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Griff ins Klo: Justiz-Krimi mit Stefan Reisinger

  • Aktualisiert: 06.11.2014
  • 15:55 Uhr
Article Image Media
© imago
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Weil er seinen Trainer auf der Toilette fotografierte, wurde Ex-Bundesliga-Profi Stefan Reisinger beim FC Saarbrücken fristlos entlassen. Er klagte gegen die Kündigung - und bekam Recht.

München - Zugegeben, als eingefleischter Fußball-Ästhet war Michael Reisinger bisher nicht bekannt. Dass ein Mangel an Feingefühl den ehemaligen Bundesliga-Stürmer (Fürth und Freiburg) aber bis vors Arbeitsgericht bringen würde - damit war nicht zu rechnen.

Der Reihe nach: Im Januar 2014 wechselte Reisinger zum 1. FC Saarbrücken in die 3. Liga. Als Topverdiener sollte er den neuen Klub vor dem Abstieg bewahren. Doch es kam anders. Saarbrücken stieg in die Regionalliga ab - und Reisinger wurde fristlos gekündigt.

Allerdings nicht wegen des sportlichen Misserfolgs, sondern wegen eines "Toiletten-Eklats": Ende April ging der 33-Jährige in der Pause einer Teambesprechung in Burghausen auf die Hotel-Toilette.

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Ein Scherz landet vor Gericht

Als er hörte, dass sich auch in der Kabine nebenan jemand zurückzog, machte Reisinger unter der Trennwand hindurch kurzer Hand ein Handyfoto seines Nachbarn. Vermutlich ein Scherz - der allerdings kolossal nach hinten losging.

Denn nebenan saß ausgerechnet sein Trainer Fuat Kilic. Der bemerkte den Toiletten-Paparazzo, stellte ihn zur Rede und forderte ihn auf, das Bild zu löschen. Kurz darauf folgte die fristlose Kündigung für Reisinger. Das Vertrauensverhältnis sei beschädigt.

Der Angreifer zog daraufhin vor Gericht und gab dort zu Protokoll: Er wollte eigentlich nur nachsehen, ob er seinen Sitznachbarn an den Schuhen erkennen würde, um dann die Teambesprechung gegebenenfalls gleich auf dem stillen Örtchen fortzusetzen. Dabei sei er versehentlich auf den Auslöser gekommen.

Richterin gibt Reisinger Recht

Eine plausible Erklärung. Fand jedenfalls die Richterin am Saarbrückener Arbeitsgericht. Sie gab Reisingers Klage Recht - mit der Begründung: "Unter Fußballspielern und Bauarbeitern macht man das schon mal."

Das sieht der FC Saarbrücken freilich anders: "Das ist respektlos und verachtend. Wir warten die schriftliche Urteilsbegründung ab, werden dann in Berufung gehen", sagte Schatzmeister Dieter Weller am Donnerstag in der "Bild".

Und während sich Reisinger nach der Verhandlung nicht mehr persönlich äußern wollte, redete sich der 51-Jährige in Rage: "Das war die schlimmste Unterschrift, die ich jemals unter einen Vertrag gesetzt habe. Er schien so smart und nett. Da kommst du nicht auf die Idee, dass er ein Wolf im Schafspelz ist."

Mit anderen Worten: Für den FC Saarbrücken war der Transfer ein beherzter Griff ins Klo.


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