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Jan Kleiner im Gespräch

FIFA-Revolution! Neue Regeln sollen kleinen Klubs helfen

  • Aktualisiert: 08.09.2022
  • 21:41 Uhr
  • ran
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© Imago
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Die Ausbildungsentschädigungen im Fußball sind für die kleinen Vereine ein willkommener Geldsegen. Doch um an ihr Recht zu kommen, müssen die Klubs so manche Hürde überwinden. Die FIFA will das Verfahren jetzt deutlich vereinfachen. 

München - Sie war anfangs umstritten, doch hat sich gerade für die kleinen Ausbildungsvereine als wahrer Segen entpuppt: Die sogenannte Ausbildungsentschädigung bzw. Ausbildungsprämie der FIFA. 

Nach einem komplizierten Schlüssel sollen diejenigen Klubs, die entscheidenden Anteil an der Ausbildung eines Spielers hatten, nachträglich entlohnt werden. Sie sollen ihren Anteil an den Mega-Transfers bekommen.  

Prominente Beispiele gibt es genug: Als Mesut Özil einst von Bremen nach Madrid wechselte, kassierte Rot-Weiss Essen satte 250.000 Euro. Özil hatte bis zum 17. Lebensjahr für RWE gespielt. 

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Viel Geld für Rot-Weiss Essen

Später, beim Transfer des Weltmeisters von Spanien zum FC Arsenal, kamen satte 750.000 Euro hinzu. 

Auch Bastian Schweinsteigers Wechsel vom FC Bayern zu Manchester United im Jahr 2015 bescherte seinem Ausbildungsverein eine Prämie. Damals flossen rund 50.000 Euro nach Oberbayern zum TSV 1860 Rosenheim. 

Doch so lukrativ das System für die kleinen Klubs auch zu sein scheint, so aufwendig ist es, an das Geld zu kommen. Die kleinen Vereine, oft von ehrenamtlichen Helfern ohne richtigen Einblick in die Materie geführt, müssen sich in Eigenregie darum kümmern, an ihr Recht zu kommen. So mancher Euro wurde deswegen schon "verschenkt".  

Jan Kleiner will eine Revolution starten

Aus Sicht von Jan Kleiner, dem neuen "Director of Football Regulatory" bei der FIFA soll sich das nun ändern. Im Interview verrät er, wie er eine Revolution starten und die kleinen Vereine unterstützen will. 

Frage: Herr Kleiner, Sie sind gerade von einer bekannten Schweizer Anwaltskanzlei zur FIFA gewechselt und haben den Weltverband auch schon früher beraten. Was hat Sie dazu bewogen? 

Jan Kleiner: Man könnte sagen, dass ich zwar von Beruf und Ausbildung her Jurist bin, aber im Herzen habe ich den Fußball schon immer geliebt. Seit meiner Kindheit war der Fußball etwas ganz Besonderes für mich - und so klischeehaft es auch klingen mag - was gibt es für einen fussballbegeisterten Juristen Besseres, als in der FIFA-Rechtsabteilung zu arbeiten? Ich freue mich, jetzt ein Teil davon zu sein. 

Frage: Sie regulieren den internationalen Fußball. Das ist eine große Verantwortung, und es stehen große Veränderungen an. Warum ist es so wichtig, das Transfersystem zu reformieren? 

Kleiner: Das derzeitige Transfersystem geht auf das Jahr 2001 zurück, als das berühmte Bosman-Urteil erging. Es folgten die entsprechenden Diskussionen zwischen allen wichtigen Interessengruppen. FIFA, Europäische Kommission, UEFA und die Spieler und deren Berater. Seitdem gab es nicht viele Reformen. FIFA-Präsident Infantino hat seine Pläne vorgestellt - und ein Schlüsselelement war es, diese Regeln zu modernisieren. 

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Frage: Welche Schritte wurden denn bereits unternommen? 

Kleiner: Da gibt es viele. Einer der wichtigsten war es zunächst, die Zusammenarbeit der Interessengruppen auf neue Beine zu stellen – Vereine, Spieler, Ligen und Verbände haben jetzt ein Forum dafür. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte "Ausschuss für Fußballinteressen". Aus den Diskussionen dort sind schon einige Ergebnisse hervorgegangen. Wir sprachen zum Beispiel über die Regulierung von Agenten, die Einrichtung der FIFA-Clearingstelle, den Schutz von Minderjährigen und weitere Regulierungen. Aber es kommt noch mehr. Denn wie es Gianni Infantino ja schon gesagt hat: Es besteht im Weltfußball ein großes Ungleichgewicht. Die weltweiten Ausgaben für Spielertransfers beliefen sich im Jahr 2019 auf sieben Milliarden US-Dollar! Das spiegelt sich aber nicht in den Entschädigungszahlungen an die ausbildenden Vereine wider. Die betrugen nur 70 Millionen Dollar, während sich die Vermittlungsgebühren auf 700 Millionen Dollar beliefen. 

Frage: Die FIFA-Clearingstelle wird also bald eingerichtet. Welche Vorteile bringt sie? 

Kleiner: Das ist ein fantastisches Projekt. Der wichtigste Punkt ist, dass die Auszahlung von Ausbildungsprämien automatisiert wird. Gegenwärtig haben wir noch ein System, bei dem die Ausbildungsklubs einen Antrag stellen müssen, um eine Prämie in Form einer Entschädigung oder eines Solidarbeitrags zu bekommen. Daraus wird jetzt ein automatisches System, bei dem ein elektronischer Spielerpass erstellt wird und eine Zuweisungsliste. Sie legt automatisch fest, welche Zahlungen an welchen Ausbildungsverein gehen müssen. Das schließt die Lücke zwischen den rechtlich fälligen und den tatsächlich gezahlten Ausbildungsprämien. 

Frage: Die kleinen Vereine müssen ihr Geld also nicht mehr beantragen, sie bekommen es automatisch? 

Kleiner: Ja, genau! Das wird eine der wichtigsten und grundlegendsten Änderungen sein.  

Frage: Thema Spielerberater: Ziel ist hier ein transparentes und vernünftiges Obergrenzen-System, richtig? 

Kleiner: Ja, auf jeden Fall. Wir werden zu einem System mit mehr Transparenz, mehr Verantwortlichkeit, einem System mit höheren professionellen Standards übergehen. Ziel ist ein System, das den Vermittlern zugute kommt, denn diejenigen, die sich an die Regeln halten, werden von diesem System profitieren. 

Frage: Wie sehen Sie den sozialen Aspekt, dass diese Regeln auch dazu beitragen, die Grundwerte des Fußballs zu erhalten? 

Kleiner: Der soziale Aspekt spielt eine sehr wichtige Rolle. Wir haben unser europäisches Modell. Ein Pyramidenmodell, in dem das Geld vom Profifußball bis hinunter auf die Amateurebene fließen soll -  das geschieht zum Beispiel durch die Ausbildungsprämien. Wenn die aber entweder gar nicht gezahlt werden oder durch überhöhte Provisionen abfließen, kommt das Geld nicht im Breitensport an. Das muss natürlich verhindert werden. Das ist der wichtige soziale Aspekt dabei. 

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