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Zu viel Terminstress im Fußball

Olympia: ranSicht zum Kader-Debakel - Der Fußball ist selbst schuld!

  • Aktualisiert: 14.07.2021
  • 14:12 Uhr
  • ran.de/Dominik Kaiser
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© imago images/Schüler

18 von 100 möglichen Spielern, davon drei Torhüter – so lautet die bittere Bilanz des deutschen Fußball-Kaders für die Spiele in Tokio. Die Schuld ausschließlich bei den Vereinen zu suchen, ist aber unfair, sagt ran-Redakteur Dominik Kaiser.

München / Tokio – Über 100 Telefonate musste der deutsche U21-Trainer Stefan Kuntz führen, um seinen Kader für die olympischen Spiele in Tokio zusammenzustellen. Das Ergebnis: 18 junge Männer, von denen allein drei Torhüter sind, fahren mit. Es bleiben 15 Feldspieler, davon werden zehn pro Partie auf dem Platz stehen. Das macht dann fünf Ersatzspieler bei mindestens drei Partien – ein Debakel für die Belastungssteuerung!

Die Schuld daran liegt aber weder bei den Spielern noch bei ihren Vereinen. Es ist das Ergebnis eines immer voller werdenden Terminkalenders im Fußball. Zwischen Mai und Juli fanden mit der U21-EM, der Männer-EM, der Copa America sowie dem Gold Cup vier große Turniere hintereinander oder parallel statt. Im Jahr vor einer Weltmeisterschaft.

Wer will es den Klubs da wirklich verübeln, dass sie als Arbeitgeber der begehrten Profis bei Olympia ihr Veto einlegen? Eine Abstellpflicht gibt es hier nicht. Die Kosten einer möglichen langwierigen Verletzung trägt am Ende immer der Verein – nicht nur finanziell, sondern auch sportlich. Selbst für kleinere Teams wird durch Wettbewerbe wie der UEFA Conference League der Reisestress und Spieldruck nicht gerade geringer.

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Olympia hat keine Bedeutung im Fußball

Genauso ist es bei den Spielern. Olympische Spiele sind zweifelsohne eine tolle Erfahrung, aber eine gute Vorbereitung und ein Stammplatz beim neuen Klub langfristig wohl die vernünftigere Entscheidung für die Karriere.

Nachvollzienbar deshalb die Entscheidungen der ursprünglich nominierten Niklas Dorsch und Ismail Jakobs, die nach ihren Transfers nach Augsburg beziehungsweise Monaco postwendend vom Olympia-Zug sprangen.

Eigentlich sollte Olympia das absolute Highlight eines Sportlerlebens sein. Doch im Fußball gelten nun mal andere Gesetze, die nicht mit sportlicher Romantik vereinbar sind. Es ist traurig, aber ein bitterer Fakt: Olympia ist für den Fußball nicht mehr als eine Randnotiz und hat nicht ansatzweise die Bedeutung, die die Spiele verdienen.

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Spieler gehen aus! Kuntz' mögliches Olympia-Team

Und schon wieder einer weniger. Nach Niklas Dorsch und Josha Vagnoman hat nun auch Ismail Jakobs seine Teilnahme am olympischen Fußball-Turnier abgesagt. Bundestrainer Stefan Kuntz gehen damit so langsam die Spieler aus. Wen kann er überhaupt noch aufstellen?

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Es gibt in dem Dilemma nur zwei Lösungen. Entweder wird das olympische Fußball-Turnier in den internationalen Spielkalender aufgenommen und die Abstellungspflicht für die Vereine greift. Oder die olympische Amateur-Regel wird in Zukunft konsequent umgesetzt.

Wer einen Profivertrag hat, kann nicht bei Olympia auflaufen. Dafür bekommen Teams aber einen Kader mit Spielern, für die allein schon die Nominierung der vielleicht größte Erfolg der Karriere ist. Mit der Wertschätzung, die das größte Sportereignis der Welt verdient.

Dominik Kaiser

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