Bundesliga
Fan-Protest gegen FC Bayern: Die Plakataktion ist erst der Anfang
- Aktualisiert: 07.11.2021
- 13:26 Uhr
- ran.de
Beim Sieg gegen den SC Freiburg protestierte die Südkurve gegen die Partnerschaft des FC Bayern mit Qatar Airways. Die Kritik ist nicht neu, aber jetzt machen die Fans mobil.
München - Bis auf den letzten Platz war die Allianz Arena beim 2:1-Sieg der Bayern gegen den SC Freiburg ausverkauft. Volles Haus. Erstmals seit dem 8. März 2020. Ein Feiertag für den Rekordmeister.
Die Rückkehr der Fans bringt allerdings auch alte, in der Corona-Lethargie fast vergessene Themen wieder an die Oberfläche. Zum Unmut der Vereinsoberen. Wenige Minuten nach Anpfiff der zweiten Halbzeit breiteten die Ultras in der Südkurve ein riesiges Transparent aus. Aus Protest gegen den umstrittenen Sponsoring-Deal mit Qatar Airways.
"Für Geld waschen wir alles rein", stand drauf. Darunter der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn, Präsident Herbert Hainer, eine Waschmaschine, Geldscheine, blutige Wäsche sowie der Schriftzug "You can rely on us" (dt: Ihr könnte euch auf uns verlassen).
Die Partnerschaft mit einem Land, in dem es Menschenrechtsverletzungen am laufenden Band gibt, passt für eine breite Fan-Front so gar nicht zum Wertekodex des Vereins.
Bayern verteidigt Katar-Deal
Die Kritik ist in etwa so alt wie die Kooperation mit dem Emirat. Seit 2018 ist das Staatsunternehmen Qatar Airways Trikotsponsor bei den Bayern. Schon Ex-Präsident Uli Hoeneß und Kahn-Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge standen dafür am Pranger.
Bislang rechtfertigte der Verein die Zusammenarbeit mit Katar immer damit, dass man nur im Austausch mit den Machthabern Veränderungen zum Positiven herbeiführen könne. Ähnlich tat es auch Trainer Julian Nagelsmann, als er auf der Pressekonferenz auf das Banner im Stadion angesprochen wurde.
"Der Klub ist, wie ich schon mal gesagt habe, im Dialog", so der Coach. Das sei besser als Ausgrenzung oder Wegschauen. "Ich glaube, dass wir das schon ein bisschen was bewegt haben."
Der englische "Guardian" hatte jedoch bei einer Recherche Anfang des Jahres herausgefunden, dass seit der Vergabe der WM 2022 nach Katar 6500 Gastarbeiter ums Leben kamen. Amnesty International beklagt seit Jahren die Ausnutzung der Arbeitsmigranten im Emirat.
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Fans stellen Antrag
Deshalb machen die Fans des FC Bayern jetzt mobil. Vor rund zwei Wochen ging beim Verein ein entsprechender Antrag ein, über den bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung am 25. November abgestimmt werden soll. "Wir wollen präventive Maßnahmen ergreifen, um einen neuen Abschluss zu verhindern", sagte Initiator Michael Ott dem "SID".
Konkret geht es darum, dass die Partnerschaft mit Qatar Airways zum nächstmöglichen Zeitpunkt beendet werden und kein vergleichbarer Deal mehr abgeschlossen werden soll.
In der Antragsbegründung heißt es: "Qatar Airways steht zu 100% im Eigentum des Emirats Katar. Dieses Land steht für massive Menschenrechtsverletzungen, zudem gibt es schwere Vorwürfe von Korruption im Sport. Statt Veränderungen zu bewirken, hilft der FC Bayern mit dem Sponsoring dem Emirat Katar aktiv dabei, von den Missständen abzulenken. Wenn der FC Bayern weiterhin zu der Situation in Katar schweigt, drückt unser Verein damit seine Gleichgültigkeit aus. Damit schädigt der FC Bayern seinen Ruf und wird seiner Vorbildstellung nicht gerecht."
Fans erinnern an Vorbildrolle
Dass auch andere Vereine wie beispielsweise Paris St. Germain, der AS Rom und jüngst auch Newcastle United mit Ländern kooperieren, die Menschenrechte systematisch mit Füßen treten, sei kein Freibrief für den Rekordmeister.
"Der FC Bayern war schon immer einzigartig und war schon immer Vorreiter, in jeder Hinsicht. Das müssen wir auch weiterhin bleiben. Lasst uns nicht mit dem Strom schwimmen, sondern ein klares Zeichen für Menschenrechte setzen. Damit heben wir uns ein weiteres Mal vom Gros der europäischen Spitzenvereine ab."
Doppelmoral der Nationalspieler
Tatsächlich befindet sich der FC Bayern aktuell in einem Dilemma, vor allem die Nationalspieler. Es hat durchaus etwas von Doppelmoral, wenn Neuer und Co. vor Länderspielen mit T-Shirts mit der Aufschrift "Human Rights" gegen die WM-Vergabe nach Katar protestieren, im Verein aber Woche für Woche das Logo von Qatar Airways auf dem Ärmel tragen und jeden Winter ins Trainingslager nach Doha fliegen.
Gegen letzteres richtet sich der Antrag der Fans übrigens nicht. Beim Trainingslager biete sich "zumindest theoretisch die Möglichkeit zur kritischen Kommunikation – wenn man sie denn wahrnehme", heißt es.
Mitgliederabstimmung nicht bindend
Theoretisch könnte der Antrag der Fans im Vorfeld der Jahreshauptversammlung noch abgelehnt werden, wenn das Präsidium des FC Bayern e. V. ihn für nicht zulässig hält. Derartige Entscheidungen gab es in der Vergangenheit bereits bei anderen Anliegen.
Aber selbst wenn es zur Abstimmung käme, wäre ein Mitgliederbeschluss nicht automatisch bindend. Denn die Verträge mit Sponsoren schließt die ausgegliederte Abteilung Profifußball, die FC Bayern AG, nicht der "eingetragene Verein", schreibt die "Süddeutsche".
Weil der e. V. aber 75 Prozent der Aktienanteile hält, könnte man den Willen der Mehrheit der Fans auch nicht so einfach unter den Teppich kehren. Zumindest nicht, wenn man künftige Plakataktionen in der Südkurve verhindern will.
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