Hamann über die EuroCup-Saison 2016/2017
Steffen Hamann macht den EuroCup-Check: "ALBA wird es ganz schwer haben"
- Aktualisiert: 12.10.2016
- 15:34 Uhr
- ran.de / Dominik Hechler
Steffen Hamann wurde in seiner Karriere mehrfach deutscher Basketball-Meister und spielte neun Jahre in der deutschen Nationalmannschaft eine tragende Rolle. Nun ist er Experte bei "ran Basketball". Und der 35-Jährige macht vor dem EuroCup-Spiel ALBA Berlin gegen Montakit Fuenlabrada (Mittwoch, 12. Oktober, ab 19:45 Uhr live auf ProSieben MAXX und im Livestream auf ran.de) exklusiv auf ran.de den EuroCup-Check.
München – 131 Länderspiele für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft. Drei deutsche Meisterschaften mit den Brose Baskets Bamberg und dem FC Bayern. Steffen Hamann kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Jetzt arbeitet der Ex-Nationalspieler als Experte – für "ran Basketball".
Der ehemalige Point Guard wird Kommentator Frank Buschmann bei der Übertragung der EuroCup-Partie zwischen ALBA Berlin und Montakit Fuenlabrada (Mittwoch, 12. Oktober, ab 19:45 Uhr live auf ProSieben MAXX und im Livestream auf ran.de) zur Seite stehen.
Doch bevor es auf dem Parkett so richtig zur Sache geht, macht Hamann exklusiv auf ran.de den EuroCup-Check und spricht über …
… die Qualität des EuroCups: "In diesem Jahr ist der EuroCup etwas ganz Besonders. Das liegt daran, dass die übergeordnete EuroLeague ihr Format geändert hat und somit nun viele Top-Teams, die sonst in diesem Wettbewerb spielen würden, im EuroCup antreten.
Man muss sich nur mal ein paar Teams anschauen: Khimki Moskau, Hapoel Jerusalem, Herbalife Gran Canaria Las Palmas oder aber Unicaja Malaga. Das sind absolute Hochkaräter, die sich selbst am liebsten in der EuroLeague sehen würden. Von daher stimmt auch die allgemeine These, dass das dieses Jahr der stärkste EuroCup aller Zeiten ist."
… die Rolle von ALBA Berlin: "Seit meiner Zeit bei ALBA hat sich dort sehr viel verändert. Sie haben den Etat ein wenig nach unten gefahren und in der Bundesliga in den vergangenen Jahren nicht die Rolle gespielt, die sie sich vielleicht erhofft hatten. Das war zu meiner Zeit und davor noch ganz anders.
In Berlin werden nun kleinere Brötchen gebacken und die EuroCup-Gruppe wird für ALBA deswegen nicht ganz leicht. Ich glaube kaum, dass sie sich am Ende durchzusetzen werden – zumindest, wenn das Team so bleibt, wie es jetzt ist. Sollte sich im Kader doch noch was tun, sieht es vielleicht schon wieder anders aus.
Die Mannschaft ist vor dieser Saison sehr verändert worden, auch auf den Schlüsselpositionen. Und da braucht es immer ein bisschen Zeit. Zumal auch der Trainer gewechselt wurde. Deswegen war es für mich klar, dass ALBA nicht gleich zu Beginn der Saison Feuer fangen wird. Aber klar: Der Druck ist immer hoch. Vor allem bei einem Hauptstadtklub."
… die Rolle des FC Bayern Basketball: "Dem FC Bayern traue ich in diesem Jahr einiges zu. Das Team hat mit Sasa Djordjevic einen richtig guten, neuen Head Coach bekommen und sich auf den Schlüsselpositionen sehr ordentlich verstärkt.
Ich denke da unter anderem an Reggie Redding. Er war zwar zuletzt in Istanbul nicht ganz so zufrieden, konnte aber bei einem absoluten Top-Klub viel Erfahrung sammeln. Zudem kennt er die Bundesliga, weiß um seine Rolle und hilft einer Mannschaft wie dem FC Bayern damit sofort weiter. Oder aber ein Vladimir Lucic, der den EuroCup schon gewonnen hat. Ein junger Spieler, der trotzdem schon viel Erfahrung hat.
Hinzu kommen Stützen wie Bryce Taylor oder Maximilian Kleber, den man ja fast schon als Neuzugang bezeichnen kann und der aktuell eine richtig gute Saison spielt. Dass alles macht den Einstieg für einen neuen Coach wie Djordjevic viel einfacher.
Die Mannschaft hat für mich das Potenzial, mindestens unter die letzten vier Teams im EuroCup zu kommen. Vor allem dann, wenn wirklich noch ein neuer, hochkarätiger Point Guard verpflichtet werden kann, der sich nahtlos in das Spielsystem einfügt und mit dem Trainer klar kommt. So ein Spieler kann am Ende nämlich immer den Unterschied machen.
Und sollten die Bayern tatsächlich das Halbfinale erreichen, ist am Ende vielleicht sogar der EuroCup-Sieg drin. Denn wenn man unter den letzten vier Teams ist, hat man immer gute Karten, das Ding auch zu gewinnen. Und ein Verein wie der FC Bayern und ein Coach wie Djordjevic haben immer die Zielsetzung, solche Wettbewerbe für sich entscheiden zu wollen."
… die Rolle von ratiopharm Ulm: "Die Ulmer können jeden schlagen. Sie spielen offensivstarken Basketball, können in vielen Spielen über 100 Punkte machen – da werden sich also einige Teams noch wundern. Zumal es in der Halle in Ulm auch nicht ganz so einfach ist, Spiele zu gewinnen.
Ich bin überzeugt, dass Ulm sicher durch die Gruppenphase kommt und wenn sie dann verletzungsfrei bleiben und sich als Mannschaft weiter finden, können sie für die eine oder andere Überraschung sorgen. Ihnen ist alles zuzutrauen. Für mich sind sie sowas wie ein kleiner Geheimfavorit. Vielleicht nicht gleich auf den Titel, aber eben für die eine oder andere Überraschung. Für den ganz großen Wurf fehlt ihnen wahrscheinlich noch die Erfahrung."
… seine Favoriten auf den EuroCup-Sieg: "Ich bin ein riesiger Fan von Hapoel Jerusalem. Dort spielt in dieser Saison ja auch der ehemalige NBA-Superstar Amare Stoudemire. Wobei man erstmal abwarten muss, ob er sich in Europa und der Stadt zurechtfindet, sowie mit seinen Teamkollegen und dem Spielsystem harmoniert.
Aber natürlich ist das ein riesiger Name, der da an Land gezogen werden konnte. Und nicht nur deshalb ist Jerusalem für mich einer der Mitfavoriten. Aber sicherlich auch Khimki Moskau oder aber Gran Canaria. Die haben zuletzt im spanischen Supercup mit dem deutlichen Sieg gegen Real Madrid bewiesen, dass sie eine super Mannschaft haben."
… die "Guys-to-Watch" im EuroCup: "Das ist ganz schwer zu sagen. Dafür müsste man wirklich ganz tief in die Roster der Teams gehen. Aber sicherlich wird es vor allem interessant sein, wie sich Amare Stoudemire verkaufen wird. Denn er wird sich sicherlich nochmal beweisen wollen. Und wenn sein Körper mitspielt, wird er mit Sicherheit für das eine oder andere Spektakel sorgen.
Allerdings musst du vor allem als Mannschaft funktionieren, wenn du einen Wettbewerb wie den EuroCup gewinnen willst."
Das Interview führte: Dominik Hechler