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Tobias Drews: So läuft die UFC-Fight-Night

  • Aktualisiert: 19.06.2015
  • 19:36 Uhr
  • ran.de / Tobias Drews
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© SAT.1 / Martin Saumweber
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Die UFC kehrt zurück nach Berlin. Aber was steckt hinter diesem Buchstaben-Kürzel und was ist der Erfolg dieser Organisation? ran-Experte Tobias Drews erklärt den Reiz der Veranstaltung.

München - Die UFC ist die Ultimate Fighting Championship, erfolgreichster Veranstalter weltweit im Bereich des Mixed-Martial-Arts (MMA) – also der "gemischten Kampfkünste". Und genau diese Mischung macht den Reiz aus. MMA ist eine Mixtur aus weltweit anerkannten und etablierten Kampfkünsten, zum Teil sogar aus olympischen Sportarten: Ringen, Judo, Jiu-Jitsu, Boxen und Kickboxen. Dazu dann gerne noch immer eine Prise lokaler Kampfsportarten wie Sambo, Savate, Capoeira usw.

Kurzum: die Kämpfer des MMA und der UFC sind die Zehnkämpfer des Kampfsports. Starke Athleten, die es mittlerweile gewohnt sind, weltweit in ausverkauften Hallen anzutreten. Auch in Deutschland steigt die Zahl der Fans und Zuschauer stetig. Das Phänomen der UFC ist leicht erklärt: die Veranstaltungen sind minutiös durchgeplant, Langeweile durch unplanmäßige Pausen gibt es nicht. Auf Videoleinwänden werden die Fans mit Ausschnitten aus den besten Fights der MMA-Geschichte auf den Beginn der Veranstaltung vorbereitet – und dann geht es vor enthusiastischen Fans rein ins Vergnügen.

Kopf der UFC ist Dana White, der vor vielen Jahren einer der ersten Sponsoren des mittlerweile bestverdienenden Boxers aller Zeiten, Floyd Mayweather Jr., war. White fand viele Veranstaltungen zu unprofessionell umgesetzt, schuf mit Investoren über die Jahre ein Multi-Millionen Business. Und lässt seine Fighter daran teilhaben: auf jeder Veranstaltung gibt es lukrative Prämien für den "besten KO" oder die "beste Submission" (Sieg durch Aufgabegriff). Diese Prämien liegen im mittleren fünfstelligen Bereich und bieten jedem Kämpfer gute Möglichkeiten, ihren Verdienst entsprechend aufzustocken. Man sieht also: Leistung kann sich also durchaus lohnen.

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Die Besten gegen die Besten

Viele Unterschiede zwischen den Kämpfern der UFC und des Boxens sind offensichtlich: Octagon statt Ring, kleinere Handschuhe (4 Unzen), mit denen man auch die Grifftechniken umsetzen kann, im Vergleich zu den dicker gepolsterten Boxhandschuhen mit fixiertem Daumen (um versehentliche Stiche ins Auge zu vermeiden) und 8 oder in den höheren Gewichtsklassen gar 10 Unzen Gewicht. 

Im Boxen werden die lizensierten Kämpfer in 17 Gewichtklassen unterteilt, im MMA-Bereich nur in 9. Und während beim klassischen Boxen den nackten Zahlen im Kampfrekord (zu) viel Interesse gilt, kämpfen bei der UFC sehr oft einfach die Besten gegen die Besten. Die Fans honorieren das. Im Boxen kann eine Kampfrekord von 9-3 die fristlose Kündigung bedeuten, bei der UFC ist man so vielleicht ein Publikumsliebling auf dem Weg zu einem Titelkampf.

Große Unterschiede zum klassischen Boxen

Die Runden dauern im Boxen drei Minuten, bei der UFC sind es fünf Minuten. Die Pausenzeit von einer Minute bleibt gleich. Und einer der wichtigsten Cutman der UFC, Jacob Duran, ist auch Cutman bei Box-Schwergewichtsweltmeister Wladimir Klitschko.

In Berlin erwartet die Fans ein durchaus interessantes Programm: Insgesamt sind 11 Kämpfe auf der Karte, neben dem Stuttgarter Alan Omer, der nach einjähriger Verletzungspause wieder ins Octagon steigen wird, stehen im Hauptprogramm am 20.06. noch folgende Fighter:

Peter Sobotta: Mit 17 Jahren wurde der Balinger MMA-Profi. Seit einem Jahr ist Sobotta, mittlerweile 28 Jahre alt, Schwarzgurtträger im BJJ (Brazilian Jiu Jitsu). Sein Gegner wird, nach der Verletzung des ursprünglich vorgesehenen Kontrahenten, nun der Australier Steve Kennedy. Weltergewicht, 3 Runden.

Nick Hein: Der Kölner war mehrere Monate in Thailand im Trainingslager, um sich perfekt auf seinen dritten UFC-Fight vorzubereiten. Hein, mehr als 10 Jahre in der deutschen Judo-Nationalmannschaft aktiv, beschreibt sich in den Tagen des harten Trainings auf seiner Facebook-Seite selber als "verunsicherten, dünnhäutigen, durch die Diät leicht reizbaren und für meine Nächsten fast unausstehlichen Vollarsch". Na das kann ja heiter werden ... vor allem für seinen Gegner Lukasz Sajewski (Polen). Der Kampf im Leichtgewicht ist auf 3 Runden angesetzt.

Dennis Siver: Er ist der dienstälteste Deutsche in der UFC. Verlor sein letztes Duell, genau wie sein Gegner Tatsuya Kawagiri (Japan). Für beide steht also viel auf dem Spiel. Siver, KFZ-Meister aus Mannheim, ist der komplettere Fighter, bestreitet den zweiten Hauptkampf des Abends. Federgewicht, 3 Runden.

Joanna Jedrzejczek: Die Polin bestreitet den Hauptkampf, verteidigt ihren Weltmeistertitel im Strohgewicht gegen die US-Amerikanerin Jessica Penne. Die heutige Weltmeisterin (die mehrfach bei den Amateuren Weltmeisterin im Thaiboxen war) stand vor einer schweren Entscheidung: Ihr Vater wollte ihr als Jugendliche den Kampfsport "verbieten", bot im Gegenzug ein Auto für den Verzicht. Joana entschied sich für den Sport, überzeugte so den Vater. Strohgewicht, 5 Runden.

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Ein Blick lohnt sich

Es lohnt sich also, einen Blick bei der UFC in Berlin zu riskieren. Aber auch danach wird es noch Kritiker geben, die dieser Sportart nichts abgewinnen können. Die mit immer gleichen Kommentaren die Sportart als "barbarisch" und "regellos" abkanzeln. Aber die Zeiten, als es keine Regeln gab, liegen lange hinter MMA und der UFC.

Wenn jemand noch nie Fußball gesehen hat, und man ihm einen kurzen Zusammenschnitt der schlimmsten Fouls aller Zeiten zeigt, mit fiesesten Verletzungen wegen brutaler Tritte oder Grätschen – er würde sagen, diese Sportart hat keine Zukunft. Ähnlich ergeht es der UFC momentan. Videos aus alten, schlimmeren, Tagen werden als noch immer gültig angesehen, die Meilensteine in der Entwicklung des Sports – vor allem in den Bereichen, Sicherheit der Kämpfer und dem Kampf gegen Doping – werden von den Kritikern komplett ignoriert.

Es ist also an der Zeit, für einen unvoreingenommenen Blick auf die UFC des Jahres 2015. Ich bin sicher, die Fightnight in Berlin wird ein weiterer Baustein dafür sein. 


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