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Seahawks at Vikings

Minus 20 Grad Celsius: Fr-r-r-r-reaking k-k-k-kalt

  • Aktualisiert: 22.02.2018
  • 14:49 Uhr
  • ran.de / Björn Hesse
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© 2016 Getty Images
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Wie übersteht man ein Spiel bei weniger als 20 Grad Außentemperatur? 50.000 Fans hielten am Sonntag in Minneapolis mutig der Kälte stand - mit teils ausgefallenen Methoden. ran.de hat mit den Anhängern vor Ort gesprochen und Tipps bekommen.

Minneapolis - Sonntagmittag 12 Uhr, Sonnenschein und minus 20 Grad Außentemperatur. Es könnte schlimmer sein. Zum Beispiel minus 25 Grad Celsius wie beim sogenannten "Ice Bowl" 1967 zwischen den Green Bay Packers und Dallas Cowboys. Dennoch ging das Wild Card Matchup zwischen den Minnesota Vikings und Seattle Seahawks am vergangenen Wochenende als drittkältestes NFL-Spiel in die Geschichte ein.

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Minus 29 Grad Windchill

Am härtesten traf es die circa 50.000 Zuschauer im unüberdachten TCF Bank Stadium, die bis zu vier Stunden in der Kälte ausharren mussten. Bei einer gefühlten Temperatur von um die minus 29 Grad hielt man es ohne gute Vorbereitung auch nicht lang aus. Noch nicht einmal die Fans aus Minnesota waren solch eisige Temperaturen beim Football gewohnt. Es war das kälteste Heimspiel der Vikings-Geschichte.

Seahawks Quarterback Russell Wilson hatte beim legendären 10:9-Auswärtserfolg Probleme, auf dem Spielfeld zu kommunizieren: "Es war so kalt da draußen, dass dein Mund gefror beim Versuch, mit den Jungs zu reden."

Josh Juergensen, ein eingefleischter Vikings-Fan, winkt ab: "Die Spieler brauchen sich gar nicht beschweren. Der Rasen ist beheizt und sie sind an der Sideline gut versorgt mit beheizten Sitzbänken und Wärmedecken." Josh hingegen reiste wie so viele einheimische Fans mit orange-farbenen Kaltwetter-Jagdklamotten mit 200 Gramm Rundumisolierung an. So ein Outfit wiegt schnell mal sechs bis acht Kilogramm. "Ich gehe oft jagen in den Sachen. Ich mache mir keine Sorgen über das Wetter. Mir wird warm sein."

Zwiebeltaktik für die Fans

Das oberste Gebot für alle Fans an diesem außergewöhnlichen Spieltag lautete: So viele Schichten wie möglich tragen. In der Straßenbahn zum Stadion sagte Zach Watson: "Ich trage vier Lagen. Ich habe eine lange Unterhose, eine Jeans, eine windabweisende Hose und darüber noch die Vikings Pyjama-Pants an." So wenig Haut wie möglich wollte Zach frei geben, also kam noch eine Sturmhaube und Vikings-Bommelmütze obendrauf. Einige Fans trugen Skimasken um ihr Gesicht vor dem eisigen Wind zu schützen.

Viele Seattle-Fans waren diese Kälte nicht gewöhnt. Doch reiseerfahren wie sie sind, kamen auch sie nicht unvorbereitet in das Land der Tausend Seen. Kyle Klosowicz und Mike Keegan reisten aus Chicago an. Bereits am O'Hare Flughafen zeigten sie ihre Geheimwaffe: "Hand und Foot Warmers sind deine Freunde". Ihre Reisetasche war voll mit lauter kleinen Beuteln, die, wenn sie erstmals mit Luft in Berührung kommen, sich automatisch aufheizen und für bis zu sieben Stunden die Wärme halten. Jeder Fan im Stadion war ausgestattet mit diesen kleinen Helferlein. In jeder verfügbaren Tasche am Körper wurden die Heat-Packs verstaut. Bei Frauen auch gerne mal im BH. "Das wärmt das Herz", meinte Vikings-Fan Kristi Etter.

Vor dem Kick-Off hielten sich Linda und Graig Benoit aus Spokane, Washington, im Hotel auf. Die beiden Seahawks-Fans hielten bereits beim Super Bowl 48 in New York ihrem Team die Treue und der Kälte stand. "You can't freeze out the 12's" stand auf Lindas Plakat. Die nette Rentnerin überraschte mit elektrischen Sockenwärmern.

Die Gameday-Organisatoren waren nach zwei Jahren im TCF Bank Stadion, einem College-Stadion welches den Vikings vorübergehend als Ausweichlösung diente, erfahren im Umgang mit der Kälte. In der Fan-Zone vor dem Stadion standen seit 9 Uhr beheizte Zelte bereit. Hand Warmers wurden verteilt und heißer Kaffee kostenlos ausgegeben. Bereits im Vorfeld wurden Fans ermutigt, Decken mitzubringen sowie Styropor- oder Pappstücke zum unter die Schuhe legen, damit die Kälte vom Betonboden nicht so schnell in die Füße zieht.

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Singen gegen die Kälte

Im Stadion fiel noch etwas Ungewöhnliches auf. Selten haben so viele Leute bei einem Football-Spiel gesungen. Anders als beim Fußball in Europa sind Fangesänge in US-Stadien eher die Seltenheit. Aber scheinbar wurde vor dem College-Stadion auch Glühwein ausgeschenkt oder die Fans hatten sich mit anderen angereicherten Getränken selbst versorgt. Zum Beispiel zu Bon Jovi's "Living On a Prayer" ließen sich die Minustemperaturen kurzzeitig wunderbar weg singen.

Etwas Gutes hatte die Kälte dann doch: Selten waren NFL Playoff-Tickets so günstig. Viele Fans blieben bereits im Vorfeld dem Stadion fern und wollten das Spiel lieber gemütlich vor dem heimischen TV verfolgen. Dadurch konnte man im Internet teilweise für weniger als 50 Dollar Tickets ergattern. Besonders für viele Seahawks-Fans ein Schnäppchen. Normalerweise beginnen die Preise in der Football-Hochburg Seattle für ein Playoff-Heimspiel bei 400 bis 500 Dollar. Selbst in Verbindung mit einem Inlandsflug und Hotel kamen die Anhänger bei diesem Wild-Card-Spiel günstiger davon.

Während die Vikings-Fans nach dem verschossenen Blair-Walsh-Field-Goal betröppelt und wütend nach Hause stapften, waren viele Seahawks-Anhänger nach dem glorreichen Sieg in der Innenstadt im "8th Street Grill" zusammen gekommen. Bereits am Samstagabend hatten sich in der Sports Bar mehr als 300 Fans auf das Spiel eingestimmt. Unter ihnen Johnny Mlath mit einem legendären Steve Largent Retro Trikot, der jetzt endlich seine globigen Cabela's Boots ausziehen konnte: "Es war zwar saukalt, aber ich kann sagen, dass ich dabei war und die Kälte überlebt habe!"

Aus Minneapolis berichtet: Björn Hesse


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