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Julia Görges: "Ich will zurück in die Top-20 der Weltrangliste"

  • Aktualisiert: 15.12.2014
  • 11:51 Uhr
  • ran.de / tennis.de / Dominik Hechler
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Julia Görges hat zwei eher durchwachsene Tennis-Jahre hinter sich. Nach ihrer hartnäckigen Handgelenksverletzung in der Saison 2013 hat sie lange Zeit nicht wieder zu ihrer Form gefunden. Doch jetzt will die Norddeutsche wieder angreifen. Im exklusiven Interview mit ran.de und tennis.de spricht Görges unter anderem über das verlorene Fed-Cup-Finale mit Deutschland, ihr vergangenes Tennis-Jahr und ihre Ziele für die Saison 2015. 

ran.de / tennis.de: Frau Görges, die Niederlage im Fed-Cup-Finale mit der deutschen Mannschaft gegen Tschechien liegt nun einige Wochen zurück. Wie groß ist die Enttäuschung noch?

Julia Görges: "Die ist schon noch sehr groß. Wenn man im Finale steht, will man das natürlich auch gewinnen. Im Endeffekt waren die Tschechinnen aber zu gut. Ich denke, dass wir am ersten Tag zu viel an Boden verloren haben. Wobei wir am zweiten Tag noch unsere Chancen hatten.

Wenn Angie Kerber ihr Match gegen Petra Kvitova gewonnen hätte, glaube ich nicht, dass das zweite Einzel aus unserer Sicht verloren gegangen wäre. Aber wir werden unsere Lehren aus dieser Niederlage ziehen und haben ja noch ein sehr junges, gutes Team und somit die Chance, es nächstes Mal besser zu machen."

ran.de / tennis.de: Welche Lehren haben Sie denn aus der Pleite gegen Petra Kvitova und Co. gezogen?

Görges: "Vor allem die Erfahrung, die wir alle in Prag gemacht haben. Ich kann ja nur von mir sprechen, die an der Seite gesessen und am Ende noch das Doppel gespielt hat. Ich denke da vor allem an die Nervosität, die bei uns durch diese unfassbare Atmosphäre in der Halle entstanden ist. Du wirst da ja einfach in so einen Kessel geworfen.

Es war unser erstes Finale und dann gleich vor 11.000 Zuschauern, wovon 10.000 Fans gegen Dich sind. Diese Erfahrung hat uns allen sehr viel gebracht und ich glaube schon, dass uns das für ein nächstes Finale unheimlich viel bringen wird."

ran.de / tennis.de: Sie haben gemeinsam mit Sabine Lisicki im Doppel immerhin noch den Ehrenpunkt für Deutschland geholt. Auch für Sie persönlich ein versöhnlicher Abschluss einer ansonsten durchwachsenen Saison. Wie schätzen Sie selbst Ihre Leistungen im Jahr 2014 ein?

Görges: "Ich muss erstmal sagen, dass ich im ersten halben Jahr 2014 ja noch meine 600, 700 Punkte aus dem Vorjahr zu verteidigen hatte und somit mein Platz in der Weltrangliste nicht wirklich leicht zu halten war. Das ist mir aber gelungen. Da hat man schon ganz andere Abstürze gesehen. Von daher bin ich relativ zufrieden mit der ersten Hälfte meiner diesjährigen Saison.

Wenn man sich um die 70, 80 in der Rangliste hält, obwohl man so viele Punkte zu verteidigen hatte und eben nicht gerade ein gutes Vorjahr gespielt hat, kann man schon zufrieden sein. Die Matches, die ich gewinnen musste, habe ich auch gewonnen. Und dann hatte ich enorm viele Drei-Satz-Spiele. Wenn ich nur die Hälfte davon erfolgreich bestritten hätte, wäre ich jetzt auch woanders.

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Lisicki/Görges holen den Ehrenpunkt

Das deutsche Doppel Sabine Lisicki und Julia Görges sorgte mit seinem Sieg zum Abschluss des Fed-Cup-Finales zwischen Tschechien und Deutschland in Prag wenigstens noch für den Ehrenpunkt. Endstand: Tschechien 3, Deutschland 1.

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Das kann man jetzt nicht mehr ändern, aber überhaupt wieder in die Situation solcher Matches zu kommen, war auch etwas sehr Positives. Denn das hatte ich in der Saison 2013 so gut wie gar nicht."

ran.de / tennis.de: Spielte dieses Jahr auch Pech eine Rolle?

Görges: "Ich hatte zum Beispiel in Wimbledon mit Lucie Safarova und auch bei den US Open mit Flavia Pennetta nicht gerade leichte Auslosungen. Gegen Safarova verliere ich dann knapp 6:7, 6:7 und gegen Pennetta in drei Sätzen. Da hätte ich schon einige Weltranglistenpunkte sammeln können. Es waren einfach schon sehr viele unglückliche Niederlagen dabei, bei denen ich gut gespielt und trotzdem verloren habe.

Aber gerade zum Ende der Saison 2014 war ich sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie ich wieder auf dem Platz stand. Mit meinem aktuellen Ranking kann ich aber natürlich nicht zufrieden sein. Da habe ich ganz andere Ansprüche an mich selbst. Allerdings bin ich endlich mal ein Jahr lang verletzungsfrei geblieben und habe mich spielerisch wieder deutlich nach vorne entwickelt. Deswegen schaue ich sehr positiv auf die kommende Saison und will wieder voll angreifen."

ran.de / tennis.de: Inwiefern hatten Sie auch in dieser Saison noch mit der 2013 erlittenen Handgelenksverletzung zu kämpfen?

Görges: "Gar nicht. Ich habe seit Ende 2013 überhaupt keine Probleme mehr. Die Verletzung hat zwar vier, fünf Monate gedauert, aber in dieser Saison war ich komplett schmerzfrei. Natürlich war das im vergangenen Jahr keine einfache Zeit, weil ich durch diese hartnäckige Verletzung ein wenig das Vertrauen in meine Schläge verloren habe.

Ich bin ja eine sehr aggressive Spielerin und wenn man da ein bisschen nachlässt und zurückzieht, ist die Qualität der Schläge eben nicht mehr da. Und wenn dann die Verunsicherung kommt, ergibt das keine gute Mischung."

ran.de / tennis.de: Sie mussten 2013 nach insgesamt 16 Erstrunden-Niederlagen und auch in dieser Saison nach sieben Pleiten in der Auftaktrunde immer wieder harte Kritik einstecken. Wie sind Sie damit umgegangen?

Görges: "Diese Kritik ist nicht so an mich herangekommen, weil ich grundsätzlich gar nicht mehr lese, was über mich geschrieben wird. Damit fahre ich ganz gut. Aber natürlich versuche ich immer wieder, mich meinen Niederlagen zu stellen. Das gehört im Sport dazu. Es gibt nur einen Gewinner und einen Verlierer. Und wenn es gut läuft, wird sehr positiv geredet und wenn es nicht so läuft, ist es genau umgekehrt.

Man muss da selbst eine Balance finden und mein Team, meine Familie und meine Freunde sind mir dabei eine große Hilfe. Sie stehen jederzeit zu mir. Man kann nicht immer nur Gutes erwarten. Aber da sieht man dann auch mal, wie viel wirklich hinter den Leistungen eines Rafael Nadal oder Roger Federer steckt, die konstant seit Jahren richtig gute Leistungen abliefern und ihre Matches gewinnen.

Ich arbeite aber auch sehr hart an mir, damit ich wieder dahin komme, wo ich in der Weltrangliste schon einmal war. Dabei gibt es sicherlich Rückschläge, aber oftmals kommt man umso stärker zurück."

ran.de / tennis.de: Hatten Sie zwischendurch auch einmal den Gedanken, aufgrund der Negativserie und der hartnäckigen Handgelenksverletzung den Tennisschläger an den Nagel zu hängen?

Görges: "Das eigentlich weniger. Denn ich finde, dass das Gesamtpaket an Qualität, das ich mitbringe, zu groß ist, als dass man nach zwei Jahren, in denen es nicht so gut gelaufen ist, sagt, ich werfe alles hin. Dafür bin ich meiner Meinung nach zu gut. Aber natürlich nagen diese Niederlagen an einem. Jeder will gewinnen, deswegen machen wir alle den Sport.

Ich bin aber davon überzeugt, dass sich das auch wieder drehen wird. Wenn man hart arbeitet und gut genug ist, erzwingt man das Glück auch irgendwann."

ran.de / tennis.de: Die deutsche Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner sagt, Sie seien vom Talent her mindestens eine Top-30-Spielerin und es würde eigentlich überhaupt nicht gehen, dass Sie "nur" auf Platz 75 der Weltrangliste rangieren. Wie ist das, selbst zu wissen, dass man viel mehr kann, es aber einfach in gewissen Phasen nicht in Erfolg umgewandelt bekommt?

Görges: "Das Wissen, dass ich schon einmal deutlich weiter oben in der Weltrangliste gestanden habe und ich eben das Leistungsvermögen habe, überhaupt dorthin zu kommen, hilft mir ungemein. Ich weiß, wozu ich schon einmal in der Lage war, dass ich mehrere Top-Ten-Spielerinnen geschlagen habe. Das vermittelt einem Mut und Zuversicht.

In den Phasen, in denen es nicht so gut läuft, muss man auch mal geduldig sein. 2013 habe ich mir auch vieles selbst zuzuschreiben. Ich habe nicht in jedem Match die Leistung gebracht, die ich hätte bringen müssen. Da hat einfach die Konstanz gefehlt. Das muss ich mir ankreiden. Dieses Jahr habe ich das aus meiner Sicht aber deutlich besser gemacht, auch wenn ich noch nicht so richtig dafür belohnt wurde.

Aber das kann man auch nicht gleich erwarten. Dafür sind die Gegner auf der WTA-Tour einfach zu gut. Trotzdem bleibe ich weiter am Ball und versuche mir die Konstanz zurückzuholen – auch wenn Niederlagen dabei herausspringen."

ran.de / tennis.de: Sie haben sich nun auf Ihrer Homepage mit einem offenen Brief an Ihre Fans gewandt und darin Ihre Ziele für die kommende Saison 2015 angedeutet. Wie sehen die aus?

Görges: "Ich möchte definitiv unter die Top-20 der Weltrangliste zurückkommen, mich gemeinsam mit Anna-Lena Grönefeld im Doppel für das Masters Ende 2015 qualifizieren und dann natürlich den Fed Cup gewinnen. Ob das dann nächstes oder übernächstes Jahr ist, wird man sehen. Aber diese Mission möchte ich definitiv noch zu Ende bringen."

ran.de / tennis.de: Das sind nach den zuletzt eher durchwachsenen Jahren sehr ambitionierte Ziele. Warum setzen Sie sich selbst von Beginn an so unter Erfolgsdruck?

Görges: "Das ist für mich kein Erfolgsdruck. Ich formuliere einfach nur Ziele, die ich im Einzel schon einmal erreicht habe. Das ist für mich die Qualität, die ich spielen kann und das sind die Ansprüche, die ich an mich selbst habe. Warum soll ich damit nicht offensiv umgehen? Ich will jetzt wieder ein Ausrufezeichen setzen und allen klar machen: 'Passt auf, ich will wieder dahin und dafür gebe ich alles'.

Ob dabei am Ende Platz 23, 18 oder fünf herausspringt, ist gar nicht so entscheidend. Es geht darum, sich Ziele vorzunehmen, sie anzuvisieren und sie umzusetzen. Für mich sind das auch keine unrealistischen Ziele. Wenn ich jetzt sagen würde, ich will im kommenden Jahr die Nummer eins der Welt werden, wäre das unrealistisch und nicht gerechtfertigt.

Mein Ziel Top-20 finde ich dagegen absolut gerechtfertigt vor dem Hintergrund, was ich in den vergangenen Jahren schon so gespielt und auf dem Platz abgeliefert habe."


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