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Tony Martin: Vaterglück und neue Perspektiven

  • Aktualisiert: 06.12.2016
  • 08:50 Uhr
  • SID
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© PIXATHLONPIXATHLONSIDTim de Waele
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Noch nie hat Tony Martin so viel Glück verspürt. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister ist am ersten Advent Vater einer kleinen Tochter geworden.

Benidorm (SID) - Noch nie hat Tony Martin so viel Glück verspürt. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister ist am ersten Advent Vater einer kleinen Tochter geworden und wie beseelt von diesem Geschenk. "Das ist mein größter Erfolg, da kommt kein Weltmeistertitel und Gelbes Trikot ran", sagte Martin dem SID am Rande der Präsentation seines neuen Teams Katjuscha-Alpecin in Spanien. Er gibt aber auch zu: "Ich bin selbst noch im Niemandsland und muss mich erstmal zurechtfinden."

Die kleine Familie mit seiner Freundin Nina ist gerade die große Herausforderung für den 31-Jährigen, es sei "wunderschön, überraschend und anstrengend" zugleich. Aber eben auch dies: "Es lässt alle Niederlagen und Siege vergessen." Gerade er kennt das Auf und Ab aus der vergangenen Saison nur zu gut. Tief saß die Olympia-Enttäuschung in Rio de Janeiro und um so süßer schmeckte dann der WM-Triumph in Katar: "Ich komme mit einem ganz anderen Selbstvertrauen ins Team."

Es wirkt, als rausche die Aufregung um dieses neue und nun ganz andere Projekt Katjuscha, wie allseits beteuert wird, einfach so an Martin vorüber. Der Wahl-Schweizer, als einer der drei Teamkapitäne vorgestellt, sitzt wie ein ruhender Pol inmitten wuseligen Treibens in einem noblen Hotel an der Costa Blanca. Während sich der umstrittene Wjatscheslaw Jekimow als alter Generalmanager verabschiedet und noch ein letztes Mal auftreten darf, beschäftigt sich Martin lieber mit dem proklamierten Neuanfang.

Seine Entscheidung, ausgerechnet dorthin zu wechseln, wo sich in der Vergangenheit zahlreiche Dopingfälle ereignet hatten, war mit gewissem Raunen aufgenommen worden. Doch Martin fühlt sich inzwischen bestärkt, erst recht nach einer ausführlichen Sitzung mit den Medizinern des Teams. "Es gibt so strikte Regeln, wie ich sie in meiner Karriere bisher nicht erlebt habe. Das sehe ich sehr positiv", berichtete Martin: "Es wird auf sehr starke Überwachung gesetzt, was ganz klar ein Eingriff in die Privatsphäre ist, aber die Sache transparenter macht. Ich stehe zu 100 Prozent dahinter."

Die Fahrer bei Katjuscha-Alpecin dürfen noch nicht einmal Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, heißt es, auch wegen der Gefahr einer Verunreinigung, das Gepäck der Profis wird zudem regelmäßig kontrolliert. Alexis Schoeb, ein renommierter Schweizer Sportrechtsanwalt, steckt hinter der Abkehr vom Schmuddelimage, er hat Alpecin an Bord geholt und auch Martin überzeugt. "Katjuscha", sagte Martin, "will den Weg ganz vorne beschreiten, den Radsport noch sauberer zu machen."

Sportlich steht das Jahr 2017 für den gebürtigen Lausitzer ganz im Zeichen des Grand Départ der Tour de France in Düsseldorf am 1. Juli. "Es wird das ganz große Highlight, ich bin jetzt schon heiß darauf", betonte Martin. Vor heimischem Publikum die Chance auf das Gelbe Trikot zu haben, "das werde ich nicht wieder erleben."

Doch auch bis dahin "werde ich nicht Urlaub machen", sagte er. Nach seinen ersten Gehversuchen auf dem Klassikerterrain ist Martin auf den Geschmack gekommen und hegt vor allem in der "Hölle des Nordens" Ambitionen: "Paris-Roubaix kommt mir am meisten entgegen, da könnte und werde ich hoffentlich Erfolg haben." Und schließlich ist da die WM im September in Norwegen mit der Chance auf Zeitfahr-Titel Nummer fünf. Das aber verblasst im Moment hinter den Vaterfreuden.


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