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Tübinger Pharma-Firma zieht Impfstoff zurück

Dietmar Hopp und CureVac: Wie das Impfstoff-Desaster dem Ruf des Hoffenheimer Mäzens schadet

  • Aktualisiert: 14.10.2021
  • 21:34 Uhr
  • ran.de / Stefan Kumberger
Article Image Media
© imago images/Jan Huebner
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Eigentlich wollte Dietmar Hopp die ganze Menschheit vor dem Corona-Tod bewahren. Jetzt ist klar: Der Impfstoff der Firma CureVac, bei der der 81-jährige SAP-Mitgründer Investor ist, ist krachend gescheitert und hat vor allem dazu geführt, dass der Hoffenheimer Mäzen noch reicher geworden ist.

München - Es war ein seltsamer Tweet, den der offizielle Kanal der TSG Hoffenheim am 15. März 2020 absetzte.

Ein Foto von TSG-Mäzen Dietmar Hopp ist zu sehen, dazu das Zitat: "Wenn es uns hoffentlich bald gelingt, einen wirksamen Impfstoff gegen das Corona-Virus zu entwickeln, soll dieser Menschen nicht nur regional, sondern solidarisch auf der ganzen Welt erreichen, schützen und helfen können."

Die Botschaft war klar: Dietmar Hopp, der schwerreiche Unternehmer, möchte seine Kompetenzen und sein Geld zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen. Sein Unternehmen CureVac wird zudem nicht nur exklusiv für die USA produzieren, wie es gerüchteweise schon verkündet wurde, sondern weltweit die Menschen mit Impfstoff versorgen.

Seltsam war der Tweet vor allem deswegen, weil er – wie oben erwähnt – vom offiziellen Kanal der TSG gepostet wurde. Der Verein stellte also seinem ewigen Gönner seine Reichweite zur Verfügung, obwohl es gar nicht um Sport ging und man in Hoffenheim zuvor immer wieder betont hatte, dass Hopps Einfluss auf das operative Geschäft der Kraichgauer nicht mehr allzu groß sei.

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Hopp wollte sein Image aufpolieren

Doch die Gelegenheit, einen PR-Coup zu landen, war wohl zu verlockend. Denn rund zwei Wochen vorher hatten Beschimpfungen Hopps durch die Bayern-Fans beim Spiel der TSG gegen den Rekordmeister für einen deutschlandweiten Skandal gesorgt.

Die Partie stand kurz vor dem Abbruch, die Spieler schoben sich aus Protest beim Stande von 6:0 die Kugel nur noch hin und her. Zudem präsentierte sich der damalige Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge als großer Unterstützer von Hopp und wollte mit diesem sogar händchenhaltend auf den Platz gehen.

Jetzt also die Chance für Hopp, den Menschen zu zeigen: Ich bin nicht der stinkreiche Zerstörer aller Fußball-Romantik, für den mich die Ultras halten! Ich bin ein ehrbarer Mann, der bei der Pandemiebekämpfung entscheidend sein kann!

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Kurze Zeit später durfte Hopp dann sogar noch eine Schippe drauflegen und im ZDF-Sportstudio offen Werbung für CureVac machen. Den Impfstoff versprach er zudem schon für den Herbst 2020.

Mittlerweile ist klar: Hopp konnte seinen Ankündigungen keine Taten folgen lassen. CureVac ist gescheitert, der bisher produzierte Impfstoff muss sogar vernichtet werden.

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CureVac ist krachend gescheitert

Das Tübinger Unternehmen, dessen Hauptaktionär die Heidelberger "Dievini Hopp Biotech Holding" und damit Dietmar Hopp ist, teilte mit, dass man das Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zurückgezogen habe.

"Für das pandemische Produkt sind wir zu spät, das Zeitfenster hat sich geschlossen", begründete CureVac-Chef Franz-Werner Haas den Schritt. Jetzt wolle man sich auf die zweite Generation des Impfstoffs konzentrieren.

Fakt ist: CureVac hatte immer auf einen Impfstoff gesetzt, der ohne Kühlung auskommt. Das hätte vor allem ärmeren Staaten in Asien und Afrika zugutekommen können. Jetzt tut sich das Unternehmen zudem mit dem britischen Pharma-Riesen "GlaxoSmithKline" zusammen. Es könnte also irgendwann doch noch einen Impfstoff aus Tübingen geben, der zu mehr als nur 48 Prozent, wie das aktuelle Vakzin es tut, hilft.

Für Dietmar Hopp ist es ein PR-Desaster

Fakt ist aber auch: Für Dietmar Hopp persönlich ist es ein PR-Desaster erster Güte.

Die Häme für ihn ist vor allem bei Twitter grenzenlos. Schon vorher war der inzwischen berühmte Tweet der Hoffenheimer alle paar Wochen hervorgekramt worden. Dazu spöttische Kommentare, wann der Impfstoff denn endlich komme.

Nicht auszuschließen, dass einige Fans in Spielen gegen Hoffenheim auf Hopp und CureVac anspielen werden – mit Bannern und Gesängen.

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Hopps Vermögen vergrößerte sich dank CureVac enorm

Weitere Nahrung dürften die Hopp-Feinde aber vor allem dadurch bekommen: Hopp hat sich mit dem Impfstoff bisher eine goldene Nase verdient. Laut "Manager Magazin" vergrößerte sich sein Vermögen im Jahr 2020 um rund fünf Milliarden Euro. Statt "nur" 8,1 Milliarden besitzt der 81-Jährige jetzt 13,2. Kein anderes deutsches Vermögen sei derart angestiegen, so das Magazin weiter.

Vor allem der Börsengang von CureVac sorgte für den Geldregen – auch wenn jetzt der Wert der Aktie nach dem Scheitern des Impfstoffes um 14 Prozent gesunken ist.

Auch dass der Bund im vergangenen Jahr mit 300 Millionen Euro bei Hopps Pharmaunternehmen einstieg und die Fördergelder laut Berichten des Südwestdeutschen Rundfunks nicht zurückbezahlt werden müssen, ist Wasser auf den Mühlen der Hopp-Kritiker.

Das saubere Image von CureVac bröckelt

Obendrein war CureVac wohl doch nicht so uneigennützig, wie es Hopp in dem Tweet vom März 2020 glauben lassen wollte. Wie "Business Insider" mit Berufung auf interne Mails und Papiere im September berichtete, habe ein CureVac-Vertreter den zuständigen Ministerien indirekt damit gedroht, Forschung und Produktion in die USA zu verlegen, wenn die Bundesrepublik nicht investiere.

Für solche Aktionen und die Tatsache, dass vier Top-Manager Ende Juni – kurz nach den ersten negativen Forschungsergebnissen - zeitgleich ihre Aktien verkauften und damit Millionen erwirtschafteten, kann Dietmar Hopp nichts.

Doch als prominentes Gesicht hinter CureVac bleiben solche scheinheilig wirkenden Taten natürlich zu einem guten Teil auch an ihm selbst hängen.

Hopp konzentiert sich jetzt wieder auf die TSG

Der Mäzen kümmert sich mittlerweile wieder mehr um den Fußball.

"Ich vertrete den Anspruch, dass die TSG dauerhaft auf einem der sechs Plätze an der Spitze stehen sollte", sagte der Mäzen vor Kurzem bei der Hoffenheimer Mitgliederversammlung. Von einer "größeren Investition" aus seinem Privatvermögen in ein "interkontinentales Netzwerk", das der TSG zugutekommen solle, war die Rede. Damit überraschte er viele der 198 anwesenden Mitglieder.

Vielleicht hatte so mancher ja im Kopf, dass man Dietmar Hopps Ankündigungen seit dem CureVac-Desaster nicht mehr uneingeschränkt glauben kann.

Stefan Kumberger

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