie persönlich ganz besonders aufpassen?

Dominguez: Der Mexikaner Giovani dos Santos ist ein sehr starker Spieler, auch wenn er zuletzt verletzt war, und ich nicht weiß, ob er gegen uns schon wieder dabei sein kann. Auch der Nigerianer Uche ist ein Topstürmer, der seinen Körper gut einsetzt und sich sehr intelligent bewegt. Villarreal verfügt über Stürmer mit sehr unterschiedlichen Anlagen. Einer ist besonders schnell, der andere ist technisch stark und der nächste im Abschluss top. Das macht diese Mannschaft nur sehr schwer zu verteidigen. Ich vermute, dass ich es mit Uche zu tun bekommen werde, gegen den ich in der Vergangenheit schon einige Male gespielt habe. Das wird nicht einfach. 

ran.de: Sie haben den Titel mit Atletico Madrid zweimal gewonnen und sind damit so etwas wie ein Experte in Sachen Europa League; hat Borussia das Zeug sehr weit zu kommen?

Dominguez: Es ist viel zu früh jetzt schon zu sagen, wie weit wir kommen können, beziehungsweise ob wir vielleicht sogar eine Chance haben den Titel zu holen. Auf diesem Niveau kann man nur dann etwas erreichen, wenn man jede einzelne Aufgabe mit derselben Ernsthaftigkeit und Konzentration angeht. Ob jetzt gegen Villarreal oder danach gegen den FC Zürich – wir müssen in jedem Spiel 110 Prozent geben, wenn wir etwas erreichen wollen. Wer heute schon an den Titel denkt, der wird schon morgen auf der Strecke bleiben. 

ran.de: Stichwort "spanischer Fußball und Titel": Vor ein, zwei Jahren noch galt Spanien als das Nonplusultra im Weltfußball; ist Deutschland mittlerweile vorbeigezogen?

Dominguez: Das ist nicht leicht zu beantworten. Was die spanische Nationalmannschaft betrifft, mag es tatsächlich der Fall sein, dass Deutschland vorbeigezogen ist. Wichtige Spieler wie Xavi oder Xabi Alonso sind nach der WM zurückgetreten, und die Mannschaft befindet sich im Umbruch. Es wird vier, fünf Jahre dauern, bis die jungen Spieler, die jetzt nachrücken, ihre volle Leistungsstärke entfalten können. Im Augenblick hat die deutsche Nationalmannschaft also sicher die Nase vorn, weil Spieler wie Khedira, Müller oder Schweinsteiger auf dem Höhepunkt ihres Schaffens sind. 

ran.de: Und hat die Bundesliga auch die Primera Division überholt?

Dominguez: Was die beiden Ligen betrifft, sehe ich das etwas anders. Nimmt man die internationalen Wettbewerben der vergangenen Jahre, die Champions League und die Europa League, dann sieht man, dass es spanische Mannschaften sehr oft bis ins Finale oder ins Halbfinale geschafft haben oder sogar den Titel holen konnten. Selbstverständlich spielen auch der FC Bayern München und Borussia Dortmund seit Jahren herausragende Rollen in der Champions League, nach diesen beiden Teams ist international zuletzt aber kaum etwas gekommen.

Während in den vergangenen zehn Jahren sechsmal spanische Teams den Titel in der Europa League gewannen, liegt der letzte deutsche Triumph mit Schalke 04 (1997; d. Red.) schon bald zwanzig Jahre zurück. Und unter dem Strich sind es nun einmal die Titel, die zählen. 

ran.de: Ist diese Überlegenheit auch ein Grund dafür, dass Nationaltrainer Vicente del Bosque offenbar nur wenig auf die Bundesliga schaut und so zum Beispiel übersieht, dass Sie seit Monaten auf sehr hohem Niveau spielen?

Dominguez: Jeder Fußballer möchte für seine Nationalmannschaft spielen, keine Frage. Es entspricht aber der spanischen Fußball-Mentalität, zunächst vor allem auf sich selbst zu schauen. Dabei würde es bestimmt nicht schaden, auch einmal über die Grenzen der Primera Division hinauszublicken. Aber es ist nicht so, dass ich sehr traurig wäre, wenn es nicht klappen sollte mit der Nationalmannschaft.

Als ich mich für die Bundesliga und für Borussia entschieden habe, war mir bewusst, dass es Dominguez:dadurch schwer werden würde mit der Nationalmannschaft. Wichtiger war mir ohnehin, dass ich eine neue Kultur und eine neue Sprache kennen lerne. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen. Ich bin sehr glücklich bei Borussia und kann mein Leben auch ohne Nationalmannschaft in vollen Zügen genießen.


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