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Angelique Kerber: "Ich habe meine Saison für den Fed Cup geopfert"

  • Aktualisiert: 13.11.2014
  • 11:06 Uhr
  • ran.de / tennis.de / Dominik Hechler
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© 2014 Getty Images
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Angelique Kerber wird das deutsche Fed-Cup-Team im Endspiel gegen Tschechien in Prag (8. und 9. November live und exklusiv auf ran.de und tennis.de) als Top-Spielerin anführen. Im exklusiven Gespräch mit ran.de und tennis.de spricht die Kielerin unter anderem über das lange Tennis-Jahr 2014, notwendige Auszeiten und darüber, dass sie für den bisherigen Fed-Cup-Erfolg ihre persönliche Saison geopfert hat. Sie würde es jedoch jederzeit wieder so machen.

ran.de/tennis.de: Frau Kerber, Sie wirkten in den vergangenen Wochen auf dem Platz nicht topfit und mussten jetzt Ihren Start beim WTA-Turnier in Moskau wegen einer Gastritis-Erkrankung kurzfristig absagen. Macht sich bei Ihnen körperlich die lange Tennis-Saison 2014 bemerkbar? 

Angelique Kerber: Die Asien-Tour war schon sehr anstrengend. Ich war ja drei Wochen dort und da habe ich dann schon irgendwann gemerkt, dass ich an mein körperliches Limit komme. Das Jahr war für mich extrem lang, ich hatte so viele Flüge und Jetlags wie noch nie zuvor in meiner Karriere – vor allem mit dem Trip nach Australien mit dem deutschen Fed-Cup-Team mitten in der Saison. Und jetzt fliege ich ja auch zum WTA-Masters nach Singapur. Das sind nochmal zwei Extra-Flüge mit erneutem Jetlag. Dass ich auf der Asien-Tour körperlich am Limit war, hat man gesehen und gemerkt. Jetzt hatte ich auch noch diese Magen-Darm-Probleme, weswegen ich auch meinen Start in Moskau abgesagt habe.  

ran.de/tennis.de: Nach der Asien-Tour haben Sie sich ein paar Tage Urlaub gegönnt. Wie wichtig ist es, den Tennisschläger für eine gewisse Zeit in die Ecke zu stellen? 

Kerber: Ich habe mir nach dem Asien-Trip einfach mal zehn Tage genommen, um runterzufahren, mich ein wenig zu entspannen und die letzten Kräfte zu mobilisieren. Und das hat mir auch enorm gutgetan, weil wir ja mit dem Fed-Cup-Finale noch ein absolutes Highlight vor uns haben. Ich nehme mir während des Jahres ja immer mal wieder eine kleine Auszeit und das ist auch wichtig für mich. Das Jahr ist sehr lang, man sieht jede Woche immer die gleichen Tennis-Leute, geht jeden Tag auf den Platz und hat somit immer den gleichen Ablauf. Und da ist es unglaublich wichtig, den Schläger mal in die Ecke zu stellen und zu machen, worauf man gerade Lust hat. Ich brauche dieses regelmäßige Abschalten vom Alltag einfach, sonst läuft das Glas irgendwann über. 

ran.de/tennis.de: Sie haben die anstrengende Reise nach Australien im Fed-Cup-Halbfinale mitten in der Saison bereits angesprochen. Welchen Einfluss hatte der bisherige Fed-Cup-Erfolg auf Ihre persönliche Saison? 

Kerber: Also ich muss schon sagen, dass ich meine persönliche Saison in gewisser Weise für den Erfolg im Fed Cup geopfert habe. Ich hatte keine richtige Sandplatz-Vorbereitung und habe diese Turniere dann auch entsprechend schlecht gespielt - mit den Erstrunden-Niederlagen in Rom, Madrid und Stuttgart. Ich bin jetzt die Nummer neun im Race-to-Singapore und fahre als Ersatzspielerin zum WTA-Masters. Damit habe ich meine Saisonziele nicht ganz so erreicht, wie ich mir das vielleicht erhofft und erwünscht habe. Natürlich ist es jetzt im Nachhinein immer leicht zu sagen. Aber natürlich habe ich nach diesem Trip ein paar Wochen gebraucht, um wieder zu mir zu finden. Mitten in der Saison mal kurz eine Woche nach Australien zu fliegen, ist nicht ganz so einfach. Aber ich habe mich zu Beginn des Jahres bereit erklärt, für das Fed-Cup-Team zu spielen und alles dafür zu tun, damit wir ins Finale kommen. Und das haben wir geschafft. Deshalb würde ich es auch immer wieder so machen. 

ran.de/tennis.de: Haben Sie die angesprochenen Niederlagen nicht geärgert? Wie sind Sie mental damit umgegangen? 

Kerber: Klar, es gab schon eine kurze Phase in diesem Jahr, in der ich ein bisschen darüber nachgedacht habe. Aber es war ja alles erklärbar, so dass ich mir keinen allzu großen Kopf gemacht habe. Ich stehe immerhin noch unter den Top-10. Es war mein Ziel, dort im dritten Jahr nacheinander zu stehen. Das habe ich geschafft. Und ich bin auch sehr stolz darauf, das trotz all dieser Strapazen in diesem Jahr gepackt zu haben. 

ran.de/tennis.de: Beeinflusst die Reise zum WTA-Masters in Singapur Ihre Vorbereitung auf das Endspiel gegen Tschechien in Prag Anfang November? 

Kerber: Das Gute ist, dass ich nach Singapur noch eine Woche habe, bevor wir alle gemeinsam nach Prag reisen werden. Und im Endeffekt sind es ja sogar zwei Wochen, bis das Fed-Cup-Finale gegen Tschechien dann richtig losgeht. Aber natürlich ist es schwer, jetzt nochmal alle Kräfte zu sammeln und jeden Tag zu trainieren. Aber es ist mein Ziel, auch in Singapur wieder alles zu geben, alles aus mir herauszuholen. Die Tschechinnen haben ja die gleiche Situation. Ich glaube nicht, dass mich die Reise nach Singapur großartig in meiner Vorbereitung auf Prag beeinflussen wird. Ich freue mich eher darauf, beim WTA-Masters dabei sein zu dürfen. Das ist für mich eine richtig gute Erfahrung. 

ran.de/tennis.de: Können Sie sich überhaupt voll und ganz auf das WTA-Masters konzentrieren oder haben Sie das Fed-Cup-Endspiel in Prag schon im Hinterkopf? 

Kerber: Auf jeden Fall ist der Fed Cup für mich das absolute Highlight. Ich konzentriere mich trotzdem erst einmal auf das WTA-Masters, denn das ist jetzt die nächste Veranstaltung, die ansteht. Ich muss mich ja auch irgendwie fit halten, weil ich nie weiß, ob ich vielleicht doch spielen darf. Im schlechtesten Fall spiele ich gar nicht, vielleicht sagt aber auch eine Spielerin nach ein, zwei Partien 'Mir reicht's jetzt' und dann müsste ich ran. Aber klar habe ich den Fed Cup schon im Kopf. SAT.1 überträgt das Endspiel, das wird ein riesiges Event. Und ich glaube auch, dass es für das deutsche Tennis wichtig ist, dass wir uns dort gut präsentieren. Und das werden wir definitiv auch machen. 

ran.de/tennis.de: Die tschechische Nummer eins, Petra Kvitova, hat bei uns im Interview gesagt, die Chancen zwischen Tschechien und Deutschland stehen 50:50. Die deutsche Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner bezifferte sie dagegen auf 70:30 für die Tschechinnen. Wie schätzen Sie die Chancen ein? 

Kerber: Ich schließe mich Petra an und sage auch 50:50. Die Tschechinnen haben nur den Vorteil, dass sie zu Hause spielen dürfen. Natürlich haben sie den Fed Cup schon ein paar Mal gewonnen, aber man darf auch unsere Mannschaft nicht unterschätzen. Ich glaube fest daran, dass wir das als Team schaffen können. Petra und ich stehen in den Top-10, die anderen unter den Top-20 oder Top-30. Das ist alles sehr ausgeglichen und ich denke, es wird am Ende auf die Tagesform ankommen und wie unser Team über die komplette Woche funktioniert. 

ran.de/tennis.de: Kvitova ist aktuell in absoluter Top-Form. Wie kann die Weltranglisten-Dritte trotzdem geschlagen werden? 

Kerber: Ich habe schon viele Matches gegen Petra gespielt und liege im direkten Vergleich hinten. Aber viele Partien, die wir gegeneinander hatten, waren sehr eng und gingen über drei Sätze. Deswegen glaube ich schon, dass man eine Chance hat, sie zu schlagen. Natürlich hat Petra in den vergangenen Wochen unglaublich gespielt, aber der Fed Cup ist etwas anderes, da kann wirklich alles passieren. 

ran.de/tennis.de: Nach ihrem Erstrunden-Aus in Luxemburg weinte Petkovic bittere Tränen und sprach von gesundheitlichen und persönlichen Problemen. Müssen sich die deutschen Tennis-Fans für das Fed-Cup-Finale Sorgen machen? 

Kerber: Ich kenne Andrea, wir sind eng befreundet und ich bin mir sicher, sie bekommt diese Krise gemeistert. Wir lieben es, Fed Cup zu spielen und haben auch auf der WTA-Tour immer super Wochen zusammen. Wir kennen uns schon so lange und deswegen bin ich mir sicher, dass das in drei Wochen schon wieder ganz anders aussehen wird. 

ran.de/tennis.de: Hatten Sie kürzlich mal Kontakt zu Petkovic? Versuchen Sie sich gegenseitig zu helfen? 

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Görges: Ich bin für alles bereit

Am Rande des WTA-Turniers in Luxemburg blickt Julia Görges auf das Fed-Cup-Finale gegen Tschechien voraus und erklärt, warum sie die Asien-Tour nicht bestreiten konnte.

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Kerber: Klar spricht man miteinander oder schreibt sich Nachrichten. Wir sind auf jeden Fall in Kontakt und sehen uns ja auch fast jede Woche auf Turnieren.  

ran.de/tennis.de: Welchen Stellenwert hätte ein Fed-Cup-Triumph für Sie? 

Kerber: Für mich persönlich wäre es natürlich ein Highlight meiner Karriere. Es wäre absolut unglaublich, wenn wir den Fed Cup nach so vielen Jahren mal wieder gewinnen würden. 

ran.de/tennis.de: Wäre ein Fed-Cup-Sieg mit einem Grand-Slam-Erfolg vergleichbar? 

Kerber: Das kann man nicht wirklich miteinander vergleichen. Man spielt im Team, also in einer ganz anderen Konstellation. Und wie in jeder Sportart spielt jeder Einzelne im Team eine wichtige Rolle, man gewinnt eben zusammen. Aber auf jeden Fall ist der Fed Cup eine der höchsten Kategorien, die man im Tennis gewinnen kann.  

ran.de/tennis.de: Rechnen Sie damit, dass die deutsche Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner für Prag das gleiche Team nominieren wird, das auch dieses Endspiel gegen Tschechien erreicht hat? 

Kerber: Das ist einzig und alleine die Entscheidung von Barbara. Ich kann nur sagen, dass wir mit dieser Mannschaft bislang zwei starke Nationen geschlagen haben. Wir sind mit diesem Team bis ins Finale gekommen und jetzt muss man mal schauen, wie Barbara sich für die Begegnung mit Tschechien entscheiden wird.


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