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Wimbledon-Jubiläum: Jetzt muss Bum-Bum Becker selbst leiden!

  • Aktualisiert: 07.07.2015
  • 12:41 Uhr
  • ran.de / tennis.de / Aus London berichtet: Petra Philippsen
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© 2015 Getty Images
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Vor 30 Jahren litten alle vor dem Fernseher mit dem 17-jährigen Rotschopf mit, als der die Tenniswelt in Wimbledon aus den Angeln hob. Jetzt muss Boris Becker an seinem Jubiläum selbst auf der Tribüne leiden, mit Novak Djokovic - und der ist eigentlich sauer auf seinen großen Coach.

London - Das hatte sich Boris Becker ganz anders vorgestellt. Wer konnte erwarten, dass sich Novak Djokovic im Achtelfinale gegen Kevin Anderson derart quälen würde - und damit auch seinen prominenten Coach. Der hockte drei Stunden lang zutiefst angespannt in der Player's Box, rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her, knibbelte an seinen Fingern. Es war kaum auszuhalten. Und kurzzeitig wünschte sich Becker wohl, wäre er doch bloß BBC-Kommentator geblieben.

Denn erst stand es 0:2, dann doch noch 2:2. Becker litt, wie die Menschen vor genau 30 Jahren mit ihm mitgelitten hatten, als er selbst auf dem Platz zwischen Himmel und Hölle getaumelt war. An jenem schicksalhaften 7. Juli 1985, als dieser rotblonde 17-jährige Leimener die Tenniswelt plötzlich aus den Angeln hob. 

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Am 7. Juli 1985 hob Becker die Tenniswelt aus den Angeln

Und eigentlich wollte Becker seinen großen Jubeltag ja dementsprechend begehen, stattdessen aber geht das Leiden für ihn heute weiter: Den fünften Satz muss Djokovic noch zu Ende spielen - und wer weiß, ob er seinem Trainer am Ende nicht noch das Jubiläum vermiest. 30 Jahre nach Beckers persönlicher Mondlandung - wie er selbst so gerne sagt - würde der Titelverteidiger erstmals seit Sampras 2001 im Achtelfinale rausfliegen, na halleluja. Und obwohl Djokovic in Wimbledon nichts anderes als den Sieg will, wäre das Worst-case-Szenario vielleicht eine kleine klitzekleine Retourkutsche. Schließlich hatte Becker Djokovic' serbische Seele zum Turnierbeginn ganz schön zum Kochen gebracht. Dabei schienen die Zeiten ja eigentlich vorbei zu sein, in denen Becker zielsicher jeden Fettnapf ansteuerte. Nun war er mitten reingelatscht - und schon hatte er den Ärger. 

Denn Becker konnte es nicht lassen, die Versuchung war einfach zu groß. Bei seinem Interviewmarathon durch sämtliche Londoner Fernsehstudios, Radiosender und Zeitungsredaktionen stand er endlich mal wieder selbst im Mittelpunkt, als die große Tennislegende. Er war wieder gefragt, durfte von früher erzählen, und das kann er ja am besten. Deshalb hatte er auch das Buch zu seinem Wimbledon-Jubiläum herausgebracht. Djokovic hatte Becker allerdings bei seiner Verpflichtung ziemlich deutlich gemacht, wer der hier der Boss ist und dass er seine Plauderlaune drosseln müsse, besonders in den sozialen Netzwerken.

Becker in Wimbledon in Plauderlaune

Das machte Becker seither auch pflichtbewusst. Doch jetzt war der Drang einfach zu stark. Und so plauderte Becker munter aus, dass sich Novak und Roger Federer ja gar nicht mögen würden und dass er natürlich Djokovic im Match Zeichen und Anweisungen geben würde. Volltreffer! 

Federer gab den Verbal-Return gleich angesäuert zurück, Djokovic war erstmal bedient. In jeder Pressekonferenz musste er sich nun fragen lassen, ob er mit Becker eigentlich betrügen würde. Coaching sei doch schließlich verboten. Doch das kleine Strohfeuer ist intern gelöscht und die Atmosphäre bereinigt. Und nun kann Becker wieder als der Einflüsterer und Insider in den ehrwürdigen Club-Mauern glänzen, der schon vor einem Jahr geschickt die Fäden im Hintergrund zog und die Aura des großen Champions auf Djokovic übertrug - und heute wäre ein bisschen dieser Becker-Magie besonders wichtig!


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