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Bundesliga

FC Bayern München: Thomas Tuchel eilt ein unschmeichelhafter Ruf voraus - doch er hat sich verändert

  • Aktualisiert: 26.03.2023
  • 20:38 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Shutterstock
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Über Thomas Tuchel wird viel gesprochen. Besonders nach seiner überraschenden Installierung als Trainer des FC Bayern ist der Name des 49-Jährigen wieder in aller Munde. Tuchel sei schwierig und ecke ständig an, heißt es oft. Aber ist das nicht zu kurz gedacht?

Von Tobias Hlusiak

Thomas Tuchel eilt ein Ruf voraus.

Der neue Trainer des FC Bayern sei starrköpfig, egoistisch und neige dazu, überall wo er arbeitet verbrannte Erde zu hinterlassen. So wird der mittlerweile 49-Jährige in weiten Teilen besprochen - zumindest in Deutschland.

Natürlich wurde all das auch in den vergangenen Tagen wieder auf den Tisch gepackt. Das ist auch richtig und logisch. Wer einen so prominenten Job übernimmt, wie den als Trainer des FC Bayern, muss damit rechnen, öffentlich hinterfragt zu werden.

"Tuchel und der Rekordmeister - kann das passen?", ist die richtige Frage. Sie wird aber zu häufig nur anhand der Geschehnisse während dessen Zeit beim großen Münchner Konkurrenten Borussia Dortmund beantwortet. Doch seitdem ist viel geschehen. Tuchel ist nicht mehr der gleiche.

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BVB-Entlassung nach Bombenanschlag und Pokalsieg

Immerhin sind fast sechs Jahre vergangen seit sich der damals wie heute hochambitionierte Coach quasi mit der gesamten BVB-Führung überwarf und nur Wochen nach dem Triumph im DFB-Pokal vor die Tür gesetzt wurde.

Monatelange Differenzen und ein "Dissenz" rund um den Bombenanschlag auf den BVB-Bus unmittelbar vor einem Champions-League-Spiel führten schließlich zur Entlassung des Coaches nach nur zwei Jahren.

Es gehe "immer auch um grundlegende Werte wie Vertrauen, Respekt, Team- und Kommunikationsfähigkeit, um Authentizität und Identifikation. Es geht um Verlässlichkeit und Loyalität", begründete Borussen-Boss Hans-Joachim Watzke den Schritt hinterher.

Diese Worte haben die öffentliche Wahrnehmung Tuchels geprägt. Seiner Karriere aber nicht unbedingt geschadet.

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Tuchel eckt auch in Paris und London an

Nach einem Jahr Pause wäre der gebürtige Schwabe um ein Haar schon in München gelandet, heuerte dann aber bei Weltklub Paris Saint-Germain an.

Dass seine Beziehung zur Mannschaft rund um die Superstars Kylian Mbappe und Neymar, bis auf einige im Nachhinein kleinere Konflikte, gut war, zeigen Zitate von Gianluigi Buffon.

"Ich habe nur wenige Leute kennengelernt, die so intelligent sind", sagte die Torhüter-Legende erst kürzlich in einer italienischen Fernsehsendung.

Nach zwei Meisterschaften kam dennoch auch an der Seine das Aus. Kurz vor Heiligabend 2020 teilte ihm Sportdirektor Leonardo die Entscheidung mit. Es war eine von langer Hand geplante Demission.

Wer sich einmischt ist bei Tuchel nicht gern gesehen

Mit dem Brasilianer hatte sich Tuchel nie verstanden. "Leo" hatte einst für die Pariser gekickt, gilt noch heute als Vereinslegende. In Tuchels Augen hatte er sich aber zu oft in personelle und taktische Dinge eingemischt. Die Liaison hatte keine Zukunft.

Denn wenn dem deutschen Trainer eins nicht in den Kram passt, dann Eingriffe in seinen Verantwortungsbereich.

Tuchel ist akribisch. Was fußballspezifische Überlegungen angeht fast auf einem Level mit Pep Guardiola. Legendär ist die Geschichte wie beide in einem Münchner Restaurant einen ganze Abend lang Salzstreuer über die Tischdecke schoben - um taktische Dinge zu besprechen.

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Chelsea-Besitzer Boehly und Tuchel matchen nicht

Mit Todd Boehly würde Tuchel so etwas gewiss nie tun. Der Besitzer des FC Chelsea hatte dem damaligen "Blues"-Trainer kurz nach der Übernahme des Klubs nahegelegt, es doch einmal mit einem 4-4-3-System zu versuchen. So viele Salzstreuer stehen allerdings gar nicht zur Verfügung.

Und so beschreibt diese Anekdote nur zu gut, wie wenig der amerikanische Milliardär und der deutsche Erfolgscoach zusammenpassten. Boehly rief Tuchel nach dessen Rausschmiss hinterher, er sei "gewiss sehr talentiert". Ausgerechnet während eines Vortrags auf der SALT-Konferenz.

Bei Fans und Spielern kam die Enlassung Tuchels aber alles andere als gut an. Nachfolger Graham Potter hat den Verein bis heute trotz enormer Finanzspritzen nicht unter Kontrolle bekommen und die Fans fordern regelmäßig ihren "Thomas" zurück.

Immerhin führte der die "Blues" 2021 ziemlich überraschend zum zweiten Champions-League-Triumph in der Vereinsgeschichte, gewann die Klub-Weltmeisterschaft und heimste die Auszeichnung als Welttrainer des Jahres ein. Spätestens da war er in der obersten Trainerriege angekommen.

Geschickter Tuchel-Schachzug bei seiner Vorstellung

Der Thomas Tuchel, den der FC Bayern heute verpflichtet, ist allein deswegen schon eine deutlich gereiftere Ausgabe seiner selbst.

Tuchel hat im Umgang mit Klub-Bossen viel gelernt. Das stellte er unter Beweis, als er auf der Pressekonferenz am Samstag explizit auch Uli Hoeneß dankte. Dessen Rückendeckung dürfte Tuchel mindestens für eineinhalb Jahre den Job sichern. Schließlich weiß der Bayern-Patriarch ganz genau, wie viele Salzstreuer man aufs Feld schicken darf.

Dass aus Zeitgründen nicht der ganze Aufsichtsrat über die Verpflichtung Tuchels abstimmen konnte, sondern das der Vorsitzende Herbert Hainer und Hoeneß quasi stellvertretend per Dekret übernahmen, zeigt: Ohne den Ehrenpräsidenten geht es dann doch nicht.

Reibereien dürfte es auch in München geben. Der Druck auf den Vorständen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic, nun endlich einen passenden Trainer an den Start bringen zu müssen, und Tuchels reicherer Erfahrungsschatz sprechen aber eher dafür, dass der Ärger in überschauberem Maße bleibt.

Zumindest vorerst.


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