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Luuk de Jong: "Bis zum Winter warte ich ab!"

  • Aktualisiert: 18.10.2013
  • 17:49 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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© imago
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Borussia Mönchengladbach gehört bisher in dieser Saison zu den torhungrigsten Teams. Ausgerechnet für den Königstransfer der vergangenen Saison, Luuk de Jong, ist aktuell aber kein Platz in der Startformation. Im Exklusiv-Interview mit ran.de spricht der niederländische Stürmer über den Umgang mit der schwierigen Situation, verpasste Torchancen und einen etwaigen Wechsel in der Winterpause.

ran.de: Herr de Jong, viele Kollegen waren in den vergangenen Tagen bei ihren Nationalmannschaften, während Sie in Gladbach mit den verbliebenen Borussen trainiert haben; damit scheint die WM 2014 in Brasilien in weite Ferne gerückt...

Luuk de Jong: Ich bin nun schon längere Zeit nicht mehr bei der Nationalmannschaft gewesen und für die U21 bin ich mittlerweile zu alt. Vor allem am Anfang war das fraglos eine große Enttäuschung. Mittlerweile komme ich damit aber etwas besser klar. Und mir ist absolut bewusst, dass ich zunächst wieder bei Borussia spielen muss, wenn ich eine Chance auf die Nationalmannschaft haben möchte.

ran.de: Wenn Sie zuletzt in der Liga überhaupt eingewechselt wurden, dann meist zwei, drei Minuten vor Schluss; eine echte Chance, um sich zu bewähren, ist das nicht...

de Jong: In der Tat kann man dann in der Regel nicht mehr allzu viel bewegen. Aber es geht auch nicht nur um mich, sondern um die Mannschaft. Ich bin ein Teamplayer und möchte der Mannschaft helfen und wichtig für das Team sein, auch wenn ich nicht spiele. Und wenn ich der Mannschaft nur helfen kann, indem ich mich ruhig verhalte und nicht für Unruhe sorge, dann akzeptiere ich das  auch als meine aktuelle Aufgabe. Wichtig ist in einer solchen Situation ohnehin, dass man positiv bleibt. Nur mit einer positiven Einstellung ist man auch bereit, wenn man dann doch gebraucht wird.

ran.de: Im Testspiel am vergangenen Wochenende gegen den 1. FSV Mainz 05 konnten Sie Ihre Chance nicht wirklich nutzen; wie hart gehen Sie mit sich selbst ins Gericht?

de Jong: Ich hatte zwei gute Torchancen, und vor allem die erste hätte ich nutzen müssen. Allerdings war der Platz auch in einem katastrophalen Zustand und dem Spiel zweier Bundesligisten nicht würdig. Aber das soll nicht Entschuldigung gelten. Ich hätte natürlich sehr gerne wenigstens einen Treffer erzielt und bin selbstkritisch genug, um zu wissen, dass ich den Trainer in diesem Spiel nicht überzeugen konnte. Trotzdem war es ein gutes Gefühl für mich, endlich wieder einmal 90 Minuten am Stück spielen zu dürfen.

ran.de: Woran richten Sie sich im Moment auf, hilft die Familie, helfen Freunde?

de Jong: Mir helfen Freunde und die Familie. Meine Heimatstadt liegt nur eine Autostunde entfernt. An trainingsfreien Tagen fahre ich gern einmal nach Hause oder besuche meinen Bruder, der bei Ajax Amsterdam spielt.

ran.de: Ihr Bruder Siem hat dort vor einiger Zeit eine ähnlich schwierige Phase hinter sich bringen müssen...

de Jong: Das stimmt. Allerdings liegt das schon etwa drei Jahre zurück. Damals war Marco van Basten Trainer bei Ajax. Mein Bruder weiß also genau, wie man sich in dieser Lage fühlt. Das hilft mir. Zum einen, weil er mich versteht. Zum anderen, weil er ein gutes Beispiel dafür ist, wie schnell sich die Dinge im Fußball auch wieder ändern können.

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ran.de: Kann Ihnen Roel Brouwers, Ihr niederländischer Landsmann helfen, der bei Borussia ebenfalls lange auf eine Chance warten musste?

de Jong: Roel war vor allem zu Beginn eine große Hilfe und hat mir beim Einleben geholfen, und bei Auswärtsspielen teilen wir uns auch das Hotelzimmer. Er kennt meine Situation gut und hat auch lange in der zweiten Reihe gestanden. Durch die Verletzung von Alvaro (Dominguez; d. Red.) sieht man nun aber, wie unverhofft die Chance zu spielen plötzlich da sein kann. Trotzdem versuchen wir, nicht allzu oft darüber zu sprechen. Sonst dreht man sich irgendwann nur noch im Kreis.

ran.de: Sucht Trainer Lucien Favre das Gespräch mit Ihnen, bzw. sagt er Ihnen auch, ob Sie etwas ändern müssen?

de Jong: Der Trainer hat nach den ersten drei Spielen sehr offen mit mir gesprochen und gesagt, dass die Konkurrenz unter unseren Stürmern sehr groß ist und andere zurzeit die Nase vorn haben. Ich soll mich in jedem Training anbieten. Er hat mir nicht gesagt, dass ich irgendetwas besonders verbessern müsste, aber das muss er auch nicht. Ich weiß selbst, was zu tun ist. Denn auch während meiner Zeit bei Twente Enschede habe ich mich von Jahr zu Jahr kontinuierlich weiter entwickelt.

ran.de: Haben Sie sich schon einmal bei dem Gedanken ertappt, dass Sie möglicherweise der richtige Spieler am falschen Ort sind, weil Sie mit Ihrer Spielweise nicht unbedingt zu Favres Vorstellung vom Fußball passen?

de Jong: Nein. Ich denke auch immer noch, dass es passen kann. Bei Twente habe ich z. B. zeitweise auch auf der Zehner-Position gespielt. Und in einem 4-4-2 kann ich auch den so genannten Neuneinhalber-Part übernehmen. Ich kenne meine Qualitäten, und ich glaube, dass auch der Trainer weiß, dass er immer auf mich setzen kann. Letztlich ist es momentan aber so, dass die Mannschaft vor allem zuhause hervorragend Fußball spielt. Also gibt es zurzeit kaum einen Grund, etwas zu ändern.

ran.de: Haben Sie die Eredivisie möglicherweise zu früh verlassen?

de Jong: Das glaube ich nicht. Ich habe in meiner Zeit bei Twente sehr viel gelernt und war überzeugt, den nächsten Schritt machen zu können. Und diese Überzeugung habe ich immer noch. Man sollte auch nicht vergessen, dass Borussia nach dem vierten Platz in der Vorsaison und dem folgenden Abgang von Reus, Neustädter und Dante vor einem schwierigen Jahr stand. Aber auch wenn es für mich einige Tiefs gab, so glaube ich doch, dass ich der Mannschaft schon helfen konnte. Immerhin habe ich in meinem ersten Jahr bei Borussia mehr als zehn  Pflichtspieltore erzielt.

ran.de: Ihr Vertrag läuft noch bis 2017, wie soll es jetzt weitergehen für Sie?

de Jong: Keine Frage, die Situation ist nicht einfach. Ich verdiene hier sehr gutes Geld. Aber ich bin Profi-Fußballer und möchte dementsprechend auch Leistung zurückgeben für das, was ich verdiene. Ich setze jetzt in den kommenden Wochen alles daran, doch noch einmal eine Chance zu bekommen, Und ich hoffe, dass ich diese Chance dann auch nutzen kann.

ran.de: Haben Sie sich eine Frist gesetzt?

de Jong: Bis zum Winter werde ich auf jeden Fall abwarten. Was dann passiert, kann ich jetzt noch nicht sagen.

ran.de: Könnten Sie sich statt eines Verkaufs erst einmal auch nur eine Ausleihe vorstellen?

de Jong: Grundsätzlich wäre auch das eine denkbare Option. Aber soweit möchte ich noch gar nicht denken. Ich denke lieber weiter positiv, und ich bin auch nicht der Typ, der schnell aufgibt. Auch bei Twente hat es einige Zeit gedauert, bis ich meine Chance bekommen habe. Und wer den Fußball kennt, weiß auch, wie schnell sich die Dinge ändern können. Im Übrigen möchte ich auch noch einmal betonen, wie wohl ich mich bei Borussia fühle. Vom ersten Tag an hat mir hier jeder das Gefühl gegeben, dass ich dazu gehöre. Und am meisten bewegt mich, wie die Fans mir immer wieder Mut machen. "Luuk, deine Zeit kommt noch, ganz bestimmt", das höre ich jeden Tag, wenn ich vom Trainingsplatz komme. Und glauben Sie mir, das hilft mir sehr.


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