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Jürgen Kohler exklusiv: Warum der FC Bayern schwächelt und der BVB "heißer" Meisterfavorit ist

  • Aktualisiert: 21.02.2023
  • 11:03 Uhr
  • ran.de
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© Getty/Imago
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Rot gegen Bayern-Star Upamecano, der Ausraster von Nagelsmann, die Verletzung von BVB-Profi Adeyemi - das Bundesliga-Wochenende bot viel Gesprächsstoff. Ex-Weltmeister Jürgen Kohler ordnet im ran-Interview ein. 

Von Franziska Wendler

Das vergangene Bundesliga-Wochenende bot reichlich Gesprächsstoff. Die Rote Karte gegen Bayern-Verteidiger Upamecano, die Niederlage des Rekordmeisters gegen Gladbach und der anschließende Ausraster von Trainers Julian Nagelsmann in Richtung des Schiedsrichtergespanns.

Titelkonkurrent Borussia Dortmund siegte derweil souverän gegen die Hertha, musste aber die Verletzung von Karim Adeyemi verkraften.

Im Interview mit ran spricht Jürgen Kohler, Fußball-Weltmeister von 1990, über die aktuelle Schwäche des FC Bayern, den Ausraster von Nagelsmann, die Situation beim BVB und den Meisterkampf in der Bundesliga.

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Bayern benachteiligt?
News

Kimmich und Salihamidzic fühlen sich benachteiligt

Nach der umstrittenen Roten Karte gegen Dayot Upamecano fühlen sich Bayern-Star Joshua Kimmich und Sportvorstand Hasan Salihamidzic benachteiligt.

  • 19.02.2023
  • 19:48 Uhr

ran: Herr Kohler, in Ihrer "Kicker"-Kolumne haben Sie vor Saisonbeginn geschrieben, dass der BVB der "absolute Top-Favorit auf die Meisterschaft" sei. Teilen Sie diese Meinung nach wie vor?

Jürgen Kohler: Die Dortmunder haben gute Investitionen getätigt, gute Spieler geholt. Sie haben einen besseren Kader als im vergangenen Jahr. Sie hatten leider das Pech, dass Sebastien Haller durch seine Krankheit fast ein halbes Jahr ausgefallen ist. Er ist aber wieder zurückgekommen und dadurch verändern sich innerhalb des Spiels viele Situationen. Es war klar, wenn der Spieler wieder zurückkommt, dann war und ist Dortmund ein ganz heißer Favorit auf die Meisterschaft.

ran: Wie schätzen Sie den BVB im Vergleich zu den Bayern spielerisch ein?

Kohler: Sie tun sich in dem ein oder anderen Spiel schwer. Sie spielen aber konstant und gewinnen ihre Spiele - manchmal auch nur mit einem Tor Unterschied. In den ersten Saisonspielen hat das Team gut gepunktet, dann kam eine kleine Schwächephase, diese wiederum ist aber nach der Winterpause überwunden und deshalb sind sie natürlich ein ernstzunehmender Titelfavorit.

ran: Der BVB war in der Vergangenheit häufig nahe dran an einem Titel, ist dann aber immer wieder in der entscheidenden Phase eingebrochen. Sehen Sie diese Gefahr in der laufenden Saison auch?

Kohler: Diese Gefahr hat auch der FC Bayern. Die Münchner sind zehnmal in Folge Deutscher Meister geworden, spielen in dieser Saison aber durchwachsen. Man darf auch RB nicht vergessen, die kontinuierlich ihre Spiele gewinnen und punkten. Für den Ausgang der Meisterschaft werden sicherlich zwischen Mitte und Ende März die Weichen gestellt.

ran: Karim Adeyemi fällt mit einem Muskelfaserriss für rund drei Wochen aus. Wie sehr schwächt das den BVB?

Kohler: Adeyemi hatte eine gute Phase, aber im ersten Halbjahr hat er gar keine Rolle gespielt. Wenn ein Spieler, der vor einem halben Jahr Schwierigkeiten hatte, als Heilsbringer gefeiert wird, ist das schwierig. Natürlich hatte er eine super Phase und ist ein Spieler, der Spiele entscheiden kann. Aber er hat im ersten Halbjahr nicht alle an die Wand gespielt. Seit er beim BVB ist, war er noch nicht der Unterschiedsspieler. Er ist ein Profi, der eine gute und große Zukunft vor sich hat, wenn er gesund und klar im Kopf bleibt.

Aber bei einem Spieler seines Alters kann noch nicht die Beständigkeit da sein, wie bei einem Robert Lewandowski oder einem Erling Haaland. Diese Spieler sind schon in jungen Jahren eine andere Kategorie. Die anderen sind in ihren Leistungen aber noch schwankend. Wenn ein Spieler wie Adeyemi klar, zielstrebig und vor allem fokussiert bleibt - und zwar auf seinen Beruf und nicht auf Nebensächlichkeiten - dann kann er auf Dauer eine prägende Spielerpersönlichkeit werden. Im Allgemeinen gilt: Es wäre angebracht, wenn die Fußballspieler mal wieder darüber nachdenken, was ihr eigentlicher Job ist.

ran: In der Bundesliga herrscht erstmals seit vielen Jahren wieder richtiger Meisterkampf? Wie wichtig ist das?

Kohler: Für die Liga ist es super, weil dadurch mehr Spannung erzeugt wird. Trotz allem muss man sagen, was die Bayern in den vergangenen zehn Jahren für den deutschen Fußball gemacht haben, ist außergewöhnlich. Das hat zuvor noch keine Mannschaft aus Deutschland geschafft - und davor muss man den Hut ziehen. Sie haben aber seit eineinhalb bis zwei Jahren doch ein paar Probleme, sie spielen nicht mehr so souverän. Wenn man das Spiel gegen Gladbach gesehen hat, dann kann man natürlich sagen, dass sie fast 85 Minuten in Unterzahl waren. Aber ich kann mich schon daran erinnern, dass die Münchner in der Vergangenheit Spiele in Unterzahl gewonnen haben. Bei den Bayern läuft aktuell nicht alles rund, in Dortmund aber auch nicht. Deshalb sind beide Teams gleichauf.

ran: Die Rote Karte gegen Dayot Upamecano hat am vergangenen Wochenende für viel Wirbel gesorgt. Wie haben Sie den Platzverweis gegen den Bayern-Verteidiger erlebt?

Kohler: Es ist mühselig, darüber zu diskutieren. Ich kann mich daran erinnern, in meinem allerletzten Spiel, dem UEFA-Cup-Endspiel gegen Feyenoord Rotterdam, war es ähnlich. Ich habe meinen Gegenspieler oben festgehalten, der Schiedsrichter gibt Rot - das passiert nun einmal. Wir haben damals übrigens auch 2:3 verloren. Ich glaube, es ist eine Kann-Situation, die muss man nicht geben, aber man kann sie geben. Das gibt das Regelwerk einfach her. Meine Meinung ist, dass in der Defensive, bei den Bayern und bei Dortmund, Defizite da sind. Das muss man ganz klar sagen. Es gibt immer wiederkehrende Fehler, an denen muss man arbeiten.

ran: Hat der Schiedsrichter für Sie richtig gehandelt? Er hat sich die Szene ja am Monitor nicht noch einmal angeschaut.

Kohler: Ich habe schon so viele strittige Szene gesehen, bei denen der Schiedsrichter nicht raus zum Monitor gegangen ist. Fehlentscheidungen passieren, das ist menschlich. Das gab es früher schon und das wird es auch immer wieder geben. Diskussionen darüber sind deshalb mühselig. Wir haben uns für den VAR entschieden, damit müssen wir jetzt umgehen und lernen, die Dinge einzuordnen. Es gibt dieses alte Sprichwort, an dem durchaus was dran ist: 'Im Laufe einer Saison, gleichen sich solche Situationen häufig wieder aus - wenn man dranbleibt'.

ran: Um Julian Nagelsmann gab es vor allem nach der Partie viel Aufregung. Er ist in Richtung Schiedsrichter-Kabine gestürmt, es ist der Ausdruck "weichgespültes Pack" gefallen. Wie schätzen Sie die Situation ein? Sind das die so oft geforderten Emotionen oder ist ein derartiges Verhalten für einen Bundesliga-Cheftrainer ein Unding?

Kohler: Im Eifer des Gefechtes kann es natürlich passieren, es darf aber nicht passieren, das ist auch klar. Es gilt das gleiche Prinzip, wie für alle anderen: Emotionen kann man manchmal nicht so kontrollieren, wie man es gerne möchte. Julian Nagelsmann ist eigentlich ein sehr bedachter Trainer, der auch in der Wortwahl genau weiß, was er sagt. Er ist sicherlich über das Ziel hinausgeschossen, das sagt er aber ja auch selbst. Ich glaube, man muss es Trainern, Spielern und Funktionären aber auch zugestehen, weil sie natürlich unter enormen Druck stehen.

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18.02.23

Rote Karte gegen Upamecano sorgt für Entsetzen im Netz

Es war der große Aufreger im Duell Gladbach gegen Bayern - die rote Karte nach neun Minuten gegen Dayot Upamecano. Auch im Netz sorgte die Entscheidung für großen Wirbel.

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ran: Sollte dieses Verhalten Konsequenzen nach sich ziehen?

Kohler: Der DFB ermittelt ja schon, ich glaube also, dass es Konsequenzen geben wird.

ran: Woher kommt Ihrer Meinung nach die aktuelle Bayern-Schwäche?

Kohler: Die Mannschaft befindet sich im Umbruch. Die Topspieler werden alle nicht jünger. Sie haben natürlich auch ein gewisses Standing innerhalb der Mannschaft. Dann ist die Situation rund um Manuel Neuer passiert. Ob dabei in der Kommunikation alles richtig gelaufen ist, das glaube ich nicht. Das kann man feststellen und das beschäftigt eine Mannschaft natürlich. Dazu kommen Dinge wie die Auswechslung von Thomas Müller gegen Gladbach. Natürlich kann man sagen, dass man den Kapitän vom Platz holt, aber man hätte auch sagen können, man nimmt Gravenberch runter. Thomas Müller ist der verlängerte Arm auf dem Platz, und auch wenn er sich im Nachgang sauber verhält, und den Verein an erste Stelle stellt - was ihn sehr ehrt - hat er sich trotzdem geärgert. Und das wissen auch die Mitspieler.

ran: Nachdem die Bayern geschwächelt haben, hätte Union Berlin die Tabellenführung übernehmen können - hat aber nur unentschieden gegen den FC Schalke 04 gespielt. Haben die Eisernen das Zeug dazu, den Titel zu gewinnen? Oder fehlen Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit im entscheidenden Moment?

Kohler: Zunächst muss man sagen, dass das, was Union Berlin seit dem Aufstieg in die Bundesliga leistet, phänomenal ist. Sie haben sich kontinuierlich, sukzessive und Jahr für Jahr das erarbeitet, wo sie heute stehen. Es wäre vermessen zu sagen, Union ist der erste Bayern-Jäger. Aber es ist hochinteressant und spannend, wie der Saisonverlauf bis zum Ende sein wird. Für Union ist es natürlich eine besondere Tabellenkonstellation, weil sie es ja gar nicht gewohnt sind, so weit oben zu stehen, obwohl sie zuletzt auch international vertreten waren. Es ist sehr schön, dass es solche Vereine gibt, das gilt natürlich auch für den SC Freiburg. Auch bei ihnen kann man nicht davon ausgehen, dass sie Meister werden. Aber man hat in der Vergangenheit zum Beispiel am 1. FC Kaiserslautern gesehen, dass man sogar als Aufsteiger Meister werden kann. Für mich sind aber Bayern, Dortmund und Leipzig die Meister-Kandidaten, weil sie das bessere Spieler-Material und den höheren Etat haben.

ran: Wie schätzen Sie die Chancen der Bayern und des BVB in der Champions League ein?

Kohler: Beide haben ihre Hausaufgaben gemacht. Prozentual gesehen würde ich beiden Teams 60 Prozent Chance auf das Weiterkommen geben. Weil es die Auswärtstorregel nicht mehr gibt, ist das Heimspiel für Bayern ein großes Plus. Die Münchner haben gegen PSG ohnehin gute Chancen. Der BVB hat zwar mit etwas Glück gegen Chelsea gewonnen, weil Kobel einfach überragend gehalten hat, der Drops ist aber noch lange nicht gelutscht.


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