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Real Madrid scheitert im Achtelfinale der Champions League

Real Madrid: Kein Ende einer Ära - das Ende der Nachlassverwalter

  • Aktualisiert: 06.03.2019
  • 13:12 Uhr
  • ran.de / Rainer Nachtwey
Article Image Media
© 2019 Getty Images
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Mit dem Aus im Achtelfinale endet für Real Madrid die erfolgreichste Zeit eines Klubs in der der Champions League-Geschichte. Aber die Ära ist schon lange vorbei, die aktuelle Spielzeit nur die Verarbeitung der Ära Zidane.

München/Madrid - Es sind die meist benutzten Wörter: Ende einer Ära.

Für Real Madrid endet mit der 1:4-Blamage im Champions-League-Achtelfinale und dem damit verbunden Aus gegen Ajax Amsterdam eine äußerst erfolgreiche Zeit in der Königsklasse.

Aber ist wirklich der 5. März 2019 der Zeitpunkt, der die Ära beendet? Nach drei Triumphen am Stück, zwei Titelverteidigungen, etwas, das einem Team in der Champions League zuvor nie gelungen war?

"Wir haben eine Scheißsaison", nimmt Dani Carvajal nach der Blamage kein Blatt vor den Mund.

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Kein Titel mehr möglich

Aber er spricht eben auch das an, was es ist: eine ganze Spielzeit. Es ist nicht das eine Spiel, das Real in den Sand gesetzt hat. Nicht die Konteranfälligkeit gegen das spielerisch starke, junge Ajax, nicht der ausrechenbare Spielaufbau, den die Amsterdamer zu unterbinden wussten.

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Ajax spielte stark, nutzte die Fehleranfälligkeit Madrids aus, aber das Scheitern Reals war nur das Endprodukt, einer seit langem kränkelnden Mannschaft.

Das Champions League-Aus im Achtelfinale ist der Höhepunkt der verkorksten Saison. Es ist das früheste Scheitern seit acht Jahren. In dieser Zeit holte Real viermal den Titel, stand immer mindestens im Halbfinale.

Zwei Niederlagen im Clasico gegen den großen Rivalen FC Barcelona beendeten alle Meisterschaftsträume und besiegelten das Aus im Copa del Rey-Halbfinale. Nun das Champions-League-Aus trotz 2:1-Hinspielsieges in Amsterdam.

"Vor einer Woche hatten wir in allen Wettbewerben noch Hoffnung. Am Ende springt ein Szenario heraus, das negativer nicht sein könnte", sagt Real-Ikone und PR-Manager Emilio Butragueno.

Real steht nun vor den Trümmern, die nach der erfolgreichen - der erfolgreichsten Zeit der Champions-League-Geschichte - übrig bleiben. Dennoch will Coach Santiago Solari nicht aufgeben, lehnt einen Rücktritt ab.

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Nach-Zidane-Ära startet mit viel Getöse

Es passt ins Bild, dass die Saison schon mit viel Getöse, mit viel fadem Beigeschmack begann, als die Madrilenen Solaris Vorgänger Julen Lopetegui als neuen Trainer bekanntgaben, nur wenige Tage vor dem Auftakt der WM in Russland.

Es folgte ein Schmierentheater zwischen Lopetegui, dem spanischen Verband und Real Madrid, das in der Entlassung Lopeteguis als Nationaltrainer noch vor dem WM-Start und einer tränenreichen Vorstellung in Madrid gipfelte.

Für Lopetegui noch mehr Druck zu dem schon erheblichen Problem, Zinedine Zidane nachzufolgen, das Erbe eines Trainers anzutreten, der in drei Jahren als Coach "nur" dreimal die Champions League gewann.

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Keine Entwicklung unter Lopetegui

Und das alles ohne Cristiano Ronaldo, der das Spiel von Real prägte, wie kein anderer Akteur. Real ohne CR7 war zu jener Zeit nur die Hälfte wert und ist es auch heute noch.

Lopetegui war von Beginn an nur der Nachlassverwalter von Zidane, er konnte der bestehenden Mannschaft ohne ihr wichtigstes Mosaiksteinchen keine eigene Identität verleihen, seine Ideen nicht umsetzen.

Während Stars und Sternchen wie Gareth Bale, Isco oder Asensio an der Seite von Ronaldo brillierten, machten sie ohne den Überflieger einen großen Schritt zurück, übernahmen nicht die Verantwortung. Das Spiel und die Entwicklung der Mannschaft stagnierte.

Die letztendliche Konsequenz: Lopeteguis Entlassung und Übernahme des Trainerpostens durch Solari.

Stimmung gegen Perez

Aber auch unter dem nächsten Nachlassverwalter trat nur wenig Besserung ein, die Verantwortlichen um Presidente Florentino Perez ließen sich von einer kurzen Hochphase blenden, als sie Solari einen langfristigen Vertrag ausstellten.

Stattdessen kommen jetzt von Seiten der Fans die Rücktrittforderungen Richtung Perez. Gegen Ajax hallten die Perez Raus Rufe durch das Bernabeu.

Nur wenige wie Karim Benzema profitierten bei den persönlichen Statistiken unter Solari und vom Abschied Ronaldos. "Meine Aufgabe war es, ihm die Tore aufzulegen. Ich habe nur für Cristiano gespielt. Ich habe ihn mit meinen Pässen gesucht, um ihm zu helfen, noch mehr Tore zu schießen", sagte Benzema unlängst in einem Interview mit "France Football".

"Jetzt aber, bin ich der Leader im Angriff. Jetzt liegt es an mir, den Unterschied auszumachen."

Real nicht clever genug

Aber genau diese Rolle kann er bislang in der Realität nicht übernehmen. So ist es auch bezeichnend, dass Benzema in die Szene des Spiels verwickelt ist, die verdeutlicht, woran es bei Real hakt.

Es ist die 84. Minute, als Modric einen Fehler von Frenkie de Jong nutzt, dazwischen geht und mit Benzema allein auf das Ajax-Tor zuläuft. Doch Modric' Pass geht in den Rücken Benzemas.

Sicherlich, es wäre nur das 2:4 gewesen, ein Weiterkommen auch nach dem Tor in weiter Ferne, aber sie charakterisiert das Spiel sehr gut, in dem Real nicht völlig chancenlos ist, sondern einfach nicht clever genug.

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Vinicius als Symbolbild des Neuaufbaus

"Wir hatten heute nicht die Tagesform. Aber uns fehlt schon die ganze Saison die Konstanz", sagt Toni Kroos nach dem Spiel. Auch er wieder mit einer wenig ansprechenden Vorstellung, nachdem er bereits bei den Clasico-Auftritten ein Gegentor verschuldet hatte und sich scharfer Kritik ausgesetzt sah.

Es fehlten auch von ihm die Impulse aus dem Mittelfeld, das Überraschende.

Einer der wenigen, die dafür sorgten, war Vinicius. Als der 18-Jährige verletzt raus musste, verpufften aber auch diese. Es ist schon bezeichnend, wenn ein 18-Jähriger der große Hoffnungsträger im Spiel ist.

Aber Vinicius steht für den Neuaufbau bei Real, der zur neuen Saison kommen muss, damit die Ära Zidane endgültig abgeschlossen ist.

Klar ist auch, dass dies nicht unter Solari passieren wird. Denn Real braucht einen neuen Trainer, der seine Ideen umsetzt, seine Mannschaft aufbaut - und keinen Nachlassverwalter der Ära Zidane.

Rainer Nachtwey

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