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Fans auf vier Kontinenten

"Anstoß 3" in der Realität: Beim TC Freisenbruch managen die Fans

  • Veröffentlicht: 26.04.2017
  • 23:03 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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© Pascal Skawara
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Der TC Freisenbruch ist der absolut andere Amateurklub. Wer sich für kleines Geld auf der Homepage des Essener Kreisligisten als Teammanager anmeldet, kann die Zukunft des Vereins mitgestalten.

Essen/ München - Der TC Freisenbruch bietet paradiesische Verhältnisse - für seine Fans und alle, die einfach mal mitbestimmen wollen bei einem Fußball-Klub. Denn der Kreisligist aus dem Essener Osten hat sich in die Hände aller Fußballbegeisterten begeben, die fünf Euro pro Monat entbehren können und wollen.

Das ist der Beitrag, für den Fans nach der Anmeldung auf der Vereins-Homepage zum Teammanager aufsteigen können. "Es läuft in etwa so wie bei klassischen Fußball-Manager-Games - 'Anstoß 3' oder die Spiele von 'EA Sports'. Da haben wir selber jahrelang davorgesessen", vergleicht Peter Schäfer im Gespräch mit "ran.de". Er ist einer der drei Initiatoren des derzeit wohl heißesten Projekts im deutschen Amateurfußball.

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"Bloß kein 08/15-Projekt"

Seit Sommer 2016 ist "Anstoß 3" im Ruhrpott nun also Realität - freilich in etwas abgewandelter Form. Anstoß zu Schäfers Baby gab die in dessen Augen "schlechte Entwicklung" des TCF. Der einstige Bezirksligist war bis in die B-Liga heruntergerauscht.

"Für uns war klar, dass es nicht mit einem 08/15-Projekt getan war", verrät Schäfer die Anfänge des Umschwungs: "Die Entscheidungen müssen transparent sein, damit klar ist, wer wie abgestimmt hat."

Entscheidungen über Aufstellung, Training, Transfers

Und es gibt allerhand Themen, bei denen die Teammanager gefragt sind. Von der Mannschaftsaufstellung, über Preise für Bier oder Trikot, trainingsfreie Tage, Teilnahmen an Turnieren, Spielansetzungen, Freigaben für wechselwillige Spieler - die neuen Entscheider im Klub können sich ordentlich austoben.

Das dürfte wie ein Traum klingen für viele Fans von Profi-Vereinen, fühlen die sich doch immer häufiger übergangen von ihrem Herzensklub. Wobei es natürlich auch in Freisenbruch Grenzen gibt. Ein Weltstar im TCF-Trikot bleibt Wunschdenken, wie Schäfer an einem Beispiel veranschaulicht: "Wir könnten natürlich keine 100 Millionen Euro für Cristiano Ronaldo bieten - eher eine Kiste Bier."

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15.000 Budget für kommende Saison

Das Budget für die kommende Saison beträgt deutlich humanere 15.000 Euro. Diese Summe können die Teammanager auf die vier Bereiche erste Mannschaft, Infrastruktur, Jugend und Reserve verteilen.

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Fast 500 Männer und Frauen von fast allen Erdteilen sind also in den kommenden Tagen und Wochen aufgerufen, die Zukunft des TC Freisenbruch in die richtigen Bahnen zu lenken. "Der einzige Kontinent, auf dem wir noch keinen Teammanager haben, ist Afrika", erklärt Schäfer.

Doch das könnte sich bald ändern, denn: "Ich gebe demnächst einem Radiosender aus Namibia ein Interview - wenn das gut ankommt, sind wir vielleicht schon bald auf allen Kontinenten vertreten."

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Besuch aus London

Die Internationalisierung im Verein hat längst begonnen. Laut Schäfer schickte sogar "ESPN Europa" bereits einen Redakteur aus London vorbei. In der Folge hätten sich Fans aus Australien und Großbritannien als Teammanager angemeldet. Wenig später seien zahlreiche Norweger nachgezogen.

Auch aufgrund dieser höchst erfreulichen Entwicklung gibt es einige Inhalte der Homepage mittlerweile auch auf Englisch. Damit nicht genug: Schäfer und seine Mitstreiter wollen "zumindest die statischen Texte ins Niederländische übersetzen".

Fortuna Köln kein gutes Vorbild

Natürlich ist auch dem Essener Trio bewusst, dass sie im Grunde keine wirklichen Pioniere sind. Vor knapp einem Jahrzehnt wagten bereits der damalige Regionalligist Fortuna Köln und der englische Amateurklub Ebsfleet United unabhängig voneinander den Weg zum Fan-Verein - allerdings ohne langfristigen Erfolg.

Das Projekt in Freisenbruch ist vorerst auf zehn Jahre ausgelegt. Schäfer weiß, worauf es ankommt: "Es macht eben gerade für die Fans etwas aus, dass sie über die Aufstellung entscheiden können. Deshalb ist es etwas Besonderes."

Ausführliche Berichte für Teammanager

Im bevorzugten 4-2-3-1-System werden jedem Spieler zwei Positionen zugewiesen, auf denen dieser einsetzbar ist. Damit sich auch die Damen und Herren in Übersee ein Bild von den Akteuren machen können, werden sie mit Trainingsberichten inklusive Übungen sowie Noten für die Spieler, Video-Interviews, Spielerstatistiken, Livetickern zu den Partien oder Video-Zusammenfassungen versorgt.

Dem aktuellen Trainer ging die Fremdbestimmung letztlich jedoch zu weit. Deshalb hat Mike Möllensiep, vor 20 Jahren erfolgreicher Schalker Eurofighter, seinen Abschied zum Saisonende angekündigt. Der Ex-Profi wollte mit den Planungen für die neue Saison nicht bis zum April warten - doch früher stand das Budget nicht fest.

"Das hat sich leider abgezeichnet. Aber wir sind nicht böse aufeinander", hakt Schäfer das Thema ab. Möllensieps Nachfolger steht bereits fest: Sven Zocher, der sich bislang als Jugendtrainer in Wattenscheid und Essen einen Namen gemacht hat.

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98 Prozent stimmen für neuen Trainer

Der 38-Jährige war Schäfers Wunschkandidat: "Er verfügt über ein großes Netzwerk - es ist schon ein Vorteil, wenn er die Spieler kennt." Doch vor der Unterschrift musste Schäfer in seiner Funktion als Sportlicher Leiter auch die Teammanager überzeugen. Das Video-Interview avancierte zum vollen Erfolg: 98 Prozent stimmten für eine Verpflichtung Zochers.

Auf Schäfer kommt dennoch eine stressige Zeit zu. Denn erstmals stellen die Teammanager auch den Kader für die kommende Saison zusammen - also Zochers Mannschaft.

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Das läuft ähnlich ab wie beim Coach. Schäfer verdeutlicht: "Ich mache Vorschläge für Zugänge und die Teammanager entscheiden dann, ob wir den Spieler verpflichten." Die Infos werden auch hier über Interviews mit den Kandidaten beschafft.

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Bei 60 Prozent Zustimmung greift Schäfer ein

Bislang hat Schäfer zwei Neue für die Mannschaft gewonnen. Zudem wollen die Teammanager 18 Akteure aus dem aktuellen Team auch künftig im TCF-Trikot sehen: "Wenn einer unserer Spieler 60 Prozent Zustimmung von den Teammanagern bekommt, ist das ein Arbeitsauftrag für mich."

"Vier bis fünf" weitere Transfers plant Schäfer noch: "Wir müssen immer eine Abstimmung gewährleisten, also brauchen wir für jede Feldspieler-Position mindestens zwei Kandidaten. Damit sind wir bei 20 Spielern plus drei Torhütern."

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Schäfer träumt von einer Castingshow

Schäfer denkt aber bereits einen Schritt - oder besser: ein Jahr - weiter. Seine neueste Idee: Ein Spieler wird über eine Castingshow in den Kader gewählt. "Spieler müssten sich dann in einer Serie von Trainingseinheiten beweisen - über die Inhalte kann vorher abgestimmt werden", skizziert er seine Vision: "Und dann würden die Teammanager den Daumen heben oder senken."

Die Handbewegung für die aktuelle Saison dürfte klar sein. Der TCF fliegt nur so durch die Kreisliga B.

Entsprechend häufig wird die - natürlich von den Teammanagern - gewählte Tor-Hymne gespielt. Wahlweise "Freed from desire" - dank Will Griggs Torriecher in abgewandelter Form ein echter Fußball-Hit. Oder bei Treffern von Mittelstürmer Jörn Parakenings - quasi dem Will Grigg aus Freisenbruch - der Ballermann-Song "Johnny Däpp".

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14 Punkte vor dem Tabellenzweiten

Seit dem 3:0 am vergangenen Sonntag beim Tabellenzweiten SV Teutonia Überruhr beträgt der Vorsprung satte 14 Punkte. Die Aufstiegssause kann also geplant werden - wenn auch sicher nicht mit allen Teammanagern vor Ort.

Für Schäfer und seine Mitstreiter soll diese Saison nur der Anfang gewesen sein: "Nach der Kreisliga A kommt dann die Bezirksliga. Man will immer gewinnen - ich habe also nicht vor, zehn Jahre lang in der Kreisliga A zu spielen." Und auch die Bezirksliga muss ja diesmal nicht das Höchste der Gefühle sein.

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