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Trainer-Beben beim FC Bayern

FC Bayern München: Thomas Tuchel wird neuer Trainer werden - passt das?

  • Aktualisiert: 25.03.2023
  • 08:48 Uhr
  • ran.de / Tobias Hlusiak
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Thomas Tuchel wird den Trainerposten von Julian Nagelsmann übernehmen. Dies ist die Vollendung einer Verbindung, die sich über Jahre angebahnt hatte. Aber passt der ehemalige BVB-Coach überhaupt zum deutschen Rekordmeister?

Von Tobias Hlusiak

Die Bayern-Bosse haben es offenbar eilig.

Mitten in der Saison vollziehen Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic und der Rest der Münchner Führungsetage einen Schritt, der intern offenbar überfällig war, große Teile der Öffentlichkeit aber überraschte: Julian Nagelsmann wurde als Trainer des Rekordmeisters abgelöst und durch Thomas Tuchel ersetzt.

Damit installiert der deutsche Branchenprimus einen Coach, der seit Jahren immer wieder auf dem eigenen Zettel stand. Eine Zusammenarbeit kam allerdings nie zustande. Auch weil das Timing nicht stimmte.

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FC Bayern wollte Thomas Tuchel schon mal

2018 wäre der 49-Jährige schon einmal um ein Haar an der Säbener Straße gelandet. Damals aber zögerten die Bayern zu lange. Als man sich dazu durchgerungen hatte, den Trainer anzufragen, stand dieser längst in Paris im Wort. Stattdessen kam Niko Kovac, später Hansi Flick und schließlich Nagelsmann.

Tuchels Weg führte über Paris zum FC Chelsea und nun schließlich nach München, nachdem er vergangenen September in London seinen Stuhl räumen musste.

FC Bayern: Klare Anforderungen an Thomas Tuchel

Beim FC Bayern halten sie dem 49-Jährigen nun mit vereinten Kräften die Tür auf. Der gebürtige Stuttgarter, der seit Jahren in München eine Wohnung besitzt, soll kurzfristig die ambitionierten Saisonziele retten. Und viel mehr.

Schon am kommenden Montag ist vorgesehen, dass er das Training leitet. Die Zeit drängt. Wenige Tage später steht das Gipfeltreffen mit Borussia Dortmund auf dem Programm. Dass die Bayern in genau dieses Spiel nur als Tabellenzweiter gehen, hatte Nagelsmanns Demission beschleunigt.

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"Das ist nicht das, was Bayern bedeutet. So wenig Antrieb, Mentalität, Zweikampfführung, Durchsetzungsvermögen - das habe ich so selten erlebt", fällte Sportvorstand Salihamidzic nach der 1:2-Niederlage in Leverkusen am vergangenen Sonntag ein vernichtendes Urteil.

Tuchel dürfte diese Worte als klaren Auftrag verstehen.

Er soll die Mannschaft einerseits wieder an grundlegende Tugenden erinnern, sie andererseits aber zunächst einen. Immer wieder ist in diesen Stunden zu lesen, Nagelsmann habe "die Kabine verloren". Die Stimmung innerhalb des Teams sei im Bezug auf den Trainer geteilt gewesen. Tuchel soll und muss dies ändern. Er verfügt über die Erfahrung, dies zu tun.

FC Bayern: Vertrauen die Stars Tuchel?

Tuchel arbeitete in Dortmund, Paris und London mit Weltstars zusammen, die größtenteils auch danach noch von ihm begeistert waren. Stars wie Thiago Silva oder Gigi Buffon outeten sich als wahre Tuchel-Fans. Die italienische Torhüter-Legende sagte zuletzt bei "Bobo TV": "Das Training und seine offensiven Ideen waren außergewöhnlich, die eines Top-Top-Top-Trainers. Dabei war er fast noch ein Nobody, als er nach Paris kam."

Der Deutsche habe es geschafft, sofort ein Gefühl für die Kabine zu bekommen. Buffon schwärmte: "Ich habe nur wenige Leute kennengelernt, die so intelligent sind."

Tuchel gewann die Champions League und genießt in der Branche einen fachlich ausgezeichneten Ruf. Seine taktischen Fähigkeiten und Akribie sind unwidersprochen. Beleg dafür: Tuchel wurde als FIFA-Welttrainer 2021 ausgezeichnet - vor dem italienischen Europameistercoach Roberto Mancini und einem gewissen Pep Guardiola. 

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Für die Kommunikation mit dem kickenden Starensemble seines neuen Arbeitgebers dürften diese Attribute von großem Vorteil sein. Der 49-Jährige läuft nicht Gefahr, von einzelnen Spielern nicht ernst genommen zu werden. Bei Nagelsmann war dies - vor allem zu Beginn seiner Amtszeit - nicht immer so.

Tuchel baut laut "Sky"-Informationen auch beim FC Bayern auf seine langjährigen Co-Trainer Arno Michels und Zsolt Löw. Michels begleitet Tuchel bereits seit dessen Zeiten als Cheftrainer beim 1. FSV Mainz 05. Löw wechselte 2018 aus Leipzig zu Tuchel nach Paris und war zuletzt auch für den ein oder anderen Cheftrainer-Posten im Gespräch - zum Beispiel beim VfB Stuttgart.

Das eingeschworene Trainerteam arbeitet also seit Jahren vertrauensvoll und erfolgreich zusammen. Nur einer wird nicht mit in München aufschlagen: Benjamin Weber begleitet Tuchel ebenfalls seit dessen Mainzer Zeiten, zunächst als Video-Analyst und Scout, zuletzt ebenfalls als Co-Trainer, hat sich aber kürzlich als Sportdirektor dem SC Paderborn angeschlossen.

Nach ran-Informationen war Weber ein wichtiger Faktor, vor allem in der Beziehung zwischen Trainerteam und Spielern.

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Tuchel kurzfristig oder langfristig eine gute Lösung?

Zumindest kurzfristig dürfte die Verpflichtung Tuchels für den Rekordmeister kein großes Risiko bedeuten. Aber wie sieht die langfristige Prognose aus? Hier muss man zumindest ein kleines Fragezeichen setzen. Denn Tuchel ist ebenso erfolgreich wie streitbar.

Immer wieder geriet er in seiner Karriere mit anderen Alphatieren innerhalb des eigenen Klubs aneinander. In Paris lag er monatelang mit Sportdirektor Leonardo über Kreuz.

Beim BVB stimmte zum Ende hin so ziemlich nichts mehr im Verhältnis zur Chefetage um Hans-Joachim Watzke. Ein heute legendärer "Dissenz" führte zum Ende der Liaison.

Auch bei Chelsea konnte er sich nicht mit Neu-Besitzer Todd Boehly arrangieren. Der entließ ihn schließlich mit dem Verweis auf "fehlende gemeinsame Zukunftspläne" und ließ jede Menge Spielraum für Interpretationen.

Tuchel beim FC Bayern: Kompromisse für den Erfolg

Dass sich Tuchel nun in München ändern und ab sofort handzahm zeigen wird, darf wohl ausgeschlossen werden. Kahn und Salihamidzic haben aber - nicht erst mit ihrem Umgang mit der Causa Nagelsmann - bewiesen, dass sie Alleingänge ihrer leitenden Angestellten nicht dulden.

Das müssen beide Seiten hinbekommen, wenn sie langfristig erfolgreich zusammenarbeiten möchten: Tuchel muss einsehen, dass ein Verein wie der FC Bayern München niemals einen Alleinherrscher auf dem Trainerstuhl akzeptieren wird.

Die Bayern müssen einsehen, dass ein Trainer vom Format Tuchels selbst in München nicht akzeptiert, wenn man ihm in sportliche Entscheidungen hineinredet.

Markus Babbel glaubt, dass es auch für die Verantwortlichen in München "mit ihm vielleicht unangenehm" werde, wie er im Gespräch mit ran verriet. Aber: "Tuchel kam mit der Mannschaft immer klar, das ist das entscheidende." Deswegen ist sich der 50-Jährige auch sicher: "Zwei Titel gewinnt Tuchel definitiv. Und ich hoffe, es werden drei." 

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Funktioniert die Beziehung zwischen Tuchel und den Bossen, könnte der FC Bayern tatsächlich seinen idealen Trainer gefunden haben.

Und zwar nicht nur für die kurzfristigen Ziele, sondern für die dauerhafte Weiterentwicklung der Mannschaft auf höchstem Niveau.


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