Bundesliga
Darum ist Flick im Machtkampf mit Salihamidzic chancenlos
- Aktualisiert: 17.04.2021
- 09:39 Uhr
- ran.de/Carolin Blüchel
Würde das Leistungsprinzip gelten, müsste Bayern-Trainer Hansi Flick den Machtkampf gegen Sportvorstand Hasan Salihamidzic locker gewinnen. Doch diesmal gelten andere Regeln. ran.de erklärt, warum dem so ist.
München - Zu kitten ist hier gar nichts mehr. So hat es den Anschein. Vor dem Bundesliga-Spiel beim VfL Wolfsburg (Samstag, ab 15:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) ließ Bayern-Trainer Hansi Flick erneut seinem Unmut in Bezug auf die Dauerfehde mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic freien Lauf. "Ich bevorzuge Harmonie", so der Coach. Zwar müsse man Konflikte in Kauf nehmen. Aber: "Wenn's harmonisch zugeht, ist die Chance, um Erfolg zu haben, mit Sicherheit vielversprechender. Das sind auch meine Werte."
Ob es für die Bayern unter harmonischeren Umständen für das Champions-League-Halbfinale gereicht hätte, ist Spekulation. Flick hält es offenbar für möglich – zumindest zwischen den Zeilen. Dass sich das Zerwürfnis zwischen Trainer und Sportvorstand auf die Mannschaft auswirkt, hatte auch Joshua Kimmich schon vor einigen Wochen in einem Interview bestätigt.
Fest steht demnach: In dieser Konstellation kann es in der nächsten Saison kaum weitergehen. Doch wer muss weichen? "Brazzo" oder Flick? Ginge es um das Leistungsprinzip, wären Salihamidzics Tage an der Säbener Straße gezählt.
Salihamidzics magere Ausbeute
Während Flick in seiner ersten kompletten Saison als Cheftrainer bereits seinen siebten Titel anstrebt, ist die Ausbeute des Sportvorstands eher mager. In Sachen Kaderplanung und Transferpolitik gelang dem 42-Jährigen seit Amtsantritt als Sportdirektor 2017 mit Alphonso Davies und Leon Goretzka nur zwei echte Volltreffer.
Dem gegenüber stehen Transferflops wie Bouna Sarr, Douglas Costa oder Alvaro Odriozola. Auch Marc Roca und der lang verletzte Lucas Hernandez werden den Erwartungen bis dato noch nicht gerecht. Auch wenn Letzterer gerade beim Champions-League-Aus gegen Paris Saint-Germain zeigte, dass er bei den Bayern noch eine große Zukunft haben könnte.
Dennoch: Nicht umsonst bezieht Ex-Bayern-Star Stefan Effenberg im "Sport 1 Podcast" Stellung: "Ich wäre immer pro Flick, das ist ganz klar." Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Doch im Kräftemessen mit Salihamidzic stand Flick von Beginn an auf verlorenem Posten.
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Personalie Boateng zeigt Machtverhältnisse auf
Sinnbildlich für die Machtverhältnisse beim Rekordmeister ist die Personalie Jerome Boateng. Unter Flick fand der Weltmeister von 2014 zu alter Stärke zurück, gehört wohl auch mit 32 Jahren aktuell zu den besten Innenverteidigern der Bundesliga.
Dementsprechend hätte der Trainer Boatengs Vertrag gerne verlängert. Doch dann sprach der Aufsichtsrat überraschend ein Machtwort, obwohl er gar nicht zwingend zuständig gewesen wäre. Der Verdacht liegt nahe, dass Uli Hoeneß die treibende Kraft gewesen sein muss.
Schon vor zwei Jahren war Boateng beim Ehrenpräsidenten in Ungnade gefallen, als er nach dem Gewinn der Meisterschaft nicht mit seinen Teamkameraden in der Kurve gefeiert hatte. Hoeneß bezeichnete Boateng daraufhin als "Fremdkörper" und legte ihm den Abschied nahe. Sich von dieser Aussage wieder zu distanzieren, ist für Hoeneß offensichtlich nicht denkbar. Auch wenn sich Boateng seitdem wieder bestens ins Team integriert hat.
Dass Salihamidzic die Trennung von Boateng dann auch noch vor Anpfiff des Champions-League-Hinspiels gegen PSG im TV verkündete, muss sich für Flick wie ein Schlag in die Magengrube angefühlt haben.
Hoeneß ist Salihamidzics Lebensversicherung
Überhaupt beklagt der Trainer schon länger, kaum Mitspracherecht bei der Kaderplanung zu haben. Wunschspieler wie Kai Havertz, Timo Werner oder Sergino Dest wurden ihm verwehrt. Ob Hoeneß aber den Daumen hebt oder senkt, hat immer Konsequenzen.
Genau das ist Salihamidzics Lebensversicherung. 2017 machte Hoeneß den früheren Publikumsliebling als völligen Rookie zum Sportdirektor. Kurz vor seinem Rücktritt als Präsident überzeugte er dann den Aufsichtsrat, "Brazzo" am 1. Juli 2020 in den Vorstand zu befördern.
Damit gab Hoeneß seinem Schützling quasi eine Jobgarantie. Denn nur der Aufsichtsrat könnte Salihamidzic auch wieder absetzen. Solange Hoeneß selbst diesem Gremium angehört, ist das aber nicht vorstellbar. Würde der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Herbert Hainer einen derartig folgenschweren Beschluss gegen Hoeneß Willen fassen, würde dies einer Entmachtung gleichen.
Flick deutet Abschied an
Auch Flick ist sich dessen bewusst, dass es soweit nicht kommen wird. Und so ist vielleicht seine Aussage bei "Sky" nach dem Champions-League-Aus am Dienstag schon als Abschied zu werten.
"Meine Familie würde mich immer unterstützen, ob ich jetzt beim DFB wäre und einen ganz anderen Rhythmus hätte, das wäre für sie völlig egal. Entscheidend ist für sie, dass der Job Spaß macht." Auf den Trainerjob beim FC Bayern dürfte das aktuell nicht mehr zutreffen.
Carolin Blüchel
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