• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
Wenn Argentinien im Ausnahmezustand ist

Boca Juniors vs. River Plate: Ein Derby voller Rivalität, großen Emotionen und schlimmen Eklats

  • Aktualisiert: 28.11.2018
  • 08:49 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
Article Image Media
© 2018 Getty Images
Anzeige

Das Rückspiel der Copa Libertadores zwischen River Plate und den Boca Juniors musste wegen schweren Ausschreitungen abgesagt und verschoben werden. Es ist nicht das erste Mal, dass beide Fanlager für einen Eklat sorgen. ran.de beleuchtet die besondere und zum Teil auch sehr traurige Rivalität zwischen diesen beiden Klubs aus Buenos Aires.

München/Buenos Aires – Es soll 1994 passiert sein. River Plate hatte gerade seinen großen Stadtrivalen Boca Juniors mit 2:0 besiegt, als der Geschichte nach ein Kleinbus mit River-Plate-Fans unweit des Stadions überfallen wurde. Zwei Fans wurden erstochen. Wohl als Rache-Akt der Boca-Fans. Doch damit nicht genug. Kurz nach dieser Tragödie soll in Buenos Aires folgendes Graffiti aufgetaucht sein: "River Plate 2, Boca Juniors 2". Die zwei Gegentore im Spiel gegen River Plate sollen also mit zwei Menschenleben "ausgeglichen" worden sein. Eine genauso traurige wie auch makabre Geschichte.

Anzeige
Pablo Perez
News

Boca-Kapitän Pablo Perez fordert Final-Absage

Nach dem Angriff auf den Bus der Boca Juniors fordert Kapitän Pablo Perez die endgültige Absage des Rückspiels um die Copa Libertadores gegen den Stadtrivalen River Plate.

  • 27.11.2018
  • 14:07 Uhr

Allerdings zeigt sie in aller Deutlichkeit, dass das Duell zwischen diesen beiden Mannschaften viel mehr ist als "nur" ein Derby. Manchester United gegen Manchester City? Ein Witz dagegen. Glasgow Rangers gegen Celtic Glasgow? Kann mit diesen Dimensionen nicht mithalten. AC Mailand gegen Inter Mailand? Auch nicht. Die Rede ist hier von einem Spiel, das ein ganzes Land, in diesem Fall Argentinien, auf Trab hält und das teilweise leider weit über das Sportliche hinausgeht.

Derby elektrisiert ganz Argentinien

Denn wenn in Buenos Aires die Boca Juniors auf River Plate treffen, ist eine ganze Nation elektrisiert, jeder hat eine Meinung dazu. Es ist eine Partie, die seit über 100 Jahren emotionalisiert, rivalisiert und deswegen leider auch voller zum Teil schlimmer Eklats steckt – so wie 1994.

Am vergangenen Wochenende eskalierte die Situation dann wieder einmal, als das Rückspiel des Endspiels um die Copa Libertadores abgesagt werden musste, weil der Team-Bus der Boca Juniors von den River-Plate-Fans unter anderem mit Steinen attackiert wurde und sich die Anhänger zudem eine Straßenschlacht mit der Polizei lieferten. Knüppel, Tränengas, Schlägereien, das ganze Programm. Nicht das erste Mal, dass es zwischen den beiden Fanlagern in all den Jahren mächtig krachte. Aber warum eigentlich?

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

"Los Millonarios" gegen die "Chanchitos"

Der Club Atletico River Plate wurde im Jahr 1901 im Hafenviertel in der Nähe des Stadtviertels La Boca gegründet. Dort, wo die Arbeiterklasse zu Hause war. Nur vier Jahre später erblickte dann unweit von River Plate, also fast an gleicher Stelle, der von italienischen Immigranten gegründete Club Atletico Boca Juniors das Licht der Welt. Ihre blau-gelben Vereinsfarben verdanken sie einem schwedischen Schiff, das gerade am Hafen von Buenos Aires vorbeifuhr, als die Gründer über die Farbenzusammensetzung für ihre Boca Juniors nachdachten. Das erste Derby der beiden Klubs gab es dann im Jahr 1908.

Mitte der 1920er-Jahre zog River Plate dann in das wohlhabende Stadtviertel Nunez und trieb seine Professionalisierung von dort aus weiter voran. Sie warfen für damalige Verhältnisse mit Geld nur so um sich und "verdienten" sich damit den Spitznamen "Los Millonarios".  Dieser damals offen zur Schau gestellte Klassenunterschied zwischen der Ober- (River Plate) und der Arbeiterklasse (Boca Juniors) hat sich bis heute gehalten und bestimmt nach wie vor die Rivalität zwischen beiden Klubs – hier die Reichen von River Plate und dort die Armen der Boca Juniors, die von ihrem Rivalen übrigens "Chanchitos" (kleine Schweinchen) getauft wurden, weil es rund um den Hafen ihrer Meinung nach immer so stark stinkt und sie diesen Geruch angenommen hätten.

Anzeige
Anzeige

Eklige und zum Teil traurige Vorkommnisse an der Tagesordnung

Somit wird auch klar, warum es immer wieder Schweinsköpfe in die Fanblöcke der River-Plate-Anhänger schaffen, die dann entweder wie Trophäen präsentiert oder auf die Boca-Juniors-Spieler geworfen werden. Auch kam es in der Vergangenheit nicht selten vor, dass River-Plate-Fans von den oberen Rängen auf die unter ihnen stehenden Boca-Fans gepinkelt haben – als Erklärung gaben sie dann immer an, dass sie doch sowieso schon stinken würden, weil sie aus La Boca kämen.

Eklige Aktionen, die man sich eigentlich überhaupt nicht vorstellen kann oder mag. Allerdings sind sie noch harmlos zu dem, was wie bereits beschrieben 1994 oder aber auch 1968 passierte. In diesem Jahr starben 74 Fans, als Boca-Juniors-Anhänger eine Panik verursachten, weil sie brennendes Papier im River-Plate-Stadion "El Monumental" in den Fanblock der River-Plate-Fans unter sich warfen. Ein weiterer tiefschwarzer Moment in der Historie der Rivalität zwischen beiden Teams.

Sportlich liegen beide Klubs fast gleichauf

Sportlich liegen beide Klubs fast gleichauf. River Plate holte bislang 36 Meistertitel, die Boca Juniors 33. Allerdings musste River Plate im Jahr 2011 den bitteren Gang in die zweite argentinische Liga antreten – das ist den Boca Juniors in ihrer Historie noch nicht passiert. Begleitet wurde der Abstieg des Rivalen natürlich mit viel Schadenfreude der Boca-Fans und einem breit angelegten Trauermarsch durch Buenos Aires, mit dem sie River Plate quasi "beerdigten". Addiert man alle nationalen Titel und weitere Trophäen zusammen, führen die Boca Juniors sogar mit 67:63 gegen River Plate. Alleine die Copa Libertadores, das südamerikanische Pendant zur europäischen Champions League, gewannen die Boca Juniors sechs Mal – River Plate konnte in diesem Wettbewerb "nur" drei Titel feiern.

In diesem Jahre treffen die beiden Rivalen nun zum allerersten Mal in der Geschichte im Finale der Copa Libertadores aufeinander. Das Hinspiel bei den Boca Juniors endete 2:2 – das Rückspiel bei River Plate musste aus bereits beschriebenen Gründen abgesagt beziehungsweise verschoben werden. Der südamerikanische Fußballverband Conmebol hat nun veranlasst, dass das Spiel nicht in Argentinien stattfinden soll. Als mögliche Austragungsländer werden Brasilien und Paraguay gehandelt. Die italienische Stadt Genua hat von sich aus angeboten, das Spiel auszutragen. Ein genaues Datum gibt es noch nicht, es soll entweder der 8. oder der 9. Dezember werden. 

Sorgenvolle Worte vom Boca-Kapitän

Bei all der bewegten Geschichte dieser beiden Klubs ist es kein Wunder, dass Boca-Juniors-Kapitän Pablo Perez laut "BILD" sorgenvoll zu Protokoll gab: "Was wäre, wenn wir spielen und gewinnen würden, wer bringt mich da raus? Stellen Sie sich vor, wir hätten sie in ihrem Stadion geschlagen, sie hätten mich umgebracht. Ich werde nicht in einem Stadion spielen, in dem ich sterben kann." Eine Aussage, die nachdenklich stimmt …

Dominik Hechler

Du willst die wichtigsten Fußball-News direkt auf dein Smartphone bekommen? Dann trage dich für unseren WhatsApp-Service ein unter http://tiny.cc/ran-whatsapp


© 2024 Seven.One Entertainment Group