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Tuchel-Entlassung bei Borussia Dortmund

ranSicht: Das stinkt an der Watzke-Erklärung

  • Aktualisiert: 31.05.2017
  • 23:10 Uhr
  • ran.de / Tobias Hock
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© Getty
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Man kann die Entlassung von Thomas Tuchel bei Borussia Dortmund verstehen. Oder auch nicht. Nur die handelnden Personen wissen, was im Hintergrund tatsächlich passiert ist beim BVB. Doch so viel ist klar: Der offene Brief von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geht gar nicht - und ist gefährlich für den Klub.

Unterföhring - Borussia Dortmund hat Trainer Thomas Tuchel entlassen. Nach dem Erreichen des Viertelfinals in der Champions League, der direkten Qualifikation für die Königsklasse und dem Gewinn des DFB-Pokals ist klar, dass es für diese Entscheidung keine sportliche Grundlage gibt.

Der BVB hat den Trainer mit dem besten Punkteschnitt in der Bundesliga-Geschichte des Klubs entlassen. Nach nur zwei Jahren und trotz gültigen Vertrags bis 2018. Weite Teile der Öffentlichkeit sind irritiert. Die Dortmunder Fan-Szene ist trotz des größten Vereins-Erfolges seit dem Double 2012 gespalten: in die Lager Pro-Tuchel und Pro-Watzke.

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Die gute Erklärung des BVB

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Fakt ist: Der BVB sah keine andere Lösung, als sich vom Trainer zu trennen. In einer kurzen Presse-Erklärung bedankt sich Dortmund bei Tuchel und wünscht ihm Glück für die Zukunft. Die Borussia weist darauf hin, dass die Hintergünde der Trennung intern bleiben sollen, dass es aber nicht um Einzelpersonen oder Meinungsverschiedenheiten gehe, sondern um das Wohl des Vereins.

So weit, so gut. Verbunden mit einem ordentlichen Abfindungs-Scheck und wahrscheinlich einer Verschwiegenheits-Klausel für Tuchel wäre das ein erfrischend sauberes und schnelles Ende das zähen Schmieren-Theaters der vergangenen Wochen und Monate gewesen.

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Der große Fehler von Watzke

Aber dann hat Watzke einen großen Fehler gemacht: Er hat einen langen, offenen Brief an die Fans geschrieben. Der BVB-Boss ist einfach selbst viel zu sehr Fan, als dass er es verkraften könnte, dass ihn ein Großteil der Anhänger gerade nicht leiden kann. Bei all seinen Verdiensten.

Er hätte in seinem Brief einfach nochmals ausführlicher schreiben können, dass er nur im Sinne des Vereins handeln wollte. Dass alle Gremien einstimmig für eine Trennung von Tuchel waren. Dass es manchmal auch äußere Umstände gibt, die Risse in einer Beziehung erst sichtbar machen und vergrößern. Er hätte irgendetwas Nichtiges, aber Emotionales schreiben können. Hat er aber nicht. Er hat fies nachgetreten.

Watzke schreibt: "Es geht bei der Wahrnehmung von Führungsverantwortung [...] nicht ausschließlich um das Ergebnis. Es geht immer auch um grundlegende Werte wie Vertrauen, Respekt, Team- und Kommunikationsfähigkeit, um Authentizität und Identifikation. Es geht um Verlässlichkeit und Loyalität."

Der BVB sagt zunächst, er werde sich nicht zu Hintergründen äußern und möchte keine Gerüchte fördern.

Wenig später begründet der Geschäftsführer die Entlassung offen mit mangelndem Respekt, fehlendem Vertrauen, mangelnder Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie fehlender Authentizität und Identifikation. Dazu unterstellt er ein Defizit bei Verlässlichkeit und Loyalität. Er spricht Tuchel und dessen Team grundlegende Werte ab. Geht's noch?

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Watzkes Einladung zum Rosenkrieg

Das ist eine schallende Ohrfeige. Nicht nur für Thomas Tuchel, sondern auch für seine Mitarbeiter Arno Michels (Co-Trainer), Benjamin Weber (Video-Analyst) und Rainer Schrey (Leiter Athletik). Das ist eine Einladung für eine Antwort der Gegenseite. Das ist eine Einladung für Spekulationen. Das ist einfach nicht clever. Tuchel mag zugesagt haben, sich nicht zu den Hintergründen zu äußern. Ob er sich daran hält, ist angesichts des offenen Angriffs seines ehemaligen Arbeitgebers fraglich. 

In einem Rechtsstreit könnte er ja sogar anführen, der BVB habe die Vereinbahrung zuerst gebrochen. Ein Rosenkrieg wäre übrigens nicht nur schlecht für die öffentliche Wahrnehmung, sondern kann bei Borussia Dortmund ja sogar den Aktien-Kurs beeinflussen.

Was auch immer Watzke sich also bei seinem Brief gedacht haben mag, im Zentrum stand dabei sicher nicht das Wohl der Vereins, sondern seine eigene Emotion. Und das ist - unabhängig von der Entscheidung zur Tuchel-Entlassung - völlig unprofessionell und inakzeptabel.  

Tobias Hock


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