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Videobeweis oder nicht: Hauptsache meckern!

  • Aktualisiert: 26.10.2017
  • 12:03 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago/Matthias Koch
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Das DFB-Pokalspiel zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern war ein schreiendes Plädoyer für den Videobeweis. Und ein Beleg dafür, dass man es in diesem Land den Menschen nur sehr schwer Recht machen kann.

Von Andreas Reiners

München – Ralf Rangnick baute sich vor lauter Wut seinen eigenen Videobeweis. Mit dem Handy bewaffnet, stürmte er in der Halbzeit auf Schiedsrichter-Assistent Arno Blos zu und wollte ihm die umstrittene Elfmeter-oder-Freistoß-Szene noch einmal vorspielen.

Als ob das etwas geändert hätte. Natürlich hätte es das nicht. Mit dem echten Videobeweis aber schon.

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Den Foulelfmeter nach Arturo Vidals Beinschere gegen Emil Forsberg hätte es wohl gegeben, obwohl es ihn ja schon gab, doch Felix Zwayer entschied sich nach Rücksprache mit seinem Assistenten wieder um. Ungewöhnlich, keine Frage.

"Der Schiedsrichter steht vier Meter neben dem Ball und lässt sich von jemandem überstimmen, der 40 Meter entfernt ist", wetterte RB-Coach Ralph Hasenhüttl: "Tut mir leid, aber dann spielen wir künftig nur noch mit Linienrichtern. Das Foul war auf der Linie und die gehört zum Strafraum. So eine Aktion ist für mich von außen schwer nachzuvollziehen." Schwer nachzuvollziehen war auch der Elfmeter nach dem Foul von Jerome Boateng an Yussuf Poulsen. Das Wort "Konzessionsentscheidung" machte die Runde. Das alles hätte es mit dem Videobeweis nicht gegeben. Angenehmer Nebeneffekt: Die traditionellen Diskussionen über den Bayern-Bonus auch nicht.

Old School

Doch das Zweitrundenspiel im DFB-Pokal zwischen Leipzig und dem FC Bayern war so etwas wie der Rückfall in die Fußball-Steinzeit: Es war ein Spiel ohne Videobeweis. Old School. Ohne technischen Schnickschnack, minutenlanges Warten auf Entscheidungen, sondern mit menschlichen Komponenten, der Möglichkeit also, dass Fehlentscheidungen getroffen werden.

Ein Feiertag für die lautstarken Gegner des Videobeweises, der ja den Untergang des Fußballs markiert. Was wurde in den vergangenen Wochen nicht gemeckert, es wurde geflucht, geschimpft, vor allem in Köln (nicht ganz zu unrecht!). Traditionalisten würden das ganze Konstrukt am liebsten sofort wieder abschaffen. Immer noch. Es gibt aber auch viele, die dagegen nölen, weil nölen offenbar hin und wieder einfach mal chic ist.

Heißt: Typisch Deutschland, wird nach den zahlreichen Fehlentscheidungen in der zweiten Runde (nicht nur in Leipzig) gemeckert, dass es den Videobeweis im DFB-Pokal erst ab dem Viertelfinale gibt. Ja was denn jetzt?

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Die Deutschen und ihr Videobeweis, das ist ein bisschen wie eine unglückliche On-off-Beziehung: Mit geht nicht so wirklich, ohne will man dann aber auch nicht so ganz.

Oder anders gesagt: Ist er da, wird auf ihn geflucht, nervt er ohne Ende mit seinen Verzögerungen, seinen Kinderkrankheiten, seiner Einflussnahme. Ist er dann nicht da, wünscht man ihn sich herbei. Kennt man ja vom Wetter. Ist der Sommer eher kühl, ist es Mist. Ist der Sommer dann ein echter Sommer, ist es natürlich zu heiß. Hauptsache schimpfen. Deutschland, einig Knötterland. Schließlich ist kaum eine Nation so gut im Jammern und Meckern wie wir.

Gerechtigkeit fehlt

Fakt ist: Der Pokal hat gezeigt, was durch den fehlenden Videobeweis fehlt: Gerechtigkeit. Die Spiele waren ein schreiendes Plädoyer für die technische Hilfe.

Ein Trost: Am Wochenende im Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig in der Bundesliga ist er wieder da. Ist dann wahrscheinlich aber auch wieder nicht gut. Sonst hätte man ja nichts mehr zu meckern.

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