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Zum Zuschauen verdammt

Das schmutzige Spiel mit Tyson Fury

  • Aktualisiert: 27.05.2017
  • 21:12 Uhr
  • ran.de / Carolin Blüchel
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© Imago
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Positiver Dopingtest, Kokainkonsum, verbale Entgleisungen - Tyson Fury passt bestens in die Schurken-Schublade. Doch seit geraumer Zeit gebührt die eigentliche Schurken-Rolle denjenigen, die den gefallenen Weltmeister am Comeback hindern.

München - Es ist einfach, Tyson Fury zu verurteilen, ihn vielleicht sogar nicht zu mögen. Er polarisiert. Mehr noch. Er provoziert. Einige seiner Äußerungen liegen unbestritten jenseits des guten Geschmacks.

Aus rein sportlicher Sicht gibt es kaum etwas auszusetzen. Fury beendete im November 2015 die elfjährige Regentschaft des großen Wladimir Klitschko mit einer taktischen Meisterleistung. Wenn auch nicht immer schön anzusehen, es war ein deutlicher Sieg. Ein großer Sieg. Ein Sieg entgegen aller Erwartungen.

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Demontage statt Anerkennung

Was ebenfalls nicht zu erwarten war: Mit dem Triumph über Klitschko hatte Fury die Büchse der Pandora geöffnet. Statt Anerkennung und Zuneigung folgte die öffentliche Demontage des neuen Schwergewichts-Weltmeisters. Ein schmutziges Spiel mit einem sensiblen Box-Rüpel, der den Engländern so gar nicht als neuer Vorzeige-Sportler taugte.

"Ich frage mich manchmal, ob wir heute besser dran wären, hätte Tyson damals verloren", sagte ein nachdenklicher Trainer, Onkel Peter Fury, kürzlich. Er hat wohl nicht ganz Unrecht.

Sein Neffe kämpfte monatelang mit schweren Depressionen, die er mit Kokain "wegschnupfen" wollte. Zweifelsohne eine dumme Entscheidung. Aber eben auch nicht die Entscheidung eines gesunden Mannes. "Ich hatte Tage, da wollte ich nicht mehr leben", gab Fury zuletzt sehr kleinlaut im Interview mit dem "Telegraph" zu. 

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Positiver Dopingtest 2015

Seit seiner Jugend durchlebt Fury immer wieder depressive Episoden. "Man weiß nie, in welcher Stimmung er morgens aufwacht. Ich glaube, er ist ein bisschen schizophren", sagte Ehefrau Paris Fury bei ran.de. Der Grund für die jüngste psychische Talfahrt war jedoch ein vermeintlich positiver Dopingtest aus dem Jahr 2015.

Damals, neun Monate vor dem größten Erfolg seiner Karriere, sollen bei Fury geringe Spuren des anabolen Steroids Nandrolon nachgewiesen worden sein. Die Rückstände im Urin waren allerdings so gering, dass der Test zwar als verdächtig nicht aber als strafbar galt. Denn in jener geringen Menge hätte Nandrolon auch durch den Verzehr von verunreinigtem Fleisch in Furys Körper gelangen können. Nachtests bestätigten zudem den ursprünglichen Verdacht nicht. Fury, der stets seine Unschuld beteuert hatte, war rehabilitiert. So dachte er.

Promoter beklagt Willkür

16 Monate später holte die britische Anti-Doping-Agentur (UKAD) den Fall jedoch wieder völlig unvermittelt aus der Schublade und suspendierte den amtierenden Weltmeister am 24. Juni 2016. Der für Juli 2016 angesetzte Rückkampf gegen Klitschko - geplatzt. Der sportlich saubere Ruf - ruiniert. Die Leistung gegen Klitschko im ersten Kampf - mit der Fußnote "Dopingsünder" versehen. Es war der Beginn der Depression. 

Und nicht nur Team Fury stutzte: Warum ermittelt die UKAD 16 Monate nach einem positiven Befund? Eine befriedigende Antwort gibt es nicht.

"Das ist doch erbärmlich. Das zieht sich jetzt seit 2015. Entweder gibt es einen Dopingfall oder es gibt keinen. Aber das hier ist Willkür", polterte Furys Promoter Frank Warren bei "PA Sport". "Sie nehmen ihm die Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen."

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Lizenzentzug nach Kokain-Geständnis

Es wird noch kurioser: Als Furys Anwälte ankündigten, gerichtlich gegen die Entscheidung der UKAD vorzugehen, hob diese die Suspendierung im August 2016 wieder auf. Vorübergehend bis zu einer geplanten Anhörung, hieß es. Das sei "regelkonform". Zunächst sollte das neu angesetzte Rematch gegen Klitschko im Oktober 2016 über die Bühne gehen. Dazu kam es bekanntlich nicht.

Furys Kokainkonsum flog auf. Und noch ehe die Verbände reagieren konnten, legte der Weltmeister seine Titel mit sofortiger Wirkung nieder, um sich in psychiatrische Behandlung zu begeben. Der britische Box-Verband (BBBC) entzog ihm derweil auf unbestimmte Zeit die Lizenz. Zumindest das war verständlich.

Fury schuftet fürs Comeback

Seit einigen Wochen ist Tyson Fury zurück. Zurück im Leben, zurück im Training. Die psychischen Probleme hat er hinter sich gelassen, sagt er. Auch wenn er wohl immer ein wenig anfällig sein wird. Im Gym schuftet er für sein Comeback. 45 Kilo Übergewicht bedeuten dabei eine Mammutaufgabe.

Sein Ansporn: Er will "seine" WM-Titel vom aktuellen Weltmeister Anthony Joshua zurückgewinnen. Ein Mega-Fight der beiden Klitschko-Bezwinger wäre auf der Insel ein millionenschweres Event, das alles Dagewesene in den Schatten stellen würde. Ein Duell zweier ungeschlagener Schwergewichte, Publikumsliebling Joshua gegen Bad Boy Fury - kein Hollywood-Regisseur könnte es besser inszenieren. Nur der Verband macht nicht mit.

Doping-Anhörung verschoben

Statt Hilfestellung für einen Sportler, der nach einer dunklen Phase in seinem Leben die Kurve gekratzt hat, spürt Fury erneut heftigen Gegenwind. Am 8. Mai sollte in London die Anhörung bezüglich seines vermeintlichen Dopingvergehens aus dem Februar 2015 stattfinden.

Dort sollte auch ein verweigerter Dopingtest Furys im vergangenen Jahr thematisiert werden. Der 28-Jährige hatte während seiner Krankheit Kontrolleure weggeschickt, weil er den Anti-Doping-Bestimmungen ohne gültige Boxlizenz überhaupt nicht unterlegen und sich schikaniert gefühlt hatte.

Fury fühlt sich diskriminiert

Bis dahin ist Fury zum Zuschauen verdammt. Ein für den 8. Juli geplantes Comeback auf der Undercard seines Freundes, Mittelgewichts-Champion Billy Joe Saunders, wird es nicht geben. Denn der britische Verband will Fury erst nach einer finalen Entscheidung der Anti-Doping-Agentur die Lizenz wieder aushändigen. Es scheint, als hätten es die Offiziellen mit einem Fury-Comeback nicht sonderlich eilig.

Möglicherweise spielt auch die Tatsache eine Rolle, dass Anthony Joshua als Vorzeige-Boxer so viel besser geeignet ist. "AJ" fliegen spätestens nach seinem K.o.-Sieg gegen Klitschko die Fanherzen zu. Mit seiner freundlichen und bescheidenen Art ist er der perfekte Repräsentant des stolzen Vereinigten Königreichs.

Tyson Fury hatte sich in der Vergangenheit immer wieder beklagt, dass er wegen seiner Zugehörigkeit zu den "Irish Traveller" in England diskriminiert würde. So wirklich ernst nahm das niemand. Ein Blick auf die vergangenen anderthalb Jahre rechtfertigt aber zumindest Zweifel an einer fairen Behandlung des gefallenen Weltmeisters - aus welchen Gründen auch immer.

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