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Killing: "Wenig Licht, viel Schatten"

  • Aktualisiert: 18.01.2014
  • 10:33 Uhr
  • ran.de / tennis.de / Matthias Killing
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ran-Experte Matthias Killing zieht nach fünf Tagen Australian Open ein erstes Fazit - und sieht das deutsche Tennis auf dem harten Boden der Tatsachen angekommen. Die Lichtblicke heißen Kerber und Mayer.

München - Ohhhhhh, durchwachsen, geht so, schwierig, ein wenig Licht, viel Schatten - die Australian Open sind nun fünf Tage alt, es ist heiß, teils unmenschliche 40 Grad, Schwerstarbeit für die Tennis-Elite. Aber das ist erstmal nichts Neues, das gab es schon oft in Australien. Boris Becker sitzt in der Box von Djokovic, schwitzt und scheint gute Arbeit zu verrichten. Der Djoker will den Titel, man merkt es förmlich an jedem seiner Ballwechsel. Die Partie gegen Denis Istomin war ein Ausrufezeichen in jeder Hinsicht. Und sonst? Deutschland? Ohhhh, durchwachsen, usw... Ich sagte es bereits.

Vor sechs Tagen habe ich diese Kolumne hier voller Euphorie, Begeisterung und Hoffnung geschrieben. Eine Expertise: Welche deutschen Spieler und Spielerinnen sehe ich vorne? Selten habe ich so falsch gelegen. Der Glaube allein versetzt eben doch keine Berge. Haas: verletzt raus, Kohlschreiber: verletzt nicht angetreten. Aber eine Hoffnung haben wir: Florian Mayer. Sonntag spielt die Nummer 37 der Welt im Achtelfinale gegen David Ferrer aus Spanien. Mayer ist der letzte Deutsche im Feld. Schlägt er Ferrer, wäre das eine Sensation. Ferrer ist die Nummer 3 der Weltrangliste.

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Teils peinliche Vorstellungen der Deutschen

Und bei den Damen? Bei Angelique Kerber habe ich große Hoffnung. Sie zeigt sich souverän, stark, sehr stabil und trotzt der Hitze. Sabine Lisicki hat sich nach einer Hitzeschlacht verabschiedet und Andrea Petkovic ist noch nicht auf dem alten Level, raus ... Und wo ist der Rest der insgesamt 18 gestarteten Deutschen? Schon wieder auf dem Weg nach Hause. Teils war es eine peinliche Vorstellung, denn nach der guten Vorbereitung in Brisbane, Sydney und Doha hatte ich eigentlich mehr erwartet. Doch schnell ist Tennis-Deutschland auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet. Angelique Kerber und Florian Mayer sind unsere letzten beiden Asse im Ärmel und das nach gerade mal fünf Tagen Australien. Was sagt uns das?

Das deutsche Tennis ist zweifelsohne auf einem guten Weg. Wir sind in der Breite gut aufgestellt, aber das gilt nun schon seit ein paar Jahren. Viele sagen: Um das deutsche Tennis wieder auf der Weltbühne interessant zu machen, brauchen wir einen Champion bei den Damen und bei den Herren. Einen Champ, der spannend ist. Einen Champ, der oder die eine Geschichte zu erzählen hat. Doch der/die ist zu Beginn dieser Saison nicht in Sicht. Aber: Brauchen wir das wirklich? Muss es immer die Seite eins der Bildzeitung sein, um in Deutschland Gehör zu finden?

Kerber und Mayer könnten mehr aus sich herausholen

Kerber und Mayer sind seit Jahren unsere Konstantesten, beide kratzen immer wieder an der Spitze. Zollen wir dieser Leistung eigentlich genügend Respekt? Beide sind keine Showtypen, beide meiden die große Bühne - aber wollen wir sie da überhaupt haben? Beide wollen nicht auf die Showtreppe oder auf den roten Teppich, aber beide wollen sportlich ganz viel. Zum Star wirst du in Deutschland aber nur, wenn du beides bedienst. Mayer stand schon in den Top 20, hat Turniere gewonnen, am Rothenbaum für Furore gesorgt - in Deutschland hat das keiner mitbekommen.

Kerber war beim Tennis-Masters in Istanbul dabei, steht das zweite Jahr in Folge in den Top 10, aber im Becker-Graf-Land bekommt es keiner mit. Weil beide stille Charaktere sind. Zu still? Oder genau richtig? Ich glaube, beide könnten ein wenig mehr aus sich herausholen, ein wenig mehr die Öffentlichkeit suchen, mal in eine seriöse Talkshow gehen. Vor allem aber müssen sie jetzt in Australien punkten, weit kommen und gewinnen, der Rest kommt dann von allein. Es ist immer das Gleiche: Was zählt, ist auf dem Platz. 

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Kiefer rät Lisicki: Weniger Showbiz, mehr Tennis

Sabine Lisicki hat es letztes Jahr nach Wimbledon erlebt. Nach dem Finale kam die Showbühne - vielleicht nicht unbedingt zu ihrem Vorteil. Unser ran-Experte Nicolas Kiefer sagte zuletzt, dass sie aufpassen muss. Weniger Showbiz und mehr Tennis, rät er. Und Kiwi fragt: "Warum bereitet sich ein Roger Federer seit Jahren in Dubai bei 35 Grad auf Australien vor?" Eine berechtigte Frage. Federer haben wir noch nicht über die Hitze klagen hören. Kiefer kann es beurteilen, er hat elf Mal die Australian Open gespielt: "Wenn Du Dich perfekt vorbereitest, dann hältst Du die Hitze aus." 

Egal wie, die Australian Open rocken. Es macht viel Spaß, dieses geniale Turnier zu verfolgen. Und jetzt stellen wir uns mal vor, Mayer und Kerber packen am Sonntag das Viertelfinale. Hoffentlich sitzt die Nation dann endlich bei einem der beiden nachts vor der Glotze. Verdient hätten es beide. Man sieht, ich habe den Glauben noch nicht verloren. Beide Daumen sind gedrückt, die großen Zehen dazu... Haut rein, ihr beiden in Down Under. Wir glauben an Euch!


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