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Horst Heldt und Markus Gisdol

Das zweifelhafte Retter-Duo des 1. FC Köln

  • Aktualisiert: 21.11.2019
  • 20:36 Uhr
  • ran.de/Tim Brack
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© imago images/Eduard Bopp
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Der 1. FC Köln hat stolz seine neue sportliche Führung präsentiert: Trainer Markus Gisdol und Sportchef Horst Heldt sollen den Klub vor dem Abstieg bewahren - doch es gibt Grund zum Zweifeln. 

München/Köln – Beim 1. FC Köln waren die Verantwortlichen bemüht darum, die Verdienste von Markus Gisdol hervorzuheben. Der neue Kölner Cheftrainer trägt den inoffiziellen Titel "HSV-Retter", weil er die Hanseaten 2017 vor dem Abstieg bewahrte.

"Markus Gisdol hat schwierige Situationen gemeistert und uns mehr als überzeugt, man kann sagen: Er brennt", hatte Kölns Präsident Werner Wolf bei der Vorstellung erklärt. Die Botschaft, die in diesen Worten mitschwang, war eindeutig: Dieser Trainer hat schon mal ein Wunder vollbracht – seid hoffnungsvoll FC-Fans!

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Zweifeln erlaubt

Auch der neue Sportchef Horst Heldt weiß auf den ersten Blick das Kölner Herz anzusprechen: ehemaliger FC-Profi, Karnevals-Connaisseur und sehr verbunden mit dem Klub. Vor zwei Jahren wollte Heldt bereits nach Köln, doch damals verweigerte ihm sein Arbeitgeber Hannover 96 die Freigabe. Bei seiner Vorstellung sagte er nun stolz: "Es war ein Traum, noch einmal im Leben für meinen Klub arbeiten zu dürfen." "Mein Klub", da schwingt sehr viel Pathos mit – und der gehört durchaus zum Lebensgefühl des 1. FC Köln.

Haben die Kölner Chefs also die perfekte Lösung für den Abstiegskampf in der Bundesliga gefunden? Das wird sich noch zeigen. Es dürfen aber durchaus Zweifel an den Retter-Qualitäten des Duos geäußert werden.

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Kritik an Gisdol

Zwar hat Gisdol den HSV einst gerettet, er hat ihm in der darauffolgenden Saison aber auch den Weg in die zweite Liga gewiesen. Den Vollzug des ersten Abstiegs der Hamburger Vereinsgeschichte erlebte Gisdol allerdings nicht mehr an der Seitenlinie – er wurde bereits im Januar entlassen.

Die Kritik, die auf ihn einprasselte, bezog sich vor allem aufs Sportliche: zu ideenlos, zu wenig Impulse von der Bank. In Hamburg ließ Gisdol vor allem Pressing und schnellen Umschaltfußball spielen. Er erarbeitete sich zudem den wenig erfreulichen Ruf, ein schlechter Einwechseler zu sein.

Auch die Kölner Basis übte nun laut genug Kritik an der Verpflichtung von Gisdol. "Man nimmt das natürlich wahr. Aber ich habe versucht, das auszublenden", sagte der 50-Jährige dazu. Es sei legitim, sich zu äußern, "aber ich weiß, warum ich hier bin und was ich leisten kann."

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Altbekannte Muster und Spieler

Zu seiner Taktik sagte Gisdol vor dem ersten Training noch: "Welche Systematik wir spielen, kann ich noch nicht sagen. Ich muss die Mannschaft erst mal kennenlernen." Doch nach der ersten Einheit ließen sich schon einige altbekannte Muster erkennen. Wieder scheint Gisdol auf ein 4-2-3-1 zu setzen – schon sein Lieblingssystem in Hoffenheim und Hamburg. Abwehrspieler Rafael Czichos wusste im Anschluss zudem zu berichten, dass der neue Chef eine klare Spielidee habe. "Wir wollen kompakt stehen und dann schnell umschalten." 

In Hamburg kam Gisdols System nicht sofort bei den Spielern an. In seiner Retter-Saison holte er nur einen Punkt in den ersten fünf Partien. Eine solche Bilanz würde in Köln niemanden erfreuen. Zuerst geht es für Gisdol nach Leipzig, danach folgen Spiele gegen die Abstiegskonkurrenten FC Augsburg und Union Berlin. Bei letzteren Partien muss Gisdol schon liefern. Er mahnte jedoch an: "Wir müssen hier Ruhe reinbringen - die Panikmache hier ist relativ groß."

Interessant wird sein, wie Gisdol, dessen Vertrag bis 2021 gilt, aber nur für die Bundesliga, den kriselnden Stürmer Anthony Modeste ein- und aufbaut. Die beiden kennen sich aus ihrer Zeit in Hoffenheim, gingen aber nicht unbedingt als beste Freunde auseinander. Modeste schloss sich damals Köln an, weil er bei der TSG ohne Chance war. Nun sind sie wieder vereint. Im ersten Training unter Gisdol gab Modeste nun den alleinigen Hauptdarsteller im Sturm.

Heldts letztes Zeugnis enttäuscht

Während Gisdol ein neues Gesicht in Köln ist, kommt Heldt als Altbekannter. Seine Vorstellung als Identifikationsfigur konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch er nicht den bedingungslosen Rückhalt im Verein genießt.

Denn als er dem höchsten Beschlussorgan des FC als möglicher Sportchef vorgestellt wurde, lehnte dieser ihn erst einmal ab. Heldt gab sich umsichtig, nachdem er den Job am Ende doch bekommen hatte: "Das ist legitim, sinnvoll und richtig, dass sich der Verein mit mehreren Kandidaten beschäftigt hat."

Es war eine Geste der Versöhnung, nachdem über das Zustandekommen seines Engagements wohl doch die ein oder andere Augenbraue gehoben wurde. Denn Heldt hatte seinen noch bestehenden Vertrag mit Hannover 96 aufgelöst, just bevor er in Köln anheuerte.

Manche Kritiker mutmaßten, er hätte einen Tipp von seinem Freund und Vorgänger Armin Veh bekommen. Heldt entgegnete: "Das war Weitsicht." Es sei "eine Spekulation" gewesen, weil im Herbst und Winter oft Personalbedarf in der Liga herrsche. "Ich wollte unabhängig und flexibel sein."

Die Skepsis, die Heldt entgegenschlagt, könnte ihren Ursprung aber auch in Heldts Arbeit bei Hannover 96 haben. Dort war er in der vergangenen Saison für die Zusammenstellung eines Kaders zuständig, der eher weniger bundesligatauglich war. Hannover stieg am Ende ab.

Mit dem FC soll es nun anders laufen. Ob Heldt wirklich so gut zum Kölner Klub passt, wird sich erst zeigen müssen. Die Arbeit eines Sportchefs braucht erfahrungsgemäß mehr Zeit, bis sie ihre Wirksamkeit entfaltet.

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