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Herrmann: "Ich hätte mehr Tore machen müssen"

  • Aktualisiert: 07.07.2014
  • 13:44 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
Article Image Media
© Getty
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Patrick Herrmann ist erst 23 Jahre alt. Dennoch gehört er schon zu den dienstältesten Spieler von Borussia Mönchengladbach. Im Exklusiv-Interview mit ran.de spricht der Flügelstürmer über die Entwicklung der Borussia, über die Neuzugänge wie Ibrahima Traoré, André Hahn und den Belgier Thorgan Harzard, sowie über die WM in Brasilien und das bevorstehende Halbfinale Deutschland gegen den Gastgeber.

ran.de: Herr Herrmann, wie haben Sie die Sommerpause verbracht?

Patrick Herrmann: Ich war zuerst eine Woche in New York, dann eine Woche in Mexico und später eine Zeit lang bei meiner Familie. Und zum Abschluss bin ich mit meiner Freundin noch einmal drei Tage in Barcelona gewesen. Alles in allem war das eine sehr schöne und erholsame Zeit. 

ran.de: Ihr Stürmer-Kollege Raffael war während der WM in seiner Geburtsstadt Fortaleza und hatte auch Besuch von Ihrem Team-Kollegen Alvaro Dominguez; hatten Sie keine Lust, ein paar Tage bei der WM zu verbringen?

Herrmann: Grundsätzlich hätte ich das sehr gerne gemacht. Da ich aber direkt zu Beginn der Ferien nach New York und weiter nach Mexiko geflogen bin, wäre ich schon einige Zeit vor der WM in Brasilien gewesen. Dort auf den Beginn des Turniers zu warten, hätte meine weitere Planung leider über den Haufen geworfen. 

ran.de: Hatten Sie dennoch per Mail oder SMS einmal Kontakt zu Ihrem Mannschaftskameraden Christoph Kramer, der mittlerweile zwei Kurzeinsätze im deutschen Team hatte?

Herrmann: Ja. Christoph und ich haben uns vor Turnierstart geschrieben, als die deutsche Mannschaft noch im Trainingslager in Südtirol war. Seitdem habe ich allerdings nichts mehr von ihm gehört. Ich denke, dass er genug mit sich selbst zu tun hat, um all das Neue, das auf ihn einstürmt, in den wenigen ruhigen Momenten zwischen den Spielen und den Trainingseinheiten erst einmal zu verarbeiten. 

ran.de: Will man in der Sommerpause überhaupt Kontakt zu den Teamkollegen oder ist man froh, wenn man mal ein paar Wochen gar nichts hört?

Herrmann: Das ist ein zwiespältiges Gefühl. Auf der einen Seite freut man sich, wenn sich die Jungs mal per WhatsApp melden. Auf der anderen Seite ist es aber auch ganz schön, wenn man mal gar nicht an den Job erinnert wird und man mal komplett abschalten kann. 

ran.de: Ganz ohne Fußball dürfte es in einem WM-Jahr aber kaum gehen ...

Herrmann: Natürlich nicht. Aber es ist schön diese zum größten Teil fantastischen Spiele mal "nur" als Fan zu verfolgen. Ich kann das richtig genießen und bin begeistert davon, was viele Teams fußballerisch, aber gerade auch kämpferisch leisten. Bei all den Diskussionen um das Klima, die es im Vorfeld gab, hätte das kaum einer für möglich gehalten. Wenn man berücksichtigt, wie viele Last Minute-Tore gefallen sind, zeigt das, mit welch großer Leidenschaft buchstäblich bis zur allerletzten Minute gefightet wird. 

ran.de: Wer hat Sie bisher am meisten überrascht, wer hat Sie enttäuscht?

Herrmann: Dass Spanien und Italien so sang- und klanglos ausgeschieden sind, hat mich schon etwas überrascht. Dass Deutschland bereits im Halbfinale steht, dagegen überhaupt nicht. Ich hatte schon vor der WM auf unsere Jungs getippt. Und bis jetzt liege ich damit goldrichtig. 

ran.de: Wie sieht Ihre Wunschelf für dieses Halbfinale gegen Brasilien aus?

Herrmann: Da brauche ich nicht lange zu überlegen. Die Elf, die gegen Frankreich begonnen und ein tolles Spiel gemacht hat, sagt mir sehr zu. Klar haben wir auf der Bank noch enorme Qualität, und das ist auch gut so. Aber gegen Frankreich hat von der erste Minute an alles gepasst. 

ran.de: Sie haben vorhin betont, wie angenehm es sei, ein solches Spektakel auch mal als Fan verfolgen zu können; gibt es dennoch Momente, in denen Sie denken "Mensch, da hättest Du auch dabei sein können"?

Herrmann: Klar gibt es solche Momente. Aber man muss auch so ehrlich zu sich selbst sein, sich einzugestehen, dass es eben nicht ganz gereicht hat. Also muss ich weiter hart an mir arbeiten, und vielleicht bekomme ich dann irgendwann noch einmal eine Chance. 

ran.de: Bei Borussia dagegen waren Sie in der vergangenen Saison mit 34 Einsätzen, jeweils von Beginn an, Stammspieler und haben sechs Tore erzielt und sieben vorbereitet. Das sind fast dieselben Werte wie in den zwei Saisons zuvor; wieso entsteht dennoch bisweilen der Eindruck, dass noch mehr möglich wäre?

Herrmann: Ich denke, dass die Tatsache, dass ich in den vergangenen Jahren annähernd meine Quote gehalten habe, durchaus für mich spricht. Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht gerne noch weiter verbessern möchte. Mir ist durchaus bewusst, dass ich in der abgelaufenen Saison das eine oder andere Tor mehr hätte erzielen können oder vielleicht sogar erzielen müssen. 

ran.de: Mit André Hahn und Ibrahima Traoré bekommen Sie neue Konkurrenz auf der Außenbahn; sind Sie froh, dass Sie in diesem Sommer die Vorbereitung von Beginn an mitmachen können und nicht wie im vergangenen Jahr nach der U21-EM einen Rückstand aufholen müssen?

Herrmann: In erster Linie freue ich mich auf die neue Konkurrenz. Denn ich bin sicher, dass diese Spieler uns noch stärker machen werden. Sorgen, weil sie auch auf meiner Position spielen können, mache ich mir allerdings keine. Das wäre der völlig falsche Ansatz. Wenn ich meine Leistung bestätige, bin ich überzeugt, dass ich auch spiele. Dass ich, wie auch Luuk de Jong oder Tony Jantschke, im vergangenen Jahr durch die U21-EM zu Saisonbeginn ein kleines Handicap hatte, das uns diesmal nicht belastet, stimmt allerdings. 

ran.de: Apropos Luuk de Jong: Aktuell sieht es so aus, dass er nach seiner Ausleihe an Newcastle in der neuen Saison wieder im Kader steht; wie geht der Holländer damit um?

Herrmann: Auf mich macht Luuk nach wie vor einen sehr guten Eindruck. Er versucht die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Und im Training ist er engagiert. Torabschluss haben wir bisher zwar kaum trainiert, aber ich habe auch sonst in keiner Weise den Eindruck, dass er sich hängen lassen würde. 

ran.de: Borussia war in den drei vergangenen Jahren Vierter, Achter und zuletzt Sechster, so dass man durchaus davon sprechen kann, dass man sich im oberen Tabellendrittel etabliert hat; welches Ziel sollte man nun für die kommende Saison ausgeben?

Herrmann: Auf der einen Seite steht, dass man sich immer weiter verbessern möchte, um vielleicht auch mal die Champions League zu erreichen. Auf der anderen Seite sollten wir aber immer daran denken, dass wir vor noch drei Jahren nur um Haaresbreite den Abstieg vermeiden konnten. Zudem sind die Teams, die in der Regel auch um die Champions League-Plätze kämpfen, uns noch ein ganzes Stück weit voraus. 

ran.de: Sind Sie bisweilen verwundert, wie schnell sich Borussia vom Fast-Absteiger zu einem Klub entwickelt hat, der immer interessanter wird für Top-Spieler wie jetzt auch für einen Thorgan Hazard?

Herrmann: Das Tempo ist tatsächlich atemberaubend. Spieler wie Raffael, Kruse, Hahn oder Hazard, die allesamt wohl auch Angebote von anderen Klubs hatten, hätte Borussia noch vor wenigen Jahren wohl kaum verpflichten können. Heute aber sieht jeder, wie wir uns in dieser kurzen Zeit entwickelt haben, und dass diese Entwicklung wohl auch längst noch nicht am Ende ist. Jetzt sind wir interessant auch für Spieler dieser Kategorie, und ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam einen weiteren Schritt nach vorne machen können.

ran.de: Borussia ist für die Europa League-Playoffs qualifiziert, wo allerdings dicke Brocken warten könnten ...

Herrmann: Ich weiß nicht genau, wer uns bei der Auslosung am 8. August theoretisch alles zugelost werden könnte, habe aber gehört, dass wir durchaus auf starke Kaliber treffen könnten. Ein Spaziergang wird das jedenfalls kaum. Aber lassen wir uns Anfang August doch überraschen.


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