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Union-Trainer zu Besuch bei ran.de

Exklusiv-Interview mit Jens Keller: "Habe nie etwas gegen Schalke gesagt"

  • Aktualisiert: 22.02.2018
  • 15:05 Uhr
  • ran.de / Mike Stiefelhagen
Article Image Media
© 2016 Getty Images
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Union Berlins Trainer Jens Keller spricht im Exklusiv-Interview mit ran.de über das Erfolgsrezept der "Eisernen", seine schwierige Zeit auf Schalke und über seine Meinung zu RB Leipzig.

München/Berlin - Union Berlin steht mit 50 Punkten an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga und träumt mehr denn je vom Aufstieg in die Bundesliga. Ein Protagonist der erfolgreichen Saison ist Coach Jens Keller, der die "Eisernen" trotz prominenter Abgänge auf Bundesliga-Kurs hält.

Der gebürtige Stuttgarter spricht im Exklusiv-Interview mit ran.de über sein Erfolgsrezept, seine schwierige Zeit beim FC Schalke 04 und über das Projekt von RB Leipzig.

ran.de: Sie stehen neun Spieltage vor Schluss mit Union Berlin auf dem ersten Platz der 2. Bundesliga. Haben Sie diese Entwicklung bei ihrem Amtsantritt vorausgesehen?

Jens Keller: Ich bin von meiner Arbeit und dem, was das Team leisten kann, natürlich überzeugt. Aber das wäre damals völlig größenwahnsinnig gewesen. Union Berlin war zuvor in der zweiten Liga noch nie besser als Platz sechs. Mir war sofort klar, dass das Team Potenzial hat, aber dass wir so eine gute Runde spielen, das war nicht abzusehen. 

ran.de: Vor allem, da Sie vor der Saison Top-Stürmer Bobby Wood abgeben mussten. Dann ging mit Collin Quaner noch einer der besten Scorer. Wie konnten Sie diese Rückschläge verkraften? Reichte dafür Winter-Neuzugang Sebastian Polter und die Team-Fähigkeit aus?

Keller: Ja, es ist genau so, wie Sie sagen. Stichwort: Team. Wir sind ein Team und funktionieren zusammen. Wir haben zusammen Spaß, die Truppe ist sehr lernwillig und professionell. Und das ist der Schlüssel, warum wir derzeit so erfolgreich sind. 

ran.de: Team-Zusammenhalt ist das Eine, die Methoden des Trainers das Andere. Wo liegen Ihre Qualitäten als Trainer? 

Keller: Ganz klar in der Führung der Mannschaft. Ich glaube, ich kriege die Mannschaft gut auf meine Seite, wenn es um das Umsetzen von Dingen geht. Aber auch im Zwischenmenschlichen. Ich beziehe das Team oft mit ein und behandele die Spieler mit großem Respekt. So bleibt das Klima gut.

ran.de: Und wo würden Sie sagen, könnten Sie noch etwas von anderen Kollegen lernen? Gibt es Verbesserungs-Potenzial?

Keller: Ich bin 46 Jahre alt. Wenn da nicht noch Potenzial wäre, würde ich irgendetwas falsch machen. Aber jetzt speziell gibt es nichts, was ich mir gerade abschaue. Man entwickelt sich immer weiter und blickt über den Tellerrand hinaus. Es wird immer Dinge geben, die man verbessern kann. Aber im Moment sind mein Trainer-Team und ich auf einem guten Weg.

ran.de: Sie haben vor wenigen Monaten gesagt, Trainer müssen lernen, mit den Medien umzugehen. Aber einige Medienvertreter würden sich in Sachen Fußball nicht weiterbilden. Können Sie das konkretisieren?

Keller: Es ist einfach so: Wenn ich meine Ausbildung zum Fußball-Lehrer mache, muss ich eine Medienschulung machen. Und mich auf die Medien einstellen. Ich glaube aber nicht, dass jeder Reporter eine Ausbildung im fußballerischen Bereich hat. Wenn ein Reporter über taktische und mannschaftliche Dinge schreibt, aber erstens nie selbst gespielt und zweitens nie eine Ausbildung dazu gemacht hat, finde ich das sehr vermessen.

ran.de: Von der Weiterbildung zur Weiter-Entwicklung. Es werden immer wieder Regeländerungen im Fußball diskutiert, vom Wunsch nach mehr Auswechslungen über Zeitstrafen zum Abschaffen des Elfmeterschießens. Was würden Wie gerne ändern?

Keller: Ich bin im Grunde sehr zufrieden. Man darf im Fußball nicht zu viel verändern. Der Videobeweis würde sicherlich vielen Leuten helfen. Nur die Umsetzung in der Praxis ist nicht ganz so einfach. Wenn man wegen jedem Scheiß den Videobeweis ruft, verfehlt es auch die Wirkung. An sich würde es - richtig umgesetzt - dem Fußball helfen. Damit es in gravierenden Situationen nicht so viele Fehlentscheidungen gibt. 

ran.de: Als Trainer von drei Traditionsvereinen, also VfB Stuttgart, Schalke 04 , Union Berlin, und als erfahrener Coach im Jugendfußball. Ganz neutrale Frage: Wie sehen sie das Projekt RB Leipzig?

Keller: Ich sehe das Projekt sehr positiv. RB Leipzig gibt sehr viel Geld aus, keine Frage. Aber sie setzen ihr Geld sinnvoll ein. Und das ist eben der große Unterschied. Wenn man jetzt zum Beispiel nach München schaut. Dort wird auch viel Geld ausgegeben. Ob das wirklich so sinnvoll ist, müssen die Beteiligten wissen. Wenn man den Weg von RB Leipzig sieht, dann stehen Sie nach dem Aufstieg nicht zu Unrecht oben in der Tabelle. Sie legen viel Wert auf junge Talente, fördern diese, entwickeln sie weiter und da steckt zumindest ein Plan dahinter. Sie werden in den nächsten Jahren schon eine Mannschaft sein, die im oberen Bereich mitspielt. 

ran.de: Mit den finanziellen Mitteln wird das dann wahrscheinlich auch der Anspruch sein.

Keller: Wie ich schon sagte: Finanzielle Mittel sind das Eine, diese richtig einzusetzen, das Andere. Und RB Leipzig macht das richtig gut. 

ran.de: Im Sat.1 Frühstücksfernsehen haben Sie kürzlich gesagt, dass zu ihrer Zeit auf Schalke "einige Dinge passiert sind, die nicht der Wahrheit entsprochen haben". Viele Medien titelten von "Kellers Abrechnung mit Schalke". Was genau werfen Sie Schalke vor?

Keller: Ich habe damit nicht Schalke etwas vorwerfen wollen, sondern den Medien. Dort standen häufiger Sachen, die in der Form nicht stimmten. Ich bin es auch langsam Leid, über Schalke zu reden. Es sind nun fast drei Jahre, seitdem ich weg bin. Ich bin jetzt bei Union und habe da unheimlich viel Spaß. Und deswegen möchte ich auch nicht mehr groß über Schalke reden. Ich habe aber nie etwas gegen den Verein gesagt. 

ran.de: Eine Frage, die nur indirekt etwas mit Schalke zu tun hat. Unter ihnen haben Max Meyer, Leon Goretzka und Leroy Sane ihr Erstliga-Debüt gegeben. Wie sehen Sie deren Entwicklung?

Keller: Das sind großartige Talente. Alle drei haben das Potenzial Weltstars zu werden. Leroy Sane spielt eine super Rolle bei Manchester City, Leon Goretzka wird auch Angebote vorliegen haben. Max Meyer ist unter Markus Weinzierl so ein bisschen hintendran geraten, aber auch er hat enorme Qualität. Das sind drei hochtalentierte Jungs, die noch einen ganz, ganz großen Weg vor sich haben.

ran.de: Was nervt Sie mehr: Fragen über den FC Schalke 04 oder Fragen zum möglichen Aufstieg mit Union?

Keller: Fragen zum FC Schalke 04. Fragen zum Aufstieg lassen sich ja nicht ausschließen.

Das Interview führte Mike Stiefelhagen

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