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Raffael: Kein Einsatz in Zürich! "Bin bitter enttäuscht"

  • Aktualisiert: 13.11.2014
  • 18:39 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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© imago
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Der 29-jährige Brasilianer in Diensten von Borussia Mönchengladbach befindet sich vor der Europa-League-Partie in der Schweiz gegen den FC Zürich (live und exklusiv bei kabel eins und auf ran.de) in Topform - aber ausgerechnet jetzt zwickt die Muskulatur. Im exklusiven Interview mit ran.de spricht Raffael über seinen Ausfall, seinen Ex-Klub FC Zürich und die besondere Beziehung zu Gladbach-Coach Lucien Favre.

Mönchengladbach - Borussia Mönchengladbach kommt - auch dank Raffael - immer besser in Schwung. Umso bitterer ist es, dass der Brasilianer ausgerechnet vor der Europa League-Partie bei seinem Ex-Klub, dem FC Zürich, passen muss.

Im Exklusiv-Interview mit ran.de spricht Raffael über seine große Enttäuschung, über die Gründe für Borussias Gala-Form und über sein besonderes Verhältnis zu Trainer Lucien Favre.

ran.de: Raffael, ausgerechnet in Zürich fallen Sie aus, das muss eine sehr große Enttäuschung für Sie sein?

Raffael: Das stimmt. Ich hatte mich riesig auf das Spiel bei meinem Ex-Klub gefreut und bin dementsprechend bitter enttäuscht. Letztlich ist es zwar nur eine Vorsichtsmaßnahme, weil ich leichte muskuläre Probleme im Oberschenkel habe - gegen Mainz werde ich wohl wieder spielen können - aber warum muss das ausgerechnet jetzt passieren?! Na ja, auf jeden Fall werde ich der Mannschaft am Donnerstag nachreisen, um die Jungs im Letzigrund wenigstens moralisch zu unterstützen.

ran.de: Auch für Trainer Lucien Favre ist das ein ganz besonderes Spiel...

Raffael: Wir haben beide wunderbare Erinnerungen an Zürich. Favre hat mich 2005 zum FC geholt und den Klub 2006 und 2007 zur Meisterschaft geführt. Vor allem unser erster gemeinsamer Titelgewinn, 2006, war sehr emotional. Denn das war damals für Zürich zwar bereits der zehnte Meistertitel, vor allem aber der erste seit 25 langen Jahren.

ran.de: Favre und Sie, das ist eine ganz besondere Verbindung; kann man von einer Art Vater-Sohn-Verhältnis sprechen?

Raffael: (lacht) Ja, vielleicht kann man es wirklich so ausdrücken. Ich habe Lucien Favre wirklich sehr viel zu verdanken. Als er 2007 von Zürich zur Berliner Hertha wechselte, hat er mich dorthin mitgenommen. Und im Sommer 2013 hat er mich schließlich auch zur Borussia geholt. Die besten Leistungen in meiner Karriere habe ich immer in Favres Mannschaften gebracht.

ran.de: Wer sich im Schweizer Fußball nicht so gut auskennt, dem sind in erster Linie der FC Basel und Grasshopper Zürich ein Begriff; welche Rolle spielt der FC Zürich aktuell?

Raffael: Im Augenblick ist der FC Zürich Tabellenzweiter, hinter dem FC Basel, dem Abonnementsmeister der vergangenen fünf, sechs Jahre. In der abgelaufenen Saison reichte es zwar nur zum fünften Rang für Zürich, aber immerhin konnte man den Cup, Schweizer Pokal gewinnen, im Finale gegen den FC Basel. Und auch in dieser Saison hat Zürich eine gute Mannschaft, die vor allem in der Offensive sehr stark ist und es uns bestimmt nicht leicht machen wird.

ran.de: Ist nach Borussias 1:1 zuhause gegen Villareal ein Auswärtssieg bereits Pflicht, oder könnten Sie auch mit einem Unentschieden gut leben?

Raffael: Selbstverständlich wollen wir auch in Zürich unser Spiel durchbringen und möchten am liebsten drei Punkte mit nach Hause nehmen. Im Übrigen steht eher schon der FC unter Druck, weil die Schweizer ihr erstes Spiel bei Apollon Limassol verloren haben. Das könnte uns in die Karten spielen.

ran.de: Insgesamt läuft die Saison bisher hervorragend für Borussia: Tabellenzweiter hinter Bayern München - das mag zwar zunächst "nur" eine Momentaufnahme sein, lässt die Fans aber doch von den glorreichen 70er Jahren der "Fohlen-Elf" träumen...

Raffael: Ganz ehrlich: Dass die Leute sich durch uns an diese großen Zeiten erinnert fühlen, macht mich richtig stolz. Das ist ein Super-Gefühl! Aber trotzdem sollten wir auf dem Teppich bleiben. Erstens haben die "Fohlen" der 70er viele große Titel geholt, wir aber haben noch gar keinen. Und zweitens liegen gerade einmal sechs Spieltage hinter uns. Da ist es viel zu früh, irgendwelche Prognosen abzugeben und von irgendwelchen Luftschlössern zu träumen.

ran.de: Fragen wir so: Hat die Borussia 2014/15 mehr "Fohlen"-Gene als die von 2013/14?

Raffael: Wenn Sie mich so fragen, dann glaube ich schon, dass wir in dieser Saison noch stärker sind als in der vergangenen, und dass wir einen noch schnelleren, attraktiveren Fußball spielen. Mit André Hahn, Thorgan Hazard, Ibrahima Traoré, Fabian Johnson und natürlich auch Yann Sommer hat der Verein Spieler verpflichtet, die wie kleine, bisher fehlende Mosaiksteinchen perfekt in unser großes Bild passen.

ran.de: Mit Galavorstellungen wie gegen Schalke oder in Paderborn passen Sie selbst ebenso perfekt ins Mosaik des Borussen-Spiels; dabei waren Sie noch vor drei Wochen mit sich selbst unzufrieden...

Raffael: Das stimmt, das habe ich in einem Interview gesagt. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht einverstanden damit, was ich in den ersten Spielen gezeigt hatte. Ich erwarte einfach mehr von mir.

ran.de: Beim 4:1 gegen Schalke haben Sie Ihren Worten Taten folgen lassen; war das eine Leistung so, wie Sie sich das vorstellen?

Raffael: Ja. Ich denke, gegen Schalke und auch in Paderborn war das wirklich okay. Aber das trifft nicht nur auf mich zu. In diesen Partien haben wir alle Topleistungen abgerufen. Und seit Schalke läuft es auch richtig rund.

ran.de: Das Verblüffende ist, dass es fast egal scheint, wen Lucien Favre aus dem oder in das Team rotiert; egal, wer spielt, derjenige bringt seine Leistung...

Raffael: Ich glaube, genau das ist eines unserer derzeitigen Erfolgsgeheimnisse. Wir haben keine erste und zweite Elf, keine A- und keine B-Elf, und nicht einmal eine A1- und eine A2-Elf. Bei uns gibt es nur eine Elf, bloß dass die an einem Spieltag so aussehen kann und am nächsten wieder ganz anders. Die Leistung aber stimmt zurzeit immer, egal wer gerade auf dem Rasen steht. Diese Flexibilität macht uns besonders stark.

ran.de: Beinahe noch verblüffender ist, dass diejenigen, die gerade nicht spielen, in keiner Weise ungehalten scheinen?

Raffael: Ich sage Ihnen jetzt etwas: Dass keiner meckert, wenn er mal auf der Bank sitzen muss, ist alles andere als die Regel und war längst nicht in jedem Team der Fall, in dem ich gespielt habe. Fußballer sind nun mal Egoisten, und bis zu einem gewissen Grad und für bestimmte Situationen ist das auch gut so. Über allem aber muss dennoch immer der Gedanke an die Mannschaft stehen. Und das ist bei uns zurzeit absolut der Fall, bei jedem einzelnen.


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